BKS: 2021 erstmals kein Rückgang der Marktaktivitäten am NPL-Markt

Die Risikomanager in deutschen Kreditinstituten erwarten für die kommenden zwölf Monate weniger starke Aktivitäten am NPL-Markt als noch im März 2021 und auch als im Mai bis Juni 2020. Das geht aus der Herbstumfrage für das NPL-Barometer der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) hervor. Auf einer Skala von -1 bis +1 sprechen Werte im negativen Bereich der Skala für einen weniger aktiven NPL-Markt, während ein positiver Wert für höhere NPL-Bestände, mehr Transaktionstätigkeit und geringere Verkaufspreise spricht. Im aktuellen NPL-Barometer liegt der Wert bei 0,13, nach 0,25 im März 2021 und 0,42 im Mai bis Juni 2020. (0,25) und Mai bis Juni 2020 (0,42).

Mit Blick auf die tatsächlich beobachteten Marktaktivitäten in den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Wert gegenüber der März-Erhebung dieses Jahres kaum geändert (jetzt 0,02 gegenüber 0 im März). In allen vorherigen Jahren – einschließlich 2020 – lag der Wert kontinuierlich zwischen -0,22 und -0,17. Das bedeutet, dass im Jahr 2021 erstmals kein mehrheitlicher Rückgang von Marktaktivitäten beobachtet wurde.

Während zu Beginn der Pandemie noch Kreditausfälle im Bereich von 60 Milliarden Euro bis 2021 befürchtet worden waren, korrigierte ein Großteil der befragten Risikomanager der deutschen Kreditinstitute in der aktuellen Herbsterhebung ihre erwarteten NPL-Bestände auf insgesamt 32 Milliarden Euro bis Ende des Jahres 2021 und 37 Milliarden bis Ende 2022. 60 Prozent der Befragten des NPL-Barometers gehen allerdings davon aus, dass der Kreditboom und die große Liquidität der vergangenen Jahre die Entstehung von „Zombie-Unternehmen“ begünstigt haben – also Unternehmen, die nur durch immer neue Schulden überleben.

Mit Blick auf die aktuellen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen warnt BKS-Präsident Jürgen Sonder deshalb: „Die Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre hat die Schuldenaufnahme scheinbar risikolos erscheinen lassen, doch steigender Inflationsdruck und Lieferkettenprobleme könnten sich auf mittlere Sicht auch in den Kreditbüchern der Banken bemerkbar machen. Die europäische Bankenaufsicht warnt daher zu Recht regelmäßig davor, Rückstellungen für Kreditausfälle vorschnell zu reduzieren.“ Im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen und der gewerblichen Immobilienkredite könne noch keine Entwarnung gegeben werden, auch wenn sich das Stimmungsbild etwas aufgehellt hat, so Prof. Dr. Christoph Schalast, Vorsitzender des Beirats der BKS und Professor für Mergers & Acquisitions, Wirtschaftsrecht und Europarecht der Frankfurt School of Finance & Management.

Am stärksten unter Kreditausfällen leiden könnten kleine und mittlere Unternehmen. Im Herbst 21021 erwarten 26 Prozent der befragten Risikomanager steigende Ausfälle in diesem Bereich. Beim NPL-Barometer 2020 waren es noch 77 Prozent. Rund die Hälfte der Befragten erwartet aktuell, dass die NPL-Bestände bei KMUs künftig stabil bleiben.

Für den wohnwirtschaftlichen Immobilienkreditbereich gehen nur noch 3 Prozent der Befragten von steigenden NPL-Beständen aus – nach 56 Prozent 2020. Nach der Stabilisierung der Wirtschaft erwarten nun 59 Prozent, dass die Bestände auf gleichem Niveau verbleiben werden. Im gewerblichen Immobilienbereich konnte knapp die Hälfte aller Befragten in den vergangenen zwölf Monaten keine Veränderung bei den NPL-Beständen gewerblicher Immobilienkredite feststellen. Bei 18 Prozent konnten diese sogar reduziert werden.

Die gesamte Studie finden Sie im Research-Bereich.

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