Gespräch des Tages

Sparkassen - Demografie als Chance

Deutschland wird immer älter. Schätzungen zufolge wird die Bevölkerung Deutschlands in den kommenden zehn Jahren um rund vier Millionen Menschen abnehmen, bis 2050 gehen die Statistiken von einem Rückgang um rund zwölf Millionen Bürgerinnen und Bürger aus. Hinzu kommt die rapide Alterung der Gesellschaft: Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich von heute vier auf zehn Millionen im Jahr 2050 nahezu verdreifachen. In Nordrhein-Westfalen, dem Geschäftsgebiet der rheinischen ebenso wie der westfälischen Sparkassen, wird die Bevölkerung bis 2030 um gut vier Prozent zurückgehen, während der Anteil der unter 20-Jährigen von 20 auf 17 Prozent sinken wird und der der über 65-Jährigen sich von 20 auf 27 Prozent erhöht. Das wird natürlich nicht ohne Konsequenzen für die Geschäfte und die Geschäftsmodelle der Banken und Sparkassen hierzulande bleiben. Während oft von großen Herausforderungen durch die Entwicklung gesprochen wird, sehen die Verantwortlichen des SVWL darin eher Chancen.

Die beiden Sparkassenverbände in Nordrhein-Westfalen haben ein Projekt gestartet, an dem sich insgesamt acht Sparkassen aus dem Rheinland und aus Westfalen beteiligt haben, und daraus ein Werkzeug entwickelt, mit dem sich die Konsequenzen der demografischen Veränderungen auf beispielsweise Kunden-, Aktiv- und Passivbestände, Deckungsbeiträge, Versicherungs- oder Bausparverträge relativ gut prognostizieren lassen. Die Ergebnisse machen Mut. Zwar wird es im Versicherungsgeschäft und der Baufinanzierung Einbußen geben, bei Letzterer zeigen die anonym ermittelten Daten einen Rückgang um zehn Prozent in der Hauptzielgruppe der 30- bis 50-Jährigen. Doch dafür bieten sich in anderen Geschäftsfeldern große Wachstumschancen. Zum einen erwarten die Verantwortlichen des SVWL weitere Volumenzuwächse und damit Marktanteilsgewinne im gewerblichen Kreditgeschäft. Zum anderen würden ältere Menschen länger sparen und bräuchten sehr viel Beratung im Alter. Hier könnten die Sparkassen ihre Stärke vor Ort voll ausspielen.

Die anderen Herausforderungen wie Regulatorik und Niedrigzinsphase seien zwar ärgerlich, aber zu bewältigen. Sparkassen hätten es in ihrer zweihundertjährigen Geschichte immer wieder geschafft, auf Wandlungen zu reagieren, so Rolf Gerlach, Präsident des SVWL. Das zeige auch eine Zehn-Jahres-Betrachtung. Zwischen 2004 und 2013 stiegen die Sachkosten durch Investitionen in Geschäftsstellen und IT zwar um fünf Prozent an, die Personalkosten um knapp ein Prozent, allerdings verbesserte sich das Bewertungsergebnis im gleichen Zeitraum um mehr als 50 Prozent, der Zinsüberschuss als wichtigste Einnahmequelle legte um zwei Prozent zu, der Provisionsüberschuss um über zwölf Prozent. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich um satte 40 Prozent. Die Entwicklung sei umso überzeugender, so betonte Gerlach, da in diesen zehn Jahren von 2008 bis 2013 bereits fünf Jahre Finanzkrise enthalten sind.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013 haben die 71 westfälischen Sparkassen mit den Worten Gerlachs "eine rundum gute Geschäftsentwicklung sowie ein zufriedenstellendes Ergebnis" erzielt. Erstmals in der Geschichte stieg die aggregierte Bilanzsumme auf über 120 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen erhöhten sich um 2,7 Prozent auf 87,6 Milliarden Euro, das Kreditvolumen um 2,6 Prozent auf 82,9 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss blieb dank Volumenzuwächsen und besserer Refinanzierungskosten stabil bei 2,7 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss erhöhte sich aufgrund guter Umsätze im Wertpapiergeschäft und dem Bausparen um 3,7 Prozent auf 723 Millionen Euro. Sehr erfreulich verlief auch die Risikoentwicklung: Die westfälisch-lippischen Sparkassen wendeten 2013 nur 44 Millionen Euro für die Risikovorsorge im Kreditgeschäft auf, der Zehn-Jahres-Durchschnitt beträgt 212 Millionen Euro. Obwohl 141 Millionen Euro an die Träger der Sparkassen ausgeschüttet wurden, verbesserte sich die Kernkapitalquote auf 13,5 Prozent nach 12,7 Prozent im Vorjahr.

Die Botschaft aus all dem ist klar: Mit Sparkassen kann man - aus Sicht der Wettbewerber: muss man - auch künftig rechnen!

Noch keine Bewertungen vorhanden


X