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Zentralbanken - Seminar mit der Bank von Russland

Anfang Februar 2011 veranstalteten das Eurosystem und die Zentralbank der Russischen Föderation (Bank von Russland) in Frankfurt ihr sechstes gemeinsames Seminar. Neben Zentralbankpräsidenten und hochrangigen Teilnehmern des Eurosystems und der Bank von Russland waren auch die Europäische Kommission sowie das Regierungsbüro, das Parlament und Ministerien der Russischen Föderation vertreten. Ziel des Seminars war es, den Dialog weiter zu stärken und die Beziehungen zwischen der Bank von Russland und dem Eurosystem zu festigen. Thematisch stand die Veranstaltung im Zeichen der jüngsten gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen, der Rolle der Geldmenge und der Kreditvergabe bei der Durchführung der Geldpolitik und der neuen Finanzaufsichtsarchitektur in der EU und in Russland.

In seiner Begrüßungsrede betonte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, dass sich die wirtschaftliche Erholung im Euro-Währungsgebiet und in Russland seit der weltweiten Finanzkrise gefestigt hat. Er wies ferner auf die Notwendigkeit hin, die wirtschaftspolitische Steuerung in der EU und im Euroraum zu verstärken. Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass die Beziehungen zwischen dem Eurosystem und der Bank von Russland in den letzten Jahren mit der Umsetzung eines Programms zur technischen Zentralbankkooperation in den Bereichen Bankenaufsicht und interne Revision, das im März 2011 abgeschlossen wird, weiter gefestigt wurden.

Der Präsident der Bank von Russland, Sergej M. Ignatjew sprach in seiner Grundsatzrede Aspekte der Geldpolitik der russischen Zentralbank an. Als die Krise Russland in Mitleidenschaft zog und sich die Wirtschaftslage veränderte, passte die Bank von Russland ihre Geldpolitik entsprechend an und stellte durch Einsatz regulatorischer Instrumente die Stabilität des Bankensektors sicher. Die Inflationsraten sanken während der Krise. Die russische Zentralbank beobachtet jedweden Anstieg der Teuerung im Zuge der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung genau und ist weiterhin bestrebt, in Zukunft ihre Geldpolitik an einem direkten Inflationsziel auszurichten. Deshalb erhöht sie schrittweise die Wechselkursflexibilität und reduziert ihren Einfluss am Devisenmarkt.

Im Mittelpunkt der Diskussion standen die jüngsten gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen, die Rolle der Geldmenge und der Kreditvergabe bei der Durchführung der Geldpolitik und die Finanzaufsichtsarchitektur in der EU und in Russland. Bei der Betrachtung der jüngsten makroökomischen Entwicklungen wurde konstatiert, dass sich die Weltkonjunktur, getragen von den aufstrebenden Volkswirtschaften, belebt. Ferner wiesen die Teilnehmer auf die mit der Erholung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften verbundenen Unsicherheiten sowie die Notwendigkeit einer Konsolidierung der Staatsfinanzen hin. Darüber hinaus fand ein Meinungsaustausch über die jüngsten Kapitalströme in die Schwellenländer und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Geldpolitik statt.

Die Seminarteilnehmer waren übereinstimmend der Auffassung, dass es der EZB mit ihrer auf einer wirtschaftlichen und einer monetären Analyse basierenden Strategie gelungen ist, die Preissteigerung mit ihrer Definition von Preisstabilität im Einklang zu halten und die Inflationserwartungen zu verankern. Sie halten eine genaue Beobachtung der Geldmengen und Kreditentwicklung für ein sinnvolles Element einer geldpolitischen Strategie, die darauf abzielt, Preisstabilität auf mittlere Sicht zu gewährleisten, und tauschten sich über die Bedeutung einer solchen Strategie für die Geldpolitik in Russland aus.

Durch die Errichtung des Europäischen Systems der Finanzaufsicht (European System of Financial Supervisors, ESFS), so die Einschätzung zu den jüngsten Änderungen in der Finanzaufsichtsarchitektur der EU, wird der Koordinierung der mikroprudenziellen Aufsicht auf europäischer Ebene, durch die Gründung des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB) eine größere Bedeutung beigemessen. Es herrschte Einigkeit darüber, dass systemischen Risiken und der makroprudenziellen Aufsicht verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen ist.

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