Gespräch des Tages

Sparkassen II - Beteiligungen: kluges Management gefragt

Mit dem Ergebnis des Berichtsjahres 2009 dürfen die baden-württembergischen Sparkassen zufrieden sein. Im laufenden Jahr werden sie sich aber nicht nur mit der Beherrschung des Kreditgeschäftes und dessen drohender Bewertungsergebnisse beschäftigen müssen, wie Verbandspräsident Peter Schneider es ihnen auf die Fahne geschrieben hat. Sondern sie werden sich auch an verschiedenen Stellen um wichtige Beteiligungen kümmern müssen. Nach dem Restrukturierungsplan der LBBW und der Genehmigung der Kapitalmaßnahmen durch die EU-Kommission Ende 2009 will und muss sich die Stuttgarter Landesbank von nicht strategischen Beteiligungen trennen. Welche dabei im Einzelnen gemeint sein könnten und in welchem Ausmaß an eine Veräußerung gedacht ist, wurde seitens der LBBW selbst bisher nicht offiziell kommuniziert. Aber aus Sicht der baden-württembergischen Sparkassen sind die Anteile an der LBS, der Sparkassenversicherung, der Deka-Bank und der Süd-Leasing von besonderem Interesse.

Neben den eher überschaubaren LBBW-Anteilen von 6,67 Prozent an der LBS Baden-Württemberg und den 3,1 Prozent an der SV Sparkassenversicherung stellen die 100-prozentige Tochter Süd- Leasing sowie insbesondere der 14,78-prozentige LBBW-Anteil an der Deka-Bank die weitaus gewichtigeren Portfolios dar. Sollten diese Beteiligungen der Landesbank mit unmittelbarem Bezug zum ureigensten Verbundgeschäft der S-Gruppe ganz oder teilweise auf den Markt kommen, müssten sich die SVBW-Sparkassen zwangsläufig damit beschäftigen. Denn alle die genannten Einheiten haben den Charme einer direkten Beteiligung der Basis an Verbundunternehmen. Der nahe liegende Reiz einer Aufstockung beziehungsweise Übernahme solcher Anteile durch die Sparkassen vor Ort sagt indes wenig über deren finanzielle Möglichkeiten und die aktuelle Interessenlage aus. Der Meinungsbildungsprozess dazu ist gerade erst angelaufen. Und er betrifft zumindest mit Blick auf die Deka-Bank und die Süd-Leasing längst nicht nur die SVBW-Sparkassen, sondern die gesamte Gruppe.

Im Wissen um die komplizierte gesellschaftsvertragliche Regelung, insbesondere der Deka-Beteiligungen, hat Peter Schneider all die Fragen in diesem frühen Stadium der gruppeninternen Erörterung nicht aktiv aufgeworfen, ist ihnen auf Nachfrage aber auch nicht ausgewichen. Wie vor Jahresfrist in Sachen Kapitalerhöhung und Geschäftsmodell der LBBW hat er dabei erst einmal eine Position eingenommen, die seinen Sparkassen noch Raum für Manövriermanöver lässt. Eine Übernahme der Anteile an der LBS sowie der SV-Versicherung in Abstimmung mit den Sparkassen- Finanzgruppen in Hessen-Thüringen sowie in Rheinland-Pfalz hält er für regional lösbar. Schon bei der Süd-Leasing könnte die gesamte Sparkassenorganisation einschließlich der Deutschen Leasing ein besonderes Interesse hegen. Und insbesondere der Umgang mit den Deka-Anteilen ist mit der sensiblen Austarierung zwischen den Anteilen der Sparkassen und jenen der Landesbanken ohnehin ein Thema mit sparkassenpolitischen Dimensionen.

Entsprechend perspektivisch und unkonkret bleiben in dieser letzten Frage einstweilen auch die Positionen in Stuttgart. Die LBBW hat einen Verkauf ihrer 14,78 Prozent an der Deka weder angekündigt noch hart dementiert. Und der SVBW-Präsident hat sich bezüglich der finanziellen Ambitionen seiner Sparkassen in diese Richtung erst einmal betont skeptisch geäußert. In Sachen Mittelbeschaffung - und sei es diesmal für eigene Zukäufe seiner Sparkassen - noch einmal über den Parcours zu gehen, wie das für die Risikoabschirmung und die Kapitalerhöhung der LBBW notwendig war, so sein Tenor, empfinde er nicht als höchste Beglückung. Dennoch ist das Thema auf der sparkassenpolitischen Agenda. Wenn bei einer oder mehreren Landesbanken die Bereitschaft besteht, Deka-Anteile abzugeben und potenzielle Käufer auch auf Sparkassenseite gefunden werden, bedarf die Transaktion der Zustimmung der anderen Landesbanken und letztlich auch einer Einigung in Bewertungsfragen. Und solch ein Abstimmungsprozess kann erfahrungsgemäß dauern.

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