Gespräch des Tages

WestLB - Auf Brautschau

Mit wiedergewonnenem Selbstverständnis als "ganz normale" Landesbank möchte sich die WestLB derzeit im aufgebügelten Kleid präsentieren: Die Kernbank sei "fest am Markt verankert und weitgehend von Risiken befreit" - Dietrich Voigtländer gab sich im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz redlich Mühe, diesen Statusbericht klar und deutlich herüberzubringen. Tatsächlich hat das Düsseldorfer Institut einen einzigartigen Aufräumprozess hinter sich. Ein erstes Teilportfolio an risikoreichen sowie nicht strategischen Wertpapieren wurde im Dezember 2009 bereits in die "Erste Abwicklungsanstalt" transferiert, das Hauptportfolio soll bis Ende April dieses Jahres folgen. Ziel ist, die Bilanz so um insgesamt 85 Milliarden Euro zu entlasten und die Bank bei einer Kernkapitalquote von dann neun Prozent von Marktwertschwankungen und Ratingmigrationen aus den abgespaltenen Engagements erst einmal zu befreien.

Auch anderweitig hat man sich zurechtgemacht. So hat die Bank ihre Standorte in Buenos Aires, Houston, Johannesburg, Kiew, Mumbai, Peking, Santiago de Chile, Mexico City, Dortmund, Bielefeld und Münster geschlossen, Köln soll Mitte des Jahres folgen. Zudem trennte sich die WestLB von der Weberbank, der WestLB Hungaria sowie der Servicegesellschaft Kreditmanagement. Auch der Verkauf der polnischen Tochter WestLB Polska ist unter Dach und Fach. Bleibt noch der größte Brocken: die West-Immo, für die seit Anfang des Jahres ein Verkaufsverfahren läuft, eine Handvoll Bieter werde für die nächste Runde ausgewählt. Die Bilanzsumme wurde per Ende 2009 bereits auf 242 nach 288 Milliarden Euro reduziert. Alle Brüsseler Vorgaben will man auf Basis der genannten wie auch weiterer Maßnahmen im Rahmen der Fristen erfüllen und bis März 2011 bei etwa der Hälfte angekommen sein.

Und doch hat es die Wieder-Landesbank längst nicht geschafft, alle Flecken aus dem Hochzeitsgewand herauszubekommen. Unter dem Strich steht für 2009 ein dickes Vorsteuerminus von 503 Millionen Euro. Auch hier gab sich der Vorstandsvorsitzende Mühe: Feinsäuberlich ohne Sondereffekte - die guten wie die bösen - errechnet, ergebe sich ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern von plus 165 Millionen Euro. Konjunktiv allerdings. Gemäß der mittelfristigen Planung würde man 2014 ein Ergebnis vor Steuern von knapp 500 Millionen Euro ausweisen können. Ebenfalls Konjunktiv natürlich.

Bis August gibt es aber noch einiges zu tun. Wenn es geschafft ist, die West-Immo zu veräußern, muss der Bund überzeugt werden, die stille Einlage des SoFFin von drei Milliarden Euro in Aktien zu wandeln. Zumindest dürfte sich die WestLB dann wohl bessere Aussichten für die anstehende Landesbankenkonsolidierung machen. Schließlich würde bei einem Verkauf an einen Dritten das Verbundgeschäft geopfert werden, was die Bank deutlich unattraktiver dastehen ließe. Große Ansprüche kann sich das Düsseldorfer Institut freilich beim "aktiven Gestalten" des Verkaufsprozesses so oder so kaum herausnehmen. Und so endet die Brautschau mit den Worten, eine Konsolidierung unter fremder Führung sei keineswegs ausgeschlossen. Angesichts der jahrelangen Querelen um das Düsseldorfer Institut wird man sich zumindest an dieser Stelle vom Konjunktiv eventuell verabschieden müssen. Oder haben die Sanierungserfolge gerade einen entscheidenden Vorteil verschafft?

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