Aufsätze

Das Liquiditätsportal - frischer Wind für traditionelle Strukturen

Im September 2009 öffnete das Liquiditätsportal seine Online-Pforten mit dem Ziel, den Geldhandel für Sparkassen attraktiver und einfacher zu gestalten. Damit brachte die mittlerweile bei den Sparkassen etablierte Informations- und Vermittlungsplattform frischen Wind in die traditionellen Strukturen des Eigenhandels - und wird zukünftig um wichtige Angebote und Funktionen für die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe ergänzt.

Internetbasierte Geldhandelsplattform

Mit dem Start des Liquiditätsportals sollte der Liquiditätsausgleich zwischen den deutschen Sparkassen vereinfacht und dem starken Spread der Angebots- und Nachfragepreise entgegengewirkt werden, der sich aufgrund der Finanzmarktkrise und den oligopolen Marktstrukturen des deutschen Finanzmarktes ergeben hatte. Erstmals stand somit der Sparkassen-Finanzgruppe bundesweit eine internetbasierte Geldhandelsplattform zur Verfügung, die Angebot und Nachfrage der Institute direkt zusammenführte. Sparkassen mit einem Liquiditätsbedarf sowie Sparkassen mit einem Liquiditätsüberhang konnten so direkt miteinander Geschäftsabschlüsse tätigen, die erfreulicherweise zwischen den am Markt üblichen Geld-Brief-Spannen liegen.

Hinzu kam, ebenfalls vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise im Euroraum, ein zunehmender Bedarf an Anlagealternativen mit geringen Adressenausfallrisiken. Dafür ist die Geldhandelsplattform der GSD Gesellschaft für Sparkassendienstleistungen mbH aus Potsdam ein ideales Angebot an die Sparkassen, denn neben dem Geldmarktgeschäft besteht auch die Möglichkeit zum Abschluss von mittel- bis langfristigen Kapitalmarktgeschäften (Sparkassenbriefe und Schuldscheindarlehen). Insbesondere das Geldmarktgeschäft konzentriert sich in der Praxis häufig auf wenige Handelspartner. Zur Reduzierung derartiger Risikokonzentrationen und zur Optimierung der Eigenanlagen und Mittelaufnahmen unter Ertrags- und Risikogesichtspunkten, bietet die Plattform den Sparkassen eine solide und ideale Basis.

Intuitive Benutzerführung

Das Liquiditätsportal ist zu einem wichtigen Baustein im Geldhandel der teilnehmenden Institute geworden. Es vereint zahlreiche Vorteile für den nachhaltigen Liquiditätsausgleich. So entfallen die Auf- und Abschläge bei den Geld- und Kapitalmarktsätzen, da direkt mit anderen Sparkassen gehandelt wird, und der Geldhandel erfolgt zu attraktiven Zinssätzen. Außerdem überzeugt die Online-Plattform durch einfache und intuitive Benutzerführung. Das Einstellen eigener Offerten im Liquiditätsportal und die Interessenbekundungen auf Offerten anderer Institute sind ohne große Vorkenntnisse möglich, da die Funktionen alle selbsterklärend und sehr verständlich sind.

Für eine optimierte Kontingentüberwachung bietet der Statistikbereich zusätzlich die Möglichkeit, Geschäfte, die mit Teilnehmern außerhalb des Portals geschlossen wurden, nachträglich einzugeben, um diese in die wichtigen Auswertungen mit einzubeziehen. Neben diesen Vorzügen und der Benutzerfreundlichkeit loben Teilnehmer immer wieder auch die schnelle und unkomplizierte Abwicklung der Geschäfte, die über das Portal vermittelt wurden, und vor allem die Möglichkeit, neue Kontakte zu anderen Sparkassen knüpfen zu können.

Schnell wachsende Zahl an Geschäftsabschlüssen

Aktuell nutzen knapp 90 Institute der Sparkassen-Finanzgruppe aus ganz Deutsch land die Vorteile des unkomplizierten Eigenhandels über das Internetportal. Neben ost- und westdeutschen Sparkassen konnten auch die Naspa Dublin, die LBS Ost und Deutsche Sparkassen Leasing als Teilnehmer gewonnen werden. Dazu hat auch die konsequente Erweiterung des Produktangebots sowie die Weiterentwicklung und Optimierung verschiedener Prozesse im Portal grundlegend beigetragen. So wurde auf Hinweise verschiedener Sparkassen das Thema "Kreditnehmerlimite" genauer unter die Lupe genommen, mit der Zielsetzung, dass die Institute unter Beachtung des Regionalprinzips schneller auf die Offerten im Portal reagieren können.

Um den engen zeitlichen Zusammenhang von Limiteinräumung und Geschäftsabschluss zu entzerren, wurde die Möglichkeit des Einsatzes eines Sammelbeschlusses geprüft und umgesetzt. Durch die hiermit erreichte zeitliche Entkopplung von Limitfestlegung und eigentlichem Geschäftsabschluss können die Sparkassen schneller auf Offerten antworten. Die Erfolgsbilanz des Portals spiegelt sich vor allem auch in den Geschäftsabschlüssen wider. So stieg die Anzahl der Abschlüsse in 2012 um gut 112 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch beim Geschäftsvolumen der Abschlüsse, das über das Portal angebahnt wurde, verzeichnete die GSD eine Steigerung um 115 Prozent gegenüber 2011. Insgesamt, so die GSD, wurden seit dem Start des Liquiditätsportals Geschäfte mit einem Gesamtvolumen von mehr als 17,7 Milliarden Euro abgeschlossen.

Konsortialplattform als Erweiterung

Zur Stärkung der Positionierung sowie zur Vereinfachung und zur Prozessbeschleunigung im Konsortialgeschäft wird das Liquiditätsportal um die Komponente "Konsortialkredit" erweitert. Hierfür wurde eine technische Plattform entwickelt, welche bei der Akquise von Konsortialfinanzierungen helfen soll. Die Zielsetzung dieser Plattform ist es, eine einheitliche Andienung sowie eine Prozessbeschleunigung von Konsortialengagements zwischen Landesbanken und Sparkassen zu erreichen. Mit klar strukturierten Regelungen soll so eine Marktsituation geschaffen werden, in der - beispielsweise nach Ablauf der Andienungsphase - das potenzielle Konsortialgeschäft für weitere Landesbanken, Sparkassen und sonstige Nutzer der Plattform freigeschaltet wird.

Unter Berücksichtigung der aufsichtsrechtlichen Voraussetzungen können sich somit Sparkassen auch untereinander Konsortialkredite anbieten. Der Rollout der Plattform soll mit den ostdeutschen Sparkassen gestartet werden. Im ersten Schritt werden die zuständigen Landesbanken und die OSV-Sparkassen über den Start der Konsortialplattform informiert und zur Umsetzung entsprechende Workshops angeboten. Die Plattform wird noch in diesem Jahr zur Anwendung an Landesbanken und Sparkassen sowie weiteren Verbundpartnern übergeben. Mit der aktiven Nutzung der Plattform durch Sparkassen kann der Erwartungshaltung an schnelle und effiziente Prozesse im Konsortialkreditgeschäft mit den Landesbanken weiter Nachdruck verliehen werden.

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