Vor Ort

Verbünde in Dresden: Konsolidierung weit fortgeschritten

Das in Dresden tätige S-Institut, die Ostsächsische Sparkasse Dresden (OSD), ist mit einer Bilanzsumme von rund 10,5 Milliarden Euro deutlich größer als die ansässigen Genossenschaftsbanken. Sie ist in ihrer heutigen Form im Jahr 2004 aus einer Fusion zweier nahezu gleich großer öffentlich-rechtlicher Institute entstanden: der Stadtsparkasse Dresden - damals mit einer Bilanzsumme von rund 5,5 Milliarden Euro - und der Sparkasse Elbtal-Westlausitz - mit 4,7 Milliarden Euro.

Das fusionierte Haus ist die größte ostdeutsche Sparkasse. Es gehört zu den 27 deutschen Großsparkassen, unter denen es sich in Bezug auf die Kenngröße Auf-wand-Ertrags-Relation auf einem mittleren Platz einordnet: Mit 64,1 Prozent auf Platz 14. Zum Vergleich: Die effizienteste Sparkasse in der Vergleichsgruppe, die Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam, weist eine Cost Income Ratio von 52,3 Prozent aus. Schlusslicht bildet die Bremer Sparkasse mit einem Wert von 79,5 Prozent.

Sparkasse mit Ambitionen im Ausland

Dass die Aufwand-Ertrags-Relation der Dresdner mithin noch im Zielkorridor des DSGV liegt, ist nicht nur der Geschäftspolitik im Haus, sondern auch dem Zuschnitt des Geschäftsgebietes zu verdanken. Dieses erstreckt sich nicht nur über die sächsische Landeshauptstadt, sondern auch über die umliegenden Kreise Sächsische Schweiz, Osterzgebirge sowie Teile des Landkreises Bautzen. Insgesamt leben in der Region etwa eine Million Menschen, die Hälfte davon in der Stadt Dresden. In der Metropole an der Elbe ist der Wettbewerbsdruck dabei deutlich stärker spürbar als in den umliegenden Gemeinden.

Den ländlichen Strukturen im Geschäftsgebiet trägt die Bank Rechnung, indem sie neben ihren 105 Filialen auch einen Sparkassenbus betreibt. Er hält an insgesamt 71 Stellen in der Region und trägt zur Versorgung gerade der älteren Kunden mit Bankdienstleistungen bei. 70 Mitarbeiter des Außendienstes S-Mobil betreuen zudem die Kunden außerhalb der üblichen Filialgeschäftszeiten.

Ihre geschäftlichen Chancen sucht die OSD auch über die Grenzen des Geschäftsgebietes hinaus. Hierfür baut sie das Beratungskonzept insbesondere für tschechische Kunden aus. Eine Internetseite in der Sprache des Nachbarlandes existiert bereits seit mehreren Jahren, seit Sommer 2008 ist auch das Onlinebanking auf tschechisch möglich. Zwei Muttersprachler sowie zahlreiche zweisprachige Mitarbeiter kümmern sich um die Kunden aus Tschechien. Rund 1 200 tschechische Kunden betreut das Haus, Tendenz steigend.

Die Ostsächsische Sparkasse Dresden folgt nicht dem bundesweiten Trend zum kostenlosen Girokonto, bietet ihren Kunden aber seit Juli 2008 fünf verschiedene Servicegarantien an, zum Beispiel die Baufinanzierungs-Garantie. Diese besagt, dass eine Baufinanzierung innerhalb einer Stunde zugesagt wird, wenn alle Unterlagen vollständig vorliegen. Ansonsten erhält der Kunde eine Gutschrift über 50 Euro.

Im ersten halben Jahr seit der Einführung der Garantien wurden diese von rund 150 Bürgern in Anspruch genommen. Die Mehrzahl der Fälle bezog sich auf die Geldautomatengarantie. Sie besagt, dass bei Ausfall eines Geldautomaten der S-Organisation die Gebühren für das Abheben an fremdem Automaten übernommen werden.

250 000 verkaufte Briefmarken

Um die Kunden in die Filialen zu ziehen, vertreibt die Ostsächsische Sparkasse Dresden außerdem Briefmarken des Dienstleisters Post Modern, der Briefe innerhalb Sachsens befördert. Und nach Aussage der Bank funktioniert das Konzept durchaus: Seit dem Start mit zehn Pilotfilialen im Oktober 2007 und der Ausdehnung des Verkaufs auf alle 103 Filialen des Hauses im März 2008 wurden bis Jahresende 2008 etwa 250 000 Briefmarken verkauft. Inzwischen hat man in der Sparkasse sogar eine Briefmarkenserie mit eigenen Motiven aufgelegt.

