Gespräch des Tages

Verband der Auslandsbanken - Interesse am Produktionsstandort

Allen Befürchtungen früherer Jahre zum Trotz bleibt Deutschland für ausländische Banken hoch attraktiv. Allein für das Berichtsjahr 2007 wurde ein Anstieg von 176 auf 205 Institute und Fondsgesellschaften registriert, von denen der Verband der Auslandsbanken in Deutschland rund 80 Prozent beziehungsweise 171 der operativ tätigen Häuser offiziell als Mitglieder vertreten darf. Wenig geändert hat sich hierzulande gegenüber den Vorjahren auch am großen Marktgewicht der Auslandsbanken in vielen kapitalmarktnahen Geschäftsbereichen (vergleiche Kreditwesen 9/2006 und 9/2007). Das beginnt bei Quoten von 80 und mehr Prozent der Teilnehmer und der Umsätze an der Eurex, setzt sich fort in der reinen Zahl der Fondsangebote in Deutschland und reicht bis hin zu der eher spärlichen Vertretung der deutschen Banken in den einschlägigen Rennlisten für Anleihevolumina in Europa, in der Bietergruppe für Bundesemissionen und bei der Zahl wie auch der Volumina für M&A-Transaktionen.

Dass sich die ausländischen Institute selbst in den derzeit widrigen Zeiten am deutschen Markt wohl fühlen und einige sich sogar ein wenig von der nicht immer so erfreulichen Entwicklung ihrer Mutterhäuser abkoppeln konnten, erklärt der Branchenverband mit zwei einleuchtenden Besonderheiten. Zum einen sind viele seiner Mitglieder als Nischenanbieter unterwegs und können somit oft noch weiter in ihre speziellen Geschäftsfelder hineinwachsen. Und zum zweiten operieren die meisten Auslandsbanken in Deutschland als Sales-Einheiten und haben nur selten die von der Finanzmarktkrise besonders betroffenen Trading-Positionen in ihren Büchern. Für das vergangene Jahr deutet die nicht repräsentative Mitgliedsumfrage des Verbandes auf spürbar gestiegene Geschäftsvolumina und Ertragszuwächse hin. Ob die Mutterhäuser mit der Ertragslage ihrer deutschen Einheiten in der Grundtendenz aber wirklich zufrieden sind, wird man erst an der weiteren Entwicklung der Zahl der Banken beziehungsweise der Mitarbeiterzahlen im Verlauf dieses Jahres ablesen können. Diese dürften zumindest andeuten, ob und inwieweit diese hiesigen Dependancen aus gesamtstrategischen Gründen zu erhöhter Sparsamkeit angehalten wurden, ob deren Expansionsbestrebungen ganz oder teilweise zur Disposition gestellt werden oder ob sie in Einzelfällen gar aufgeben werden.

Anders als es die strategische Ausrichtung ihrer Mitglieder in Deutschland vermuten lässt, beschränken sich die Auslandsbanken in ihrer hiesigen Verbandsarbeit längst nicht ausschließlich auf den Vertriebsaspekt, sondern werben auch für günstige Produktionsbedingungen am Standort Deutschland. Ausdrückliches Lob findet dabei das liberale Marktzugangsregime, die Innovationsbereitschaft des Gesetzgebers in der Finanzplatzpolitik, die zunehmend pragmatische Finanzaufsicht und das Ergebnis (nicht die langwierigen Entscheidungsprozesse) des Investmentgesetzes. Angemahnt wird eine konsistente Politik zur Etablierung neuer Industrien, etwa für Hedgefonds, Private-Equity, Reits oder Verbriefungen. Für den Standort Deutschland ist es dienlich, wenn eine vermeintlich nur auf das schnelle Geschäft ausgerichtete Bankengruppe sich in ihrer Interessenvertretung in der Rolle als "vierte Säule" wohlfühlt.

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