Gespräch des Tages

Landesbanken - Hannover vor Stuttgart aber nur vorübergehend

Es war schon eine gewisse Überraschung der diesjährigen Bilanzsaison der Landesbanken, dass die durch den Stresstest gebeutelte Nord-LB für das Berichtsjahr 2011 unter allen Landesbanken mit 536 Millionen Euro das höchste Ergebnis ausgewiesen hat (ZfgK 9-2012). Und aufmerksame Betrachter haben sehr wohl den Einfluss von Sondereffekten beziehungsweise die Hebung von Reserven registriert. Doch Hannover vor Frankfurt (492 Millionen Euro), München (334 Millionen Euro) und Stuttgart (117 Millionen Euro) sowie Berlin und Hamburg/Kiel gar in den Minusregionen ist ohnehin nur eine vorübergehende Momentaufnahme in der Rangfolge der Konzernergebnisse vor Steuern der Landesbanken. Während die Nord-LB vorsorglich schon einem Rückgang vorbeugt, taxiert die LBBW für das abgelaufene erste Quartal dieses Jahres ihren Vorsteuergewinn auf rund 150 Millionen Euro und wagt "unter normalen Umständen" bereits die Prognose für ein verbessertes Ergebnis im Gesamtjahr 2012. Sie baut dabei nicht zuletzt auf das Segment Corporates mit seiner breiten Verankerung im Mittelstandsgeschäft, das mit 1,26 Milliarden Euro schon im Berichtsjahr 2011 seinen Ergebnisbeitrag um fast 50 Prozent steigern konnte.

In der aufsichtsrechtlich derzeit besonders relevanten Bewertungskategorie Kernkapitalquote darf die LBBW ohnehin die gewohnte Rangfolge unter den vier großen Landesbanken gewahrt sehen. Mit 12,9 Prozent liegt sie per Ende 2011 vor der Bayern-LB mit 11,4 Prozent, der Helaba mit 10,3 Prozent und der Nord-LB mit 9,4 Prozent. Und auch sonst ist man in Stuttgarter recht zielstrebig auf Restrukturierungskurs. So wurde das sogenannte Credit Investment Portfolio, also das als nichtstrategisch eingestufte Kreditersatzgeschäft, per Bilanzstichtag 2011 auf 36 Milliarden Euro abgebaut. Ende 2010 hatte es noch 56 Milliarden Euro betragen und Ende 2008 sogar 95 Milliarden Euro. Auch die gesamten Risikoaktiva wurden im Berichtsjahr von 121 auf 108 Milliarden Euro zurückgeführt. Sichtbare Bewegung gab es zudem im Abbau von Beteiligungen. Neben den Anteilen an der Deka-Bank, der Energiebörse EEX und der LBS Baden-Württemberg wurde Anfang dieses Jahres auch die LBBW Immobilien GmbH mit ihren 21000 Wohnungen veräußert. Und nicht zuletzt ist der vorgesehene Stellenabbau um 2500 Mitarbeiter zu mehr als drei Viertel bewältigt.

Für ein endgültiges Landesbankenranking nach welchem Beurteilungskriterium auch immer ist es freilich noch zu früh, bis in allen Regionen, also auch in Bayern, die Brüsseler Vorgaben umgesetzt und auch die Staatshilfen der Bundesländer wieder bereinigt sind. Im Berichtsjahr 2011 hat die LBBW aus ihrem operativen Ergebnis von 423 Millionen Euro für die Staatshilfe von fünf Milliarden Euro noch 306 Millionen Euro als Garantieprovision an das Land abgeführt. Und bisherigen Planungen nach soll im kommenden Jahr wie angekündigt mit einer Milliarde Euro die Rückzahlung der Gelder starten. Erst wenn alle regulatorischen Vorgaben greifen und die Brüsseler Verfahren abgewickelt sind, lässt sich also eine einigermaßen verlässliche Schlussbilanz des Landesbankenrankings ziehen. Aber nach derzeitigem Zwischenstand ist die LBBW in der deutschen Landesbankenszene dann wieder gut auf Kurs.

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