Gespräch des Tages

LBBW - Folgenreiche Bemerkung

Der Anfang Oktober von den Gremien beschlossene und (demnächst) von der Bundesregierung nach Brüssel kommunizierte Maßnahmenkatalog einer Rückführung der Bilanzsumme der Landesbank Baden-Württemberg um 40 Prozent und der Mitarbeiterzahl um rund ein Viertel klingt wie ein Beitrag zu einer anderen Art der Konsolidierung im Landesbankensektor. Wenn in Stuttgart, München, Düsseldorf und Hamburg/Kiel die Redimensionierung so umgesetzt wird, wie die Gremien das schon beschlossen haben, dann käme das bis zum Ende dieser Wegstrecke im Jahre 2013 mindestens dem Wegfall einer der ehemals großen Landesbanken gleich.

Interessant ist daneben eine Variante, die über die IWF-Tagung in Istanbul in die Strategiedebatte der LBBW hineinschwappte. Umfasst die Absichtsbekundung aus Stuttgart zum Abbau von nicht strategischen Aktivitäten und Beteiligungen etwa auch die Option, Anteile an der Dekabank zu verkaufen? Wollte Heinrich Haasis von der internationalen Bühne aus die allgemeine Wirkung solcher Gedankenspiele testen? Das Thema wirft jedenfalls eine Grundsatzfrage auf, die in beiden Verbundgruppen geführt wird. Inwieweit sollten die Primärbanken entsprechend ihrem Umsatzbeitrag an den Verbundunternehmen beteiligt sein? Bekanntlich strebt die Düsseldorfer WGZ Bank mit diesem Argument gerade eine höhere Beteiligung an der R+V an (siehe Interview Böhnke in diesem Heft). Und im Sparkassensektor verbinden viele den Aufschwung des S-Leasings mit der direkten Beteiligung der Sparkassen an der Deutschen Leasing.

Für die LBBW wie auch für andere Landesbanken würde die Trennung von eigenen Leasing-Aktivitäten und/oder von ihren Deka-bank-Anteilen finanzielle Freiräume bei der eigenen Neuorientierung bieten. Es bleiben aber offene Fragen der Realisierbarkeit und mehr noch der strategischen Konsequenzen für den gesamten Landesbankenbereich einschließlich der Positionierung der Dekabank. Sofern Sparkassen bei der derzeitigen Kapitalausstattung überhaupt Anteile an der Dekabank kaufen könnten und wollten, dürften sie nur an derem Fondsgeschäft interessiert sein. Damit rücken freilich die alten DGZ-Geschäftsfelder der Dekabank zwangsläufig wieder in den Fokus der Landesbankenkonsolidierung insgesamt. Der vage Istanbuler Hinweis auf die strategischen Optionen der LBBW hinsichtlich ihrer Anteile an der Dekabank wirft letztlich die Frage nach einer Aufspaltung des Frankfurter Asset Managers auf. Es ist schwer vorstellbar, dass Heinrich Haasis diese Folgewirkungen seiner Istanbuler Bemerkungen nicht im Kalkül hatte.

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