Gespräch des Tages

SVBW - Unter Wahrung der Gesamtinteressen

Ob die neue Daten- und Faktenlage zur Fastnacht etwas am Tenor der Jahresberichterstattung 2008 von Peter Schneider geändert hätte, ist müßig zu erforschen. Denn der Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg (SVBW) hatte es schon in der Woche vorher glänzend verstanden, allen Eventualitäten vorzubeugen. So sehr hat er die Verantwortung seiner Institute für eine möglichst stabile Kreditversorgung im "Musterländle" betont, dass er sich mit diesem Worst-Case-Szenario alle Optionen für die Art der Teilnahme seiner Sparkassen an der Kapitalerhöhung für die LBBW offengehalten hat. Zwar schimmerte in den Worten des Präsidenten mit Blick auf die von der BaFin geforderte Kapitalmaßnahme irgendwie doch ganz leise eine Tendenz gegen eine Verwässerung der Sparkassenanteile durch. Aber man wird dem Regionalverband keineswegs vorwerfen können, der maßgeblichen Entscheidung der zuständigen Verbandsversammlung vorgreifen oder sie in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen. Wie schwer es einigen Sparkassen fällt, die notwendigen Mittel aufzubringen, spiegelte sich klar in der Argumentationslinie wider. Was in Stuttgart über alle unterschiedlichen Anliegen der Beteiligten hinweg nach wie vor wesentlich besser als in anderen Re gionen funktioniert, ist freilich die Wahrung der Gesamtinteressen des Bundeslandes. Denn der Sparkassenverband konnte seine Positionierung zu der anstehenden LBBW-Kapitalerhöhung nur deshalb so offenhalten, weil der Ministerpräsident schon klar verkündet hatte, die Mittel notfalls allein zu stemmen. So lief alles in korrekten Bahnen. Der SVBW konnte im Vorfeld der Bekanntgabe der Ergebnisse der seitens der Politik und der Träger in Auftrag gegebenen Strategie- und Bewertungsgutachten die Entscheidungshoheit seiner Gremien hochhalten, ohne die eigene Landesbank zu beschädigen.

Inzwischen erlauben die einigermaßen beruhigenden Analysen der Externen zur Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells sowie der Einschätzung der Risikopositionen der Landesbank schon wieder die Hinwendung zu weiterführenden Perspektiven. Sollte es in Stuttgart nämlich gelingen, die Bedrohungen für die LBBW aus möglichen Kursschwankungen im Kreditersatzgeschäft (zirka 94 Milliarden Euro) zu vermindern, so die aktuellen Überlegungen, dann dürfte das die Entscheidung der Sparkassenseite zur Teilnahme an der Kapitalerhöhung ihrer Landesbank um ein weiteres Stück stärken. In diesem Sinne sind im Vorfeld der Anfang März 2009 anstehenden Trägerversammlung der Landesbank die Gedankenspiele zu werten, auch unter Prüfung einer Einschaltung der SoFFin zumindest das ABS-Portfolio (zirka 27 Milliarden Euro) ganz oder teilweise aus der LBBW-Bilanz auszulagern.

Dass die vorsichtige Haltung des S-Verbandes zur Kapitalerhöhung der Landesbank nicht nur der anstehenden Gremienentscheidung alle Optionen offenhalten sollte, sondern auch die schwierigere Marktbearbeitung reflektiert, zeigt ein Blick auf die Ergebnisse des Berichtsjahres. Zwar können sich die baden-württembergischen Sparkassen mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses vor Bewertung um 8,7 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro im Branchenvergleich durchaus sehen lassen, doch deutet die Entwicklung der Bewertungsergebnisse klar auf schwieriger werdende Marktverhältnisse hin. So hat sich das Bewertungsergebnis im Wertpapiergeschäft gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme von 0,14% im Jahre 2006 über 0,15% auf 0,27% im Berichtsjahr erhöht, und im Kreditgeschäft sind die goldenen Zeiten von 0,15% und 0,14% aus den Vorjahren mit 0,22% im vergangenen Jahr ebenfalls erst einmal vorbei. Zudem wird mit Blick auf die deutliche Steigerung der Kundenkredite an Unternehmen um 6,6 Prozent auf 43,85 Milliarden Euro zu Recht in Erinnerung gerufen, dass die Finanzierer des Aufschwungs auch die Risikonehmer des Abschwungs sein können. Folgt man den Empfehlungen von Roland Berger, könnte den Sparkassen in Baden-Württemberg die besondere Verantwortung als Finanzierer von kapitalmarktorientierten Mittelständlern freilich ein Stück weit abgenommen werden. Denn im eben veröffentlichten Strategiegutachten wird die BW Bank ausdrücklich ermuntert, in die Versorgungslücke im "regionalen gehobenen Unternehmenskundengeschäft" einzuspringen, die der Rückzug vieler Auslandsbanken und der IKB sowie zu erwartete Linienkürzungen nach der Fusion Commerzbank/Dresdner Bank bewirken könnten.

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