Gespräch des Tages

WGZ Bank - Gelebte Kontinuität

Sich bei öffentlichen Auftritten in den Vordergrund zu schieben oder gar auf Effekthascherei abzuzielen, gehört nicht zum natürlichen Repertoire von Hans-Bernd Wolberg. Insofern war es für ihn sicher höchst ungewohnt, die Halbjahrespressekonferenz der WGZ Bank mit persönlichen Bemerkungen zu eröffnen. Aber so selbstverständlich und unaufgeregt wie er sich in seiner neuen Rolle als Vorstandsvorsitzender dazu bekannte, weder entscheidend an der strategischen Ausrichtung seines Vorgängers Werner Böhnke rütteln noch den großen Kulturwandel ausrufen zu wollen, wirkte er authentisch. Er demonstrierte dabei selbstbewusst die erwartete Kontinuität im Führungsgremium seines Hauses, zu der er schon seit zehn Jahren als Vorstand beigetragen hat. Und er parierte mit einer großen Gelassenheit auch die obligatorische Frage nach einer Zusammenführung der beiden genossenschaftlichen Zentralbanken. Seit dem Jahre 2009, so seine aktuelle Bewertung zum Stand der Dinge, haben sich die beiden Häuser in einer Reihe von Marktsegmenten wie dem Beteiligungsgeschäft (VR Equitypartner), dem Private Banking (DZ Privatbank) und dem M&A-Geschäft (VR Unternehmerberatung) aneinander gekoppelt und Effizienzgewinne realisiert, die auch den Primärbanken nutzen. Und vor diesem Hintergrund versuchte er erst gar nicht die spannende Fusionsfrage "aus dem Universum zu verdammen", sondern erwartet sie als natürliche Entwicklung irgendwann wieder auf der Agenda.

Mit Kalkül neu auf die öffentlich diskutierte Tagesordnung genommen hat die WGZ Bank eine Kapitalerhöhung im eigenen Haus. Dieses Thema wird bekanntlich im Zuge der geplanten Kapitalerhöhung des Schwesterinstituts DZ Bank ohnehin in der Gruppe diskutiert. An der Kapitalerhöhung in Frankfurt will sich die WGZ Bank ihren aktuellen Bekundungen nach gemäß ihrem derzeitigen Anteil von 6,7 Prozent beteiligen. Und derweil nutzt die Düsseldorfer Bank die in diesem Zusammenhang bereits laufende Informations- und Aufklärungsarbeit an der genossenschaftlichen Basis für eine Lancierung des eigenen Kapitalanliegens. Ob dieses auch schlagend wird, bleibt derzeit noch offen. Durch die Umsetzung von CRD IV will die Bank für die Zukunft allerdings höhere Kapitalanforderungen nicht ausschließen. Nicht zuletzt den Unsicherheiten einer noch offenen Regelung zur Eigenkapitalunterlegung für Beteiligungen will sie mit einer rechtzeitigen Vorbereitung ihrer Aktionäre begegnen. Die Voraussetzungen dazu werden angesichts des bis zur HV des Jahres 2015 genehmigten Kapitals von 200 Millionen Euro als gut eingeschätzt. Sollten Kapitalmaßnahmen als zweckmäßig eingestuft werden, hält man sie bei der WGZ Bank binnen eines Zeitraums von einem Vierteljahr für darstellbar. Unter den derzeit noch herrschenden Anforderungen stuft die WGZ ihre Kapitalausstattung als solide ein. So ist das bilanzielle Eigenkapital der Gruppe im ersten Halbjahr dieses Jahres um 5,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gestiegen. Die Gesamtkennziffer beläuft sich auf 12,7 Prozent. Und die Kernkapitalquote konnte durch eine Reservenstärkung aus dem Jahresergebnis 2012 um einen Prozentpunkt auf 11,4 Prozent erhöht werden, was selbst unter vorgezogener Anwendung der Anforderungen aus Basel III noch 9,5 Prozent ausmachen würde. Das um 14,1 Prozent auf knapp 197 Millionen Euro gestiegene Halbjahresergebnis in der Gruppe war maßgeblich von einer Beruhigung der Staatsschuldenkrise geprägt, die dem Handelsergebnis eine Steigerung von fast 60 Prozent auf 112,1 Millionen Euro bescherte.

Dementsprechend positiv wurde auch die Rolle der Geldpolitik der EZB der vergangenen Monate mit der Draghi-Rede als Ausgangspunkt gewertet. Ein Dilemma lässt sich dabei aber nicht auflösen. Was der Kapitalmarktstabilität in den vergangenen Monaten genutzt und den Banken wenigstens einigermaßen stabile Kapitalmarktverhältnisse gesichert hat, bedeutet für die Sparer derzeit reale Verluste. Dies wird bei der WGZ und anderen Banken zwar sehr wohl mit Bedauern gesehen, aber unter den herrschenden Gegebenheiten mit einer einheitlichen Geldpolitik und einer fehlenden europäischen Fiskalpolitik ist ihnen einstweilen die Kalkulierbarkeit der eigenen Ertragsrechnung wichtiger. Das ist nachvollziehbar. Denn sollte sich das vermeintlich kleinere Übel der Niedrigzinspolitik in Missmut der Sparer und Wähler entladen, trifft der Vertrauensverlust vermutlich erst einmal die Politik und die EZB. Ob das für die Kreditwirtschaft letztlich aber tröstlich sein kann?

Noch keine Bewertungen vorhanden


X