Gespräch des Tages

Verbände - Führungsqualitäten gefragt

Es war sicherlich mehr als bloßer Zufall, dass der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) seinen Jahresempfang 2009 mit den Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag des Geschäftsführers Karl-Heinz Boos kombinierte. Natürlich bietet sich das logistisch an - Gäste aus der gesamten Bundesrepublik müssen nur einmal die Reise nach Berlin antreten. Darüber hinaus ist es jedoch auch eine feine Gelegenheit, den handelnden Personen einmal Dank und Würdigung zuteil werden zu lassen. Schließlich hat der VÖB in den vergangenen Jahren in der Wahrnehmung von außen zweifellos an Bedeutung gewonnen. Das mag an der anhaltenden Diskussion um die Landesbanken liegen - neben den Förderbanken die Hauptmitgliedergruppe des VÖB. Aber es ist angesichts der großen Heterogenität dieses speziellen Bankenverbandes keineswegs einfach, sich neben den stimmgewaltigen BdB, BVR und DSGV zu behaupten. Das ist natürlich ein Verdienst des Präsidenten. Es ist aber auch und vor allem auf das tägliche Arbeiten des Hauptgeschäftsführers zurückzuführen, der seit 2002, als er aus dem privaten Bankenlager zum VÖB gestoßen ist, den Verband konsequent umgebaut hat. Das wusste auch LBBW-Chef und VÖB-Präsident Siegfried Jaschinski in seiner Ansprache zu würdigen. Boos habe den "sehr heterogenen Verband stärker fokussiert", habe "die Gremienstruktur optimiert", habe eine "schlagkräftige, fachlich hoch qualifizierte und gut motivierte Truppe um sich geschart". Das alles habe sich nun in der Krise gut bewährt.

In der Tat stellt die anhaltende Finanzkrise die Verbände und ihre handelnden Personen vor immense und immer wieder neue Aufgaben. Sie müssen Lobbyist und Interessenwahrer, Sprachrohr und Gesicht, Integrator und Insourcer, Feuerwehrmann und Kummerkasten, Strategieentwickler und Dienstleister, Kanzlerberater und nicht zuletzt auch Beruhiger der öffentlichen Aufregung und Sorgen sein. Das ist viel. Hinzu kommen natürlich auch hausge machte Zukunftssorgen.

Beispiel VÖB: Es ist keineswegs absehbar, welche Rolle die Landesbanken gleich welcher Zahl in der Kreditwirtschaft der Bundesrepublik künftig noch spielen werden. Ihre Bedeutung wird aber, so viel ist sicher, nie mehr an die der vergangenen Jahre herankommen. Nun sind aber neun der 13 VÖB-Vorstände Landesbanker! Und um die Interessenvertretung der Zentralinstitute muss man sich auch noch mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband herumschlagen. Vielleicht führt die Krise ja an dieser Stelle die dringend erforderliche Bereinigung herbei. Die Landesbanken gehören in den VÖB, damit sich der DSGV endlich und ausschließlich den Problemen der Sparkassen in diesem Land widmen kann. Es hilft hierbei, dass die Beziehungen zwischen Landesbanken und Sparkassen auf der Eigentümerseite immer kleiner werden.

Was Verbände nicht sein dürfen ist klar. Sie können nicht die Müllkippe für die Probleme Einzelner sein, die dann nämlich zulasten aller werden. Und wenn sich ein regionaler Sparkassenverband erbarmt und sich die hochriskante und möglicherweise existenzgefährdende Auslandstochter einer Mitgliedsbank aufdrücken lässt, freut das zwar sichtlich den betroffenen Vorstandsvorsitzenden ob des erfolgreichen Geschäfts, betrübt aber all die anderen Kollegen im Verbandsgebiet, die nun dank der solidarisierten Risiken ebenfalls betroffen sind. Auch hier sind wiederum Führungsqualitäten gefragt.

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