Gespräch des Tages

Währungen - Ein Diamant mit Namen Pula

Afrikas Länder stehen oft für Chaos und Schrecken - doch es gibt auch glanzvolle Beispiele des Gegenteils. Botswana, geografisch eingebettet zwischen Namibia, Südafrika, Simbabwe und Sambia ist eines davon. Das seit 1966 unabhängige Land mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern ist karg, doch sein Boden birgt gewaltige Schätze: Ein Drittel der Weltproduktion an Schmuckdiamanten, das sind nicht weniger als 30 Millionen Karat jährlich, exportiert der Staat, der sich freilich der Tatsache der hohen Verwundbarkeit dieser quasi Monokultur bewusst ist. Man setzt energisch auf Diversifikation, zumal die georteten und auch ausgebeuteten Vorkommen von Kupfer, Nickel, Gold oder Kohle reichlich vorhanden sind. Auch der Tourismus, der derzeit mit vier Prozent zum BIP beiträgt, soll auf rund zehn Prozent ausgeweitet werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten Afrikas werden die Exporteinnahmen - drei Viertel entfallen auf Diamanten - zum Ausbau der Infrastruktur verwendet. Davon zeugt bereits ein brauchbares Straßennetz, und das Gesundheitssystem sowie die Wasserversorgung stehen jedem Bürger zur Verfügung. Es ist also kein Wunder, wenn die Landeswährung Pula (gleich 100 Thebe) bemerkenswert stabil ist, zumal Botswana seit vielen Jahren mit einem Überschuss im Haushalt aufwarten kann und die Devisenreserven, die Ende 2000 noch bei 6,32 Milliarden US-Dollar gelegen hatten, bis Ende 2006 auf 7,99 Milliarden US-Dollar gestiegen sind und Ende 2007 gut zehn Milliarden US-Dollar erreicht haben dürften.

Der Pula zeigt das getreue Spiegelbild dieser überaus vorteilhaften Entwicklung, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass er an einen Währungskorb mit Schwerpunkt südafrikanischer Rand (60 Prozent) gebunden ist und sich einem Crawling-Peg-Mechanismus unterworfen hat, der ihm nicht zuletzt die leichte Abwertung des Rand aufzwingt und nicht vor den manchmal erratischen Bewegungen des Dollarkurses schützt. Ansonsten bietet die Landeswährung ein Bild nachahmungswerter Stabilität: Ende 2000 mussten 5,36 Pula für einen Dollar gezahlt werden, 2003 waren es 4,44 Pula und im September 2007 immerhin 6,06 Pula. Ende vergangenen Jahres dürften es im Schlepptau einer Relation von 7,09 Rand je Dollar etwa 6,20 Pula gewesen sein. Für das laufende Jahr 2008 sagen die Auguren einen Rand/US-Dollar-Kurs von 7,70 voraus beziehungsweise einen Wert des Pula gegenüber der US-Währung von 6,43.

Notabene: Botswana ist seit dem Jahr 1976 nicht mehr Teil des CMA (Common Monetary Area), dem Lesotho, Swaziland und Namibia angehören. Diese Eigenständigkeit macht einen hohen Grad von Liberalität am eigenen Finanzmarkt möglich. So können Einheimische wie Nichtansässige bei den Banken des Landes Fremdwährungskonten eröffnen und diese auch im Ausland benutzen. Ausländer haben kein Problem, den Pula ohne Einschränkungen in Fremdwährungen zu tauschen. Botswana, eine präsidiale Republik mit einem Mehrparteiensystem, fährt gut damit, wie überhaupt die Wirtschaft seit Jahren bestens floriert. Das Bruttoinlandsprodukt war im Jahre 2000 um 6,2 Prozent gewachsen, 2005 um 8,2 Prozent und dürfte auch 2007 ein Plus von etwa sechs Prozent erreicht haben. Das reale Bruttosozialprodukt erhöht sich voraussichtlich im Zeitraum 2008/09 (Juli/Juni) um 4,4 Prozent und sollte nach den Voraussagen 2009/10 sogar plus 4,7 Prozent erreichen.

Dies alles spielt sich vor dem Hintergrund einer Leistungsbilanz ab, die laut Prognosen im laufenden Jahr 2008 gut 15,6 Prozent des Bruttosozialprodukts beisteuern dürfte und im kommenden Jahr 2009 auch etwa 14,6 Prozent. Für einen Schönheitsfehler sorgt indessen die Geldentwertung, die im Durchschnitt des vergangenen Jahres 7,2 Prozent betragen hatte, 2008 aber auf 6,8 Prozent und 2009 weiter auf 5,8 Prozent sinken sollte. Auf der anderen Seite stehen die Importe in einem sehr gesunden Verhältnis zu den entsprechenden Einfuhren. Im Jahre 2000 hatte die Einfuhr von Gütern 1,77 Milliarden US-Dollar ausgemacht und 2006 dann 2,62 Milliarden US-Dollar. Die Exporte erreichten in der gleichen Zeit 2,68 beziehungsweise 4,52 Milliarden US-Dollar. Könnte man ganz Afrika so gestalten wie Botswana, dann wären die bewussten Gestade der Seligen erreicht. OS.

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