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NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT - WEINGUT PAUL SCHUMACHER

Nichts macht mir mehr Spaß in meinem Beruf, als Winzer wie Paul Schumacher (Jahrgang 1957) zu entdecken. Jungwinzer kann man einen Mann in meinem und seinem Alter nicht mehr nennen, aber sein junggebliebener, wacher Geist hat ihn in wenigen Jahren weit nach vorn gebracht. Seine Spätburgunder-Rotweine sind eher dezent in der Farbe, filigran und sanft-herb, die Kraft stets herunterspielend. Dunkel, mächtig oder zu eichenbetont sind sie nie. Das hat bestimmt mit Pauls persönlichen Vorlieben zu tun, aber auch mit seinem großartigen Gespür für diese Traubensorte, mit einer ganzen Menge Erfahrung und intensivem Über-den-Tellerrand-gucken. Da hilft ihm sein zweiter Job sehr, bei dem er in seinem Labor ständig die Weine der Kollegen zu kosten bekommt. Auch hinsichtlich der Analysewerte haben seine Weine ein klares Profil. Während manche hochpreisigen Ahr-Spätburgunder bis zu 14,5 Prozent Alkohol enthalten, liegen seine Spitzenweine fast immer bei 13 Prozent, was angesichts der Klimaerwärmung erfreulich niedrig ist. Bei Paul Schumacher ist weniger definitiv mehr.

An Erfahrung mangelte es Paul Schumacher, dem gelernten Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft, nicht, als er 2003 sein eigenes Weingut gründete. Dreizehn Jahre hatte er in der Winzergenossenschaft Walporzheim, neun Jahre im Weingut Burggarten in Heppingen gearbeitet. Die Selbstständigkeit begann ganz bescheiden: in gemieteten Räumen und mit gerade mal einem halben Hektar. Drei Jahre später konnte er das einhundertvierzig Jahre alte Gebäude der ehemaligen Winzergenossenschaft Marienthal kaufen, und seine Rebflächen sind mittlerweile auf dreieinhalb Hektar, davon gut ein Hektar in Ersten Lagen, angewachsen. Im Marienthaler Trotzenberg, im Mayschoßer Mönchberg, im Bachemer Sonnenschein und im Walporzheimer Kräuterberg, den er 2008 erworben hat, stehen überwiegend Spätburgunder-Reben, aber auch Frühburgunder, Riesling und diverse andere Sorten; heuer hat er erstmals Grauburgunder angepflanzt.

Kaltmazeration, ein in Burgund übliches Verfahren, um möglichst optimal die Inhaltsstoffe aus den Trauben zu extrahieren, wendet Paul Schumacher bei seinen Rotweinen an, die er ausnahmslos in Holz ausbaut, die Weißweine in Stahl. Burgund - das ist sein großes Leitbild. So langlebig und charaktervoll wie die Pinot Noirs aus Frankreichs berühmtester Weinregion will er seine Spätburgunder haben. Mit seiner ausdauernden Hartnäckigkeit kann ihm das gelingen. Herausforderungen nimmt er gerne an.

"Sehr schwierige Jahrgänge, die sind mir am liebsten", sagt Paul Schumacher über seinen 2010er Walporzheimer Kräuterberg Spätburgunder. Ausgebaut im Barrique (Erstbelegung), wurde der Wein unfiltriert im Juni 2012 abgefüllt. Der Schieferboden mit Grauwackeanteil brachte einen kräuterigen Wein mit schönen Kirschnoten hervor - sehr burgundisch. Den Pinots aus aller Welt gehört sein größtes Interesse - und Oldtimern.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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