Die Verbindung von Bank- und Postdienstleistungen, wie sie bundesweit von der Postbank praktiziert wird, hat offenbar unter den Instituten beider Verbünde im Osten Deutschlands und insbesondere in Sachsen diverse Nachahmer gefunden. Sie hat sich hier stärker durchgesetzt als im Westen: Die Volksbank Raiffeisenbank Meißen Großenhain beispielsweise verkauft Marken des Dienstleisters Paketeria, die Sparkasse Leipzig arbeitet mit der in die Schlagzeilen geratenen PIN AG zusammen.

Minimallösung Sachsen-Finanzgruppe

Die OSD ist mit sieben weiteren sächsischen Sparkassen unter einem Holdingdach in der Sachsen-Finanzgruppe verbunden. Nach der Wende hatte die Landesregierung eine Neuordnung der sächsischen öffentlich-rechtlichen Kreditwirtschaft angestoßen, da die Ertragslage der örtlichen Sparkassen ausgesprochen mager und ihre Risiken hoch waren. Der erste Versuch einer Kräftebündelung scheiterte aber an politischem Widerstand: Alle Kommunen sollten ihre Sparkassen in eine Sachsen-Bank-Holding einbringen. Zu zentralistisch sei das - so der Einwand. Den zweiten Anlauf machte ein Volksentscheid zunichte: Im Sachsen-Finanzverband hatten sich sieben Institute um die Landesbank Sachsen versammelt, um umfangreiche Synergien zu heben.

Letztlich blieb den Verantwortlichen nur eine Minimallösung, die heutige Sachsen-Finanzgruppe (SFG). In ihr hatten sich zunächst sieben, heute acht Sparkassen und die damalige Sachsen-LB zusammengeschlossen, um Synergien zu heben. Letztere ist inzwischen bekanntermaßen nach hohen Abschreibungen von der Landesbank Baden-Württemberg LBBW übernommen worden.

Die Bündelungstendenzen innerhalb der Sachsen-Finanzgruppe haben zu zwei Gründungen geführt, an denen auch die OSD maßgeblich beteiligt war. Im Jahr 2006 entstand als DSGV-Gemeinschaftsunternehmen von sächsischen und rheinischen Sparkassen der Zahlungsverkehrsabwickler DSGF Deutsche Servicegesellschaft für Finanzdienstleister aus der Sparkassen-Servicegesellschaft mbH, Köln, und der DS Dresdner Sparkassenservice GmbH. Letztere war eine 1994 gegründete Tochter der Ostsächsischen Sparkasse Dresden. Zum 1. Januar 2007 wurde ein Zusammenschluss der DSGF mit der Zahlungsverkehrsbearbeitung des SZB Service-Zentrum Bayern GmbH & Co. KG vollzogen. Seither wickelt die DSGF jährlich rund 180 Millionen Belege für insgesamt etwa 120 Mandanten ab.

Vor rund vier Jahren hat die OSD eine Kreditfabrik ins Leben gerufen, die STG Transaktionsgesellschaft. Die Bearbeitung des Aktiv- wie auch des Passivgeschäftes wurde hierin komplett ausgegliedert. Im Jahr 2007 bündelten die Dresdner ihre Aktivitäten mit denen der Leipziger Sparkasse. Die STG bietet ihr Geschäftsmodell auch anderen Sparkassen im Franchisebetrieb an.

Größte Sparkasse in der SFG stellt den Vorstandsvorsitzenden

Auch personell ist die Dresdner Sparkasse eng mit der Sachsen-Finanzgruppe verzahnt. Herbert Süß, vormals Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Dresden, übernahm von Anfang an bei der Sachsen-Finanzgruppe den Posten des Vize-Chefs. Der heutige OSD-Vorstandsvorsitzende Joachim Hoof (vormals Chef der Sparkasse Elbtal-Westlausitz) hat mit dem Chefsessel bei der Sparkasse in Dresden im Jahr 2005 auch den Vorstandsvorsitz der Sachsen-Finanzgruppe übernommen.

Seit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung reduzierte sich die Zahl der ostdeutschen Sparkassen von ehemals 196 auf 75. Sparkassenfusionen sind hier die Folge regionaler Strukturpolitik. Und auch unter den Genossenschaftsbanken wurde fleißig konsolidiert. Insgesamt wurden in Dresden über 70 Genossenschaftsbanken gegründet, nur zwei sind dort heute noch tätig.

Neben der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank eG ist das die Landeskirchliche Kreditgenossenschaft Sachsen (siehe Kasten). Erstere geht letztlich zurück auf die 1910 gegründete Hausbesitzer-Vereinsbank eGmbh. In ihrer langjährigen Geschichte sind zwei große Fusionen besonders hervorzuheben: 1980 ging sie mit der Genossenschaftskasse Freital zusammen, 2001 mit der Dresdner Raiffeisenbank eG.

