Ausblick 2017 - Volatilität und Inflation setzen Assekuranz unter Druck

Auch 2017 dürfte die Zinsentwicklung in den wichtigsten Volkswirtschaften entkoppelt bleiben. Während das Wachstum im Euroraum und in Japan niedrig bleiben dürfte, rechnen die Ökonomen von AXA IM für die USA und das Vereinigte Königreich zwischen 2016 und 2026 mit einem jährlichen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,6 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent. Dementsprechend erscheinen in den USA und dem Vereinigten Königreich langfristige Zinssätze von 3,5 bzw. 3,2 Prozent möglich – in Deutschland und Japan dagegen nur 2,3 beziehungsweise ein Prozent. Zugleich erwarten die Experten steigende Inflationsraten, die durch das Infrastrukturprogramm von Präsident Donald Trump sowie die Abwertung des Pfunds und steigende Staatsausgaben im Zeichen des Brexit angetrieben werden. Auch in Europa hält es Mathilde Sauvé, Head of Institutional Solutions bei AXA Investment Managers (AXA IM), für möglich, dass die Zeit der quantitativen Lockerungsmaßnahmen 2017 zu einem Ende kommt, auch wenn die Schwäche des Bankensektors vorerst noch für deflationären Druck sorgt: „Wir könnten 2017 insgesamt an einen Wendepunkt bei der Zinsentwicklung gelangen, insbesondere wenn das Wachstum sich weiterhin besser entwickelt als erwartet.“

Eine mittelfristige Rückkehr zu größerer Stabilität und stabilen Zinsen sei zwar eine willkommene Entwicklung, der Übergang stelle Versicherer mit ihrer besonderen regulatorischen Situation jedoch vor große Herausforderungen. Einerseits dürfte sich durch steigende Risikoprämien eine Reihe von Investmentgelegenheiten ergeben, insbesondere am kurzen Ende der Zinskurve, wo die Expertin mit einer Rückkehr zu den langfristigen Mittelwerten innerhalb der nächsten fünf Jahre rechnet. Andererseits seien die Risikomargen unter Solvency II sehr sensibel gegenüber den Zinssätzen. „Die Bilanzen von Lebensversicherern werden vermutlich einiger Volatilität ausgesetzt sein. Dadurch dürfte zugleich der Anreiz steigen, Langlebigkeitsrisiken zu transferieren oder abzusichern“, erläutert Mathilde Sauvé.

Nach wie vor seien die Aktienmärkte auch für Versicherer attraktiv. Trotz teilweise hoher Bewertungen und marginalem Gewinnwachstum sei zu erwarten, dass die Aktienmarktprämie auch in den nächsten Jahren auf hohem Niveau bleibt. Mit gegen Kapitalverluste abgesicherten Aktienstrategien oder Wandelanleihen stünden auch unter Solvency II Strategien mit überschaubaren regulatorischen Kosten offen. Für beide Instrumente gilt, dass sie nicht vollständig gegen Kapitalverluste abgesichert sind. Eine weitere mögliche Renditequelle im aktuellen Umfeld könnten illiquide Fixed-Income-Positionen sein, etwa in Privat-, Infrastruktur- und Wohnimmobiliendarlehen, so die Expertin. Diese verfügten nicht nur über ein höheres Renditepotential, sondern seien in der Regel auch weniger volatil als liquide Anlagen. Zinsen interessant. Und nicht zuletzt könnte sich das Angebot, insbesondere bei Infrastrukturkrediten, durch die Ausgabenprogramme in den USA und im Vereinigten Königreich in nächster Zeit deutlich ausweiten“, erwartet Sauvé. Wie klassische Anleihen auch, bergen illiquide Fixed-Income-Instrumente Kreditrisiken. Im Unterschied zu börsengehandelten Wertpapieren können die alternativen Kreditinstrumente jedoch nicht ständig in einem geregelten Markt ge- und verkauft werden. Zum Ausgleich dürfen Investoren in der Regel mit einer so genannten Illiquiditätsprämie rechnen.

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