Gespräch des Tages

Sparkassen - Verhaltener Optimismus

Die anhaltende Niedrigzinsphase hinterlässt bei deutschen Kreditinstituten mehr und mehr ihre Spuren. So setzte sich im zweiten Quartal 2013 der Abbau langfristiger Einlagen und sonstiger risikoreicher Anlagen weiter fort. Der Anteil der Sichteinlagen an den Gesamteinlagen beträgt laut aktuellem Bundesbank-Monatsbericht mittlerweile 43,5 Prozent, vor fünf Jahren waren es noch 29,5 Prozent. Diese Entwicklung trifft für private Haushalte und nicht-finanzielle Unternehmen ebenso zu wie für Versicherungsunternehmen und Pensionskassen. Auf der Aktivseite war im selben Zeitraum bei privaten Unternehmen ein spürbarer Anstieg der längerfristigen Wohnungsbaukredite und im Firmenkundengeschäft ein deutlicher Rückgang bei Buchkrediten zu verzeichnen. Die Unternehmen nutzen zum einen die gute Liquiditätsausstattung zur Innenfinanzierung. Anderseits beschaffen sich zumindest die größeren Mittelständler und Industrieunternehmen zunehmend Kapital über die Märkte: Das Volumen an begebenen Anleihen fiel im zweiten Quartal nominal so hoch aus wie zuletzt vor zehn Jahren.

Diese Entwicklungen stellen vor allem die privatkundenlastigen Verbundgruppen in Deutschland vor Herausforderungen. Allein die zusätzliche Absicherung der Fristeninkongruenz zwischen kurzfristigen Einlagen privater Sparer und langfristigen Wohnungsbaukrediten durch Zinsderivate kostet die 50 hessisch-thüringischen Sparkassen im laufenden Geschäftsjahr rund 180 Millionen Euro zulasten des Zinsergebnisses. Für das Gesamtjahr rechnet der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, Gerhard Grandke, dann auch mit einem leichten Rückgang des Zinsüberschusses um 0,7 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro. Ein höherer, aber im Vergleich zum Zinsergebnis niedriger Provisionsüberschuss von 641,6 Millionen Euro und ein Sachkosten-bedingter Anstieg des Verwaltungsaufwandes auf 1,99 Milliarden Euro lassen unter dem Strich ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,1 Milliarden Euro erwarten, ein Rückgang zum Vorjahr von gut fünf Prozent. Angesichts der skizzierten Rahmenbedingungen will der Präsident dies als "Ergebnis auf hohem Niveau" und einen Nachweis für die "Robustheit der Sparkassen" gewertet wissen.

Das gilt sicherlich auch für das zu erwartende Ergebnis nach Bewertung, denn großen Schrecken verbreiten die Wertberichtigungen derzeit nicht. Die solide Finanzlage der produzierenden Unternehmen und die wieder anziehende Konjunktur lassen das Bewertungsniveau auf der Kreditseite auf niedrigem Stand verharren, auf Wertpapiere werden nach den Zuschreibungen im vergangenen Jahr wieder Abschreibungen fällig werden. Allerdings dürfte das Bewertungsergebnis zunehmen, was, so Grandke, aber nicht allzu stark in das Gewicht falle, da 2012 von allen 50 Sparkassen gerade einmal sechs Millionen Euro abgeschrieben werden mussten. Daher wird der Verband seinen Mitgliedshäusern indirekt auch die Möglichkeit einer neuerlichen Abschreibung für die gerade von der Deka erworbene Landesbank Berlin einräumen - zur Sicherheit.

Angesichts der nach wie vor stabilen Entwicklung der öffentlichen-rechtlichen Banken und auch eines verhaltenen Optimismus für die kommenden Jahre hat Grandke nur wenige Wünsche: Die neue Regierung möge den Kampf für eine Aufrechterhaltung der Institutssicherung ebenso fortsetzen wie sie am dreistufigen Aufbau des deutschen Bankensystems festhalten solle. Sie möge bitte bei allen regulatorischen Maßnahmen auf ein Level Playing Field achten - immerhin könnten sich die Sparkassen ihre Geschäftsgebiete nicht aussuchen, sondern müssten mit den vor Ort herrschenden Bedingungen zurechtkommen.

Nicht explizit erwähnt hat der Präsident einen weiteren Wunsch, nämlich die maßvolle Zurückhaltung der Eigentümer. Angesichts klammer Kämmerer und leerer Haushaltskassen wecken die mit guten Gewinnen dastehenden Sparkassen natürlich hier und da Begehrlichkeiten. Die Institute brauchen die Mittel jedoch dringend zum weiteren Aufbau von Eigenkapital, auch wenn die Kernkapitalquote der hessisch-thüringischen Sparkassen mit 15,9 Prozent durchaus ansprechend ist. Allerdings, so Grandke, werde die in seinen Augen noch lange anhaltende Niedrigzinsphase in den kommenden Jahren die Gewinne weiter sinken lassen. Um dies auszuhalten, bedarf es ordentlicher Eigenkapitalausstattungen. Dann gilt, was das SPD-Mitglied und der frühere Offenbacher Oberbürgermeister Grandke einen Tag vor der Bundestagswahl als Empfehlung abgab, sicherlich auch weiterhin: "Sparkasse - immer eine gute Wahl!"

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