Gespräch des Tages

Sparkassen - Positiv überraschend

Eigentlich, meint man, sollte Gerhard Grandke so schnell nichts mehr überraschen können. Wirkt der mächtige Sparkassenpräsident aus Hessen und Thüringen doch mit allen Wassern gewaschen und durch viele Jahre Kommunal- und Landespolitik gestählt. Seine 50 Sparkassen schaffen das mitunter aber doch noch. So mit dem Ergebnis für 2013, das deutlich besser ausgefallen ist, als vom Präsidenten und den übrigen Verantwortlichen vor einem Jahr noch angenommen. Die Institute profitieren derzeit noch von einer verbilligten Refinanzierung, nach wie vor auskömmlichen Margen im Kundengeschäft und vor allem Volumenszuwächsen und weisen vor Bewertung ein stabiles Ergebnis aus. Nach Bewertung steht allerdings ein Rückgang um knapp zehn Prozent zu Buche, wofür in erster Linie Wertberichtigungen auf Wertpapiere verantwortlich sind. Im Vorjahr fielen hier noch Zuschreibungen von 136 Millionen Euro an. Erfreulich dagegen die Kreditrisikovorsorge, die nicht nur das ohnehin schon sehr gute Vorjahr von sechs Millionen Euro an Abschreibungen übertraf, sondern mit drei Millionen Euro Zuschreibungen sogar positiv ausfiel. Dass unter dem Strich beim Jahresergebnis vor Steuern wieder ein Zuwachs um vier Prozent auf rund 612 Millionen Euro ausgewiesen wird, liegt an geringeren Zuführungen zu den Vorsorgereserven nach § 340f und g HGB.

Allerdings gibt es natürlich Schlimmeres, als positiv zu überraschen, gerade mit Blick auf die kommenden Belastungen aus höheren regulatorischen Anforderungen und der niedrigen Zinsphase, die sicherlich bald auch stärker als bislang auf die Ergebnisse durchschlagen wird. Fein dran, wer da rechtzeitig die Guten ins Töpfchen schaffen kann, wie es im Märchen heißt. Grandke ist sich jedenfalls sicher, dass "die Eigenkapitalsituation der hessisch-thüringischen Sparkassen so komfortabel ist, dass selbst von heute an gerechnet eine länger andauernde Niedrigzinsphase durchgehalten wird". Schicksalsschläge aus dem eigenen Lager sind ebenfalls nicht in Sicht. Die Belastungen aus dem teuren Landesbank-Berlin-Engagement sind ab gearbeitet und in Hessen-Thüringen auf den durchschnittlichen Wert von sechs Prozent des Anschaffungswertes abgeschrieben. Von Schieflagen bei einer seiner Sparkassen ist dem Präsidenten ebenso wenig bekannt wie von Eskapaden ähnlich denen im oberbayerischen Miesbach. Diese Geschichte sei ausgesprochen ärgerlich, so Grandke, schade sie doch aufgrund ihrer breiten öffentlichen Wirkung dem Image der Sparkassen-Finanzgruppe insgesamt.

Bleiben als Unsicherheitsfaktor vor allem die mitunter überraschenden Gedankenspiele und Vorstöße vor allem aus Brüssel. Er sei schon gespannt und natürlich auch besorgt, wie ein englischsprachiges Team der EZB im Ernstfall mit den Verantwortlichen der Sparkasse Grünberg im Gießener Hinterland zusammenarbeiten werde, auch wenn die Amtssprache natürlich Deutsch sei. Doch will man der EZB wirklich die Übersetzungshoheit überlassen? Alles Panikmache? Natürlich soll die EZB zunächst nur die großen, systemrelevanten Institute überwachen. Doch sie hat ein Durchgriffsrecht und auch die Aufsichtsstandards für die vielen kleinen Institute werden sich über kurz oder lang denen der großen angleichen. Von der doppelten Proportionalität in der Bankenaufsicht kann nicht nur der Präsident nicht mehr viel feststellen. Das betrachtet Grandke mit Unbehagen. Denn seiner Ansicht nach fördert die polyzentrische Aufsichtsarchitektur die Tendenz zur Zentralisierung in der Bankenbranche und wirkt damit dem Verbundgedanken entgegen. Auch die Vorschriften des Meldewesens haben es Grandke angetan. Mindestens 50 Meldebögen, die eine Vielzahl von Daten erfordern, seien monatlich oder quartalsweise abzugeben, das sprenge jegliches Maß. Und der paternalistisch verstandene Anlegerschutz wirke kontraproduktiv, treibe er die Kunden doch aus dem Hafen der Beratung in die rauen Gewässer des grauen Kapitalmarktes.

Trotzdem: All dem sehen sich die Sparkassen gewappnet. Für das laufende Jahr erwartet der Präsident einen Rückgang der Ergebnisse. Doch wer weiß, vielleicht irrt er ja schon wieder? Den Sparkassen wäre es zu wünschen.

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