Geld-zurück-Garantie erst zweimal in Anspruch genommen

Mit einer Bilanzsumme von etwa 755 Millionen Euro platziert sich die Dresdner Volksbank Raiffeisenbank zwar auf Platz 188 von über 1 200 genossenschaftlichen Banken auf der Rangliste des BVR und damit im ersten Fünftel der Liste. Doch erreicht sie nach dieser Kennzahl nicht einmal ein Zehntel der Größe der OSD.

Aber kleiner heißt nicht unbedingt langsamer. Während die örtliche Sparkasse ihre Service-Garantien erst im Jahr 2008 einführte, wirbt die genossenschaftliche Bank schon seit mehr als fünf Jahren mit einem Geld-zurück-Versprechen: Für verschiedene Girokontenmodelle wie zum Beispiel das Paket "Service" oder "Premium" gilt der Grundsatz, dass unzufriedene Kunden in den ersten zwölf Monaten nach Eröffnung ihre Kontoführungsgebühren zurückbekommen. Das ist bisher allerdings erst zweimal vorgekommen.

Seit Herbst 2006 hat das genossenschaftliche Institut zudem ein gebührenfreies Online-Girokonto im Angebot. Um rund zehn Prozent ist der Bestand an privaten Girokonten seit Einführung dieses Produktes angestiegen. Heute beläuft sich deren Zahl auf 29 500.

Und die Bank ist findig: Vor knapp drei Jahren wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Babyhilfe die Aktion "Gesunder Babyschlaf" ins Leben gerufen. 2 200 Babyschlafsäcke wurden bisher mitsamt Sparbuch inklusive Startguthaben von zehn Euro an Dresdner Familien vergeben, 2008 waren es 600. Teilnehmerkarten für die Aktion liegen in den Städtischen Kranken- und Geburtshäusern aus. 60 Prozent der Beschenkten werden denn auch im Durchschnitt zu Neukunden für die Bank.

Vertrieb auf Vermögensberatung ausgerichtet

Insgesamt neun ihrer 17 Filialen betreibt die Dresdner Volksbank Raiffeisenbank im Stadtgebiet Dresdens. Im Landkreis Meißen überschneidet sich ihr Geschäftsgebiet mit dem der Volksbank Raiffeisenbank Meißen Großenhain. Ihren Hauptsitz haben die Dresdner in der Villa Eschebach, in der regelmäßig Kunstausstellungen durchgeführt werden. Und das herrschaftliche Ambiente wird auch fürs Geschäft genutzt. Im Vordergrund der Vertriebsausrichtung steht der Bereich Vermögensberatung. Dort werden Kunden betreut, deren Vermögen die - relativ niedrige Grenze - von 35 000 Euro überschreitet. Außerdem steht die Baufinanzierung im Fokus der Genossenschaftsbanker. So betrug das Baufinanzierungsvolumen im Jahr 2008 rund 36 Millionen Euro, 17 Prozent mehr als im Vorjahr.

Hilfestellung vom Verband der Sparda-Banken

Seit der Wiedervereinigung sind auch die beiden genossenschaftlichen Bankengruppen Sparda und PSD in Dresden vertreten. Die größte genossenschaftliche Bank in Dresden und Umgebung ist mit einer Bilanzsumme 2007 von etwa 5,33 Milliarden Euro die Sparda Bank Berlin eG. Ihr Geschäftsgebiet erstreckt sich jedoch nicht nur über Dresden, sondern über alle ostdeutschen Bundesländer. Hier betreibt sie 72 Geschäftsstellen, davon vier in Dresden. Seit ihrer Gründung im Jahr 1990 hat die Bank bis Ende 2008 etwa 462 000 Mitglieder gewonnen. Damit ist sie die mitgliederstärkste Kreditgenossenschaft Deutschlands. Sie betreut insgesamt rund 576 000 Kunden.

Die Sparda Bank Berlin gehört - sicher auch wegen ihres ausgedehnten Geschäftsgebietes - zu den wenigen genossenschaftlichen Banken, die eine Vertriebskooperation am Point of Sale realisiert haben. Etwa 290 Autohändler vermitteln die Kredite des Hauses an ihre Käufer.

Während bei der Gründung der Sparda Berlin der Verband der Sparda-Banken Hilfestellung geleistet hat, ist in der Gruppe der PSD Banken ein einzelnes Institut, die PSD Bank Nürnberg eG, zur Tat geschritten. Sie eröffnete im Jahr 1990 eine Zweigstelle in Chemnitz und erweiterte 1992 ihr Geschäftsgebiet auf das gesamte Bundesland Sachsen. Mit einer Bilanzsumme von etwa 1,91 Milliarden Euro ist die Bank, die Kunden in Sachsen und in Franken betreut, nicht einmal halb so groß wie die Sparda Bank Berlin. In Sachsen hat sie etwa 30 600 Kunden, 10 400 Mitglieder hat sie hier.

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