Fragen an ...

Norbert Winkeljohann - "Wir brauchen noch mehr Transparenz"

Wie unterscheiden Sie sich von Ihrem Vorgänger?

Den Unterschied zwischen mir und meinem Vorgänger können andere sicherlich besser beurteilen. Hans Wagener danke ich für seine Rolle als Vorausdenker und Visionär, die er für PwC mit großem Erfolg wahrgenommen hat.

Wofür steht PwC heute und wie soll das Unternehmen in Zukunft wahrgenommen werden?

PwC steht heute für Qualitätsführerschaft und auch für Marktführerschaft. In der Zukunft wollen wir noch stärker als Vorausdenker und Problemlöser für unsere Mandanten gesehen werden.

Die Position des Vorstandssprechers war bei PwC eine Domäne der Wirtschaftsprüfer. Sie gehören dem Geschäftsbereich Steuerberatung an. Ist von PwC ein Wandel - weniger Abschlussprüfungen hin zu mehr Beratung - zu erwarten?

Neben einem fachlichen Schwerpunkt, den ich in der Steuerberatung habe, war ich in den vergangenen Jahren für große deutsche Konzerne als Abschlussprüfer tätig. Ein starker Prüfungsbereich ist für uns das Rückgrat unseres Geschäfts. Wir werden daher das Prüfungsgeschäft bei PwC ausbauen. Aber auch unsere starken Beratungsbereiche (Steuerberatung, Unternehmensberatung) werden wir weiter ausbauen. Wir sind eine Prüfungs- und Beratungsorganisation. Diese breite Aufstellung gibt uns die Möglichkeit, unseren Mandanten ein Auslandsnetzwerk zur Verfügung zu stellen, das sie heute benötigen.

Wo sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen Ihrer Branche?

Unsere Herausforderungen liegen darin, den regulatorischen Anforderungen, die immer internationaler werden, zu entsprechen. Dieses setzt die massive Weiterentwicklung unserer internationalen PwC-Organisation voraus. Eine weitere Herausforderung liegt darin, hochqualifizierten Berufsnachwuchs hervorzubringen und diesen auf die weitere Internationalisierung der Wirtschaft vorzubereiten. Gemeinsam mit den anderen Big Four haben wir entsprechende Masterprogramme ins Leben gerufen, um Berufseinsteiger gezielt zu fördern.

Steht Ihre Branche nicht im Fokus, wenn es um eine verschärfte Regulierung geht?

Für unsere Branche gilt: Wir benötigen keine schärferen Regeln. Das Beispiel des Bilanz- und Börsenskandals Enron hat gezeigt, dass es trotz Verschärfung der Regulierung weitere Krisenszenarien in der Wirtschaft gegeben hat. Natürlich arbeiten wir permanent daran, unsere risikoorientierten Prüfungssystematiken zu verfeinern. In die Diskussion über die Weiterentwicklung der Regulierung bringen wir uns als PwC gerne ein. Wichtig ist für uns aber, dass die Wirtschaft im Allgemeinen und die Finanzbranche im Besonderen in der Pflicht stehen, der Politik eigene Vorschläge zur künftigen Regulierung zu unterbreiten.

Welche Lehren hat PwC aus der Finanz- und Wirtschaftskrise ziehen können?

Wir brauchen noch mehr Transparenz über die Geschäftsmodelle der Unternehmen, um Risikostrukturen aufzudecken und nachvollziehen zu können. Die Wirtschaft ist im hohen Maße daran interessiert, mit Risikostrukturen offen umzugehen. Für die Aufsichtsgremien der Unternehmen, aber auch für uns als Abschlussprüfer wird es darum gehen, die Aufgabenbereiche in Richtung Analyse und Verständnis von Geschäftsmodellen der Unternehmen zu erweitern. Des Weiteren muss international mehr Konvergenz der Rechnungslegungsstandards hergestellt werden. Die weltumspannende Vergleichbarkeit von Jahresabschlussinformationen ist zu erhöhen.

Eine wesentliche Aufgabe ist es, zu prüfen, ob das Zahlenwerk den gesetzlichen Vorgaben entspricht, darüber hinaus hat der Abschlussprüfer kaum Möglichkeiten auf erkennbare Missstände in den Unternehmen hinzuweisen: Würden stärkere Drohmittel oder Eingriffsmöglichkeiten für Abschlussprüfer ihr Handeln vereinfachen?

Weitere Drohmittel und Eingriffsmöglichkeiten sind nicht erforderlich. Schon jetzt hat der Abschlussprüfer die Möglichkeit, von seiner Berichts- und Redepflicht Gebrauch zu machen. Vielleicht brauchen die Wirtschaftsprüfer mehr Mut, offensiver mit den Aufsichtsräten in den Dialog zu treten, wenn es um Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten in den Unternehmen geht.

Bisher ist der Abschlussprüfer dafür zuständig, die Richtigkeit der Rechnungslegung eines Unternehmens einschließlich der dazugehörigen Berichterstattung zu testieren. Wie bereits erwähnt, ist zu überlegen, ob eine Erweiterung der Tätigkeit des Abschlussprüfers auf die Prüfung der Tragfähigkeit von Geschäftsmodellen sinnvoll ist.

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