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Rüdesheimer Berg Kaisersteinfels

Worin gründet dieser Ruhm? Schon Johann Wolfgang von Goethe schwärmte vom Rüdesheimer Berg und bezeichnete ihn zusammen mit dem Hochheimer und dem Marcobrunner als die "drei Magnaten des Rheingaus". Eine seiner Spitzenlagen ist der Kaisersteinfels, der hoch oben, geradezu majestätisch, über dem Rheintal thront. Direkt unterhalb des Waldrands gelegen, blieb er als einzige Steilhang- und Einzellage des Rüdesheimer Bergs von der großen Flurbereinigung verschont. Die Gesamtfläche des Kaisersteinfelsens beträgt gut acht Hektar und befindet sich auf der westlichsten Seite des Rüdesheimer Bergs in einer Südwestlage oberhalb der Ruine Ehrenfels. Er ist steil terrassiert, sein Boden ist vom Taunusquarzit geprägt, einem Metamorphitgestein, das unter hohem Druck und hohen Temperaturen in tiefen Erdschichten aus Sandstein verdichtet wurde und durch Auffaltung als Teil des Rheinischen Schiefergebirges wieder zutage tritt. Neben diesem Quarzit besitzt der Kaisersteinfels auch Schiefereinlagen, die die gespeicherte Wärme an die Umgebung abgeben. Bedingt durch den Einfallwinkel der Sonne und den dunklen steinigen Boden zählt die zur Verfügung stehende Wärmemenge zu den höchsten des Anbaugebiets; das gleiche gilt für die durchschnittlich mehr als 1600 Sonnenstunden im Jahr. Darüber hinaus prägen die alten Trockenmauern sein besonderes Mikroklima.

Die ersten Reben wurden hier im frühen neunten Jahrhundert gepflanzt. Auf Initiative Karls des Großen wurde der Kaisersteinfels vor allem mit der Orleansrebe bestockt. So ist der heldenhafte Kaiser sicherlich auch Namensgeber für diese ruhmreiche Lage.

Das Weingut Leitz nennt seit 2001 eine Parzelle im Kaisersteinfels sein Eigen, bestockt mit sehr alten Reben. Der Winzer empfindet eine "Hassliebe" zu diesem steilen, im Sommer fast unmenschlich heißen und extrem schwer zu bearbeitenden Terrassenweinberg. Aber diese erschwerten Arbeitsbedingungen im Berg sind die Grundlage für die Entstehung flüssiger Kostbarkeiten.

Wie der Kaisersteinfels ist auch Johannes Leitz einzigartig: Sein Weingut in Rüdesheim übernahm er im zarten Alter von 22 Jahren. Damals war es drei Hektar groß und wurde von seiner Mutter und ihm im Nebenerwerb geführt. Für ihn sind Handarbeit, reduzierter Ertrag und eine riskant späte Lese schon immer genauso selbstverständlich gewesen wie die spontane Vergärung seiner trockenen Weine. Er führte ihren Ausbau im Keller so schonend und mit so wenigen Eingriffen wie nur irgend möglich durch. Mit diesem Qualitätsanspruch und seinen Spitzenlagen hat Leitz seit Jahren großen Erfolg. Drei Viertel seiner Ernte verkauft er in die Vereinigten Staaten; die ursprünglich drei Hektar Gutsfläche hat er auf 35 Hektar erweitert.

Der Rüdesheimer Kaisersteinfels

Riesling feinherb aus dem Jahr 2006 bringt seine Herkunft besonders gut zum Ausdruck. Er entfaltet ein wundervoll komplexes Aroma aus Äpfeln, Weinbergpfirsichen, Zitrusfrüchten und Aprikosen - verbunden mit einer herrlich mineralischen, frischen Frucht. Am Gaumen entwickelt sich dieser Riesling dicht und konzentriert, aber dennoch filigran und animierend. Ein faszinierender Riesling, dessen mineralische Würze genauso beeindruckt wie der Berg, aus dem er stammt.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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