Fintechs

Crowdfunding-Branche reguliert sich selbst

Quelle: Wikipedia

Immer wieder zeigen Studien, dass Fintechs zwar nutzerfreundliