Gespräch des Tages

Sparkassen - Raus aus dem Risiko

Nach einem zufriedenstellenden ersten Halbjahr 2014 erwarten die Sparkassen in Baden-Württemberg für das Gesamtjahr ähnliche Ergebnisse wie 2013. Im vergangenen Berichtsjahr lag der Zinsertrag als Hauptertragsquelle der 53 öffentlichrechtlichen Institute im Ländle bei 3,4 Milliarden Euro, der ordentliche Ertrag bei rund 1,0 Milliarden Euro. Ein leichtes Abschmelzen der Zinserträge kalkulieren die Sparkassen ein, größere Bewegungen erwarten sie an dieser Stelle jedoch nicht. Zwar empfinden sie das Niedrigzinsumfeld als schwierig, doch gleichzeitig nehmen sie eine nachlassende Preissensitivität der Kunden bei sinkenden Zinsen war. Und obwohl die Sparkassen nach den Worten von Peter Schneider, dem Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg zu den ersten gehörten, die ihre Einlagenzinsen senkten, haben sie steigende Volumina bei den Kundeneinlagen zu verzeichnen. Im Juni 2013 beliefen sich diese auf 116,09 Milliarden Euro, ein Jahr später auf 120,00 Milliarden Euro.

Der Anstieg wird vor allem darauf zurückgeführt, dass die Kunden Sparkassen als eine sichere Adresse empfinden, dass die Sparquote der Bundesbürger zumindest nicht mehr weiter sinkt und dass die Tarifabschlüsse seit einiger Zeit wieder für Lohnsteigerungen sorgen. Das Lohnplus auf Seiten der Verbraucher führt freilich auch bei den Sparkassen mit ihren rund 36 000 Mitarbeitern zu erhöhten Personalausgaben, daher wird für 2014 mit einem Anwachsen des ordentlichen Aufwandes gerechnet. Gleichzeitig erwartet der Sparkassenverband im Ländle ein "sensationell niedriges" Bewertungs- und ein sich positiv entwickelndes Jahresergebnis. Zum Ende des vergangenen Jahres stand ein Gewinn von rund 800 Millionen Euro zu Buche, den die Sparkassen den Rücklagen zuführten, 2014 soll es an dieser Stelle wohl noch "a bissle besser" werden.

Auch mit Blick auf ihre Landesbank können die baden-württembergischen Sparkassen dieser Tage einen Erfolg verbuchen. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat ein Verbriefungsportfolio im Nennwert von 4,7 Milliarden Euro komplett an einen Investor veräußert (siehe auch Bankenchronik Seite 802). Im Bestand der LBBW verbleibt nun noch ein mit der Sachsen-LB erworbenes Portfolio an Altlasten unter dem Namen Sealink, das freilich mit einer Garantie des Landes Sachsen in Höhe von rund 2,75 Milliarden Euro versehen ist. Man glaubt dem Sparkassenverband gerne, dass mit Blick auf Sealink ständig neu analysiert wird, ob diese Landesgarantie ausreicht. Im Hinblick darauf gibt sich Peter Schneider zuversichtlich, auch wenn erst 2019 endgültig gerechnet werden kann. Zur Erinnerung: Zu Beginn der Finanzmarktkrise hatten die Stuttgarter ein zum Abbau vorgesehenes Portfolio im Nennwert von rund 95 Milliarden Euro, vor dem nun erfolgten Verkauf war es noch ein Volumen von etwa neun Milliarden Euro. Ein Teil der Papiere, die mit einer Garantie der Träger, das sind neben dem Sparkassenverband bekanntlich noch das Land Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart, unterlegt waren, hatten ursprünglich einen Nominalwert von 6,7 Milliarden Euro. Durch Abläufe beziehungsweise Verkäufe war dieser auf 4,7 Milliarden Euro gesunken. Die Veräußerung im Gesamtpaket wird von den Trägern der Landesbank begrüßt.

Kritische Stimmen aus der Öffentlichkeit, die Sparkassen würden nun nach dem Verkauf der Papiere auf die Zahlung der Garantiegebühren durch die LBBW verzichten müssen, zeigen vor allem eines: Man kann es nicht jedem recht machen. Sicherlich gehen einige Marktteilnehmer derzeit davon aus, dass sich die Portfolios besser entwickeln als sie aktuell bewertet werden. Für die Landesbank und die Sparkassen als Träger stand aber die Absicht im Vordergrund, möglichst schnell Risiken loszuwerden und die Konzentration aufs Kerngeschäft voranzutreiben. Das entspricht auch den Vorgaben aus der EU. Es ist daher intelligent, eine Situation zu nutzen, in der viel Liquidität im Markt ist, um das Portfolio im Ganzen abzustoßen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X