Gespräch des Tages

Sparkassen II - Mitgestalter

Wenn die regionalen Sparkassenverbände dieser Tage die Geschäftszahlen ihrer Sparkassen für das Berichtsjahr 2012 vorstellen, sprechen viele Präsidenten lieber von der guten Volumens- als von der Ertragsentwicklung. Denn bei aller Zufriedenheit mit den Ergebniszahlen sowie der erfreulichen Risikolage ihrer Häuser wissen sie nur zu gut um die massive Gefährdung der künftigen Einnahmen ihrer Mitgliedsinstitute durch eine länger anhaltende Niedrigzinsphase. Noch konnte Rolf Gerlach für seine jetzt 71 Sparkassen in Westfalen-Lippe per Ende vergangenen Jahres ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,354 (1,426) Milliarden Euro oder 1,14 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) nennen und dabei stolz auf eine vordere Platzierung im inoffiziellen Wettstreit der S-Regionen verweisen. Doch sollten seine Mitgliedsinstitute noch weitere fünf Jahre mit einer ähnlichen Zinsentwicklung zurechtkommen müssen, so hat er nachrechnen lassen, würde die Kennzahl auf 0,82 Prozent der DBS abschmelzen.

Teilweise ist es sicherlich diese Sorge um die Zukunftsfähigkeit der Ertragsentwicklung seiner Sparkassen, die den Regionalpräsidenten aus Münster in dem absehbaren Rahmen einer weiterhin eher expansiven Geldpolitik mit anhaltendem Niedrigzinsniveau nach sparkassenpolitischen Wegen zur Effizienzsteigerung innerhalb des Verbundes suchen lässt. Ein erstes Feld sieht er dabei in der Weiterentwicklung des Landesbankensektors. Mit dem Marktaustritt der früheren WestLB und dem Übergang der Sparkassenzentralbankfunktion auf die Helaba hält er einen wichtigen Schritt der Landesbankenkonsolidierung schon für vollzogen. Und sein uneingeschränktes Lob erntet auch die schon beschlossene Neuordnung der Landesbank Berlin mit Entstehen einer neuen Hauptstadtsparkasse, der Übertragung des kundenorientierten Kapitalmarktgeschäftes der LBB auf die zum Wertpapierhaus der Sparkassen auszubauende Deka-Bank sowie einer Positionierung der Berlin Hyp als gewerblicher Immobilienfinanzierer. Aber auf Dauer will Gerlach die aggregierte Bilanzsumme der verbleibenden Landesbanken von zuletzt 1,264 Billionen Euro auf deutlich unter eine Billion Euro zurückgeführt wissen, und damit deutlich unter die gesamte Bilanzsumme aller deutschen Sparkassen von 1,106 Billionen Euro.

Dabei geht es ihm bei der Umsetzung der von der EU-Kommission vorgegebenen Rückbauprogramme verschiedener Landesbanken nicht allein um das Abschmelzen der Risk Weighted Assets, sondern wirklich der Bilanzsumme auf die Größenordnungen, die beispielsweise in Kiel und Hamburg, in Hannover, in München und auch in Stuttgart nach den Vereinbarungen mit Brüssel angepeilt sind. Bis in die Jahre 1998/1999 wiesen die deutschen Sparkassen laut Bundesbankstatistik in der Tat ein höheres Geschäftsvolumen beziehungsweise eine höhere Bilanzsumme aus als die Landesbanken, bevor sich die Verhältnisse bis in die Finanzkrise hinein umkehrten. Erst seit 2009 setzt nicht zuletzt unter dem Druck aus Brüssel ein Deleveraging im Landesbankensektor ein.

Als positiver Impuls für die betriebswirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Sparkassensektors wird beim Sparkassenverband Westfalen-Lippe die bereits registrierbare zunehmende Kooperation auf dem Feld der IT gewertet. Das betrifft beispielsweise die Bündelung der Standorte der Finanz-IT von neun auf drei sowie die geplante Zusammenlegung der IT-Technik im Bereich der Landesbausparkassen, die freilich noch die harte Bewährungsprobe einer Einigung auf eine gemeinsame Plattform bestehen muss. Und auch bei den öffentlichen Versicherern bildet die IT-Technik den mit Abstand konkretesten Kooperationsansatz. Inwieweit gerade in diesem Geschäftsbereich auf Initiative der nordrheinwestfälischen Landespolitik zur Sondierung einer Fusion von Provinzial Rheinland und Provinzial Nord-West eine Konsolidierung des gesamten öffentlich-rechtlichen Versicherungssektors angeschoben wird, lässt sich indes noch nicht absehen (siehe auch Leitartikel).

Längst nicht mehr so dringlich, wie es nach den Formulierungen des dortigen Sparkassengesetzes eigentlich sein müsste, ist in NRW übrigens das Thema Verbändefusion. An dieser Stelle konnten die beiden dortigen Sparkassenverbände ihre Landesregierung allem Eindruck nach davon überzeugen, dass eine Verbandsfusion das Stimmengewicht des Bundeslandes in der Sparkassenorganisation in vielen Gremien unnötig beschneiden würde und die Ausgestaltung der Haftungsmechanismen nachteilig wäre. Gearbeitet wird deshalb momentan an einem Konzept zur Stärkung der Kooperation zwischen beiden Verbänden.

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