Gespräch des Tages

Sparkassen - Vergangenheitsbewältigung mit Emotionen

Peter Schneider wirkt in seiner Amtsführung als Präsident der baden-württembergischen Sparkassen bodenständig und realistisch. Ob bei der Rettungsaktion für die LBBW im Zuge der Finanzkrise oder bei der späteren Diskussion über ein Engagement der baden-württembergischen Sparkassen beim Verkauf von LBBW-Anteilen an LBS, Deka-Bank und SV-Versicherung nach der EU-Beihilfeentscheidung, stets ist er öffentlich abwägend sowie bedacht aufgetreten und hat sich nicht zu früh auf eine Marschrichtung festgelegt. Soweit man das als Beobachter außerhalb der Landesszene hinreichend genau beobachten und beurteilen kann, muss diesen Mann schon Bemerkenswertes umtreiben, wenn er bei der Bilanzberichterstattung 2013 nun an zwei Stellen Emotionen zeigt.

Ein erster Anlass, aus der Reserve zu kommen, war der Anfang Februar 2014 angelaufene Prozess gegen frühere Vorstandsmitglieder der LBBW. Ob diesen vorzuwerfen ist, Risiken in Zweckgesellschaften verschoben und diese nicht ordnungsgemäß bilanziert zu haben, ist für Schneider kein spezifisches Thema der Stuttgarter Landesbank.

Denn diese Praktiken passierten unter den Augen der Aufsicht und der Wirtschaftsprüfer. Insofern wirft er die Frage auf, inwieweit die von der Justiz erhobene Anschuldigung der Bilanzfälschung nicht viel zu weit gegriffen ist.

Richtig zur Aufregung bringt ihn aber der Vorwurf, die wahren Risiken der LBBW noch im Geschäftsbericht 2008 verschleiert zu haben. Schon die beschlossene und klar kommunizierte Eigenkapitalerhöhung aus dem November 2008 wertet er als eindeutigen Beleg für die realistische Erfassung der Risikolage durch die Trägerversammlung und den Verwaltungsrat. Und in den bis Mitte Februar 2009 eingeholten Gutachten dreier Beratungsgesellschaften, auf die im Geschäftsbericht Bezug genommen wird, sei die Risikolage treffend dargestellt und mit Empfehlungen zur Kostenreduktion und zum Abbau des Kreditersatzgeschäftes unterlegt. In der Tat wird in diesem Nachtragsbericht nicht nur ausdrücklich auf eine weitere Verschärfung der Risikolage gegenüber Ende 2008 verwiesen, sondern auch die Risikoimmunisierung der Bank durch Abtrennung von Teilen des Portfolios aus dem Kreditersatzgeschäft wird erörtert.

Ganz anders ist die Stimmungslage von Peter Schneider beim Rückblick auf das Bewertungsergebnis Kredit in der Ertragsrechnung 2013 seiner Mitgliedsinstitute. Als "spektakulär niedrig" bewertet er die ausgewiesenen 16 Millionen Euro und demonstriert seine Zufriedenheit mit einem Rückblick. Mit jeweils unter 20 Millionen Euro Abschreibungsbedarf in den Berichtsjahren 2011 bis 2013 betreiben seine Sparkassen zuletzt ein scheinbar risikoloses Kreditgeschäft - und das bei einem zumindest in den vergangenen Jahren nur bescheidenen realen Wirtschaftswachstum in Baden-Württemberg von rund einem halben Prozent. Blickt man bis 2004 zurück, waren Bewertungsergebnisse Kredit von 400 Millionen Euro eher die Regel. Dass die Stabilisierung der Risikovorsorge auf einem Minimalwert nach einer Phase gelungen ist, in der die Sparkassen und Genossenschaften in vielen Regionen in die Bresche gesprungen sind, nachdem sich Groß- und Auslandsbanken im Zuge der Finanzkrise vorübergehend aus diesem Segment zurückgezogen hatten, macht den Sparkassenpräsidenten besonders stolz.

Solche Erfolge im Risikomanagement haben 2013 auch das Bewertungsergebnis insgesamt mit 196 (nach plus 65) Millionen Euro auf einem günstigen Wert gehalten. Bei leicht rückläufigem Zinsüberschuss (minus 1,7 Prozent auf 3,395 Milliarden Euro) und Provisionsüberschuss (minus 0,6 Prozent auf 976 Millionen Euro) und einem um 3,3 Prozent auf 2,637 Milliarden Euro angestiegenen Verwaltungsaufwand erwirtschafteten die 53 Sparkassen ein Ergebnis vor Steuern von 1,334 (1,659) Milliarden Euro. Das nach Abzug der Steuern von rund 450 (467) Millionen Euro verbleibende Jahresergebnis von 883 (1 193) Millionen Euro soll dem Eigenkapital der Sparkassen zugeführt werden.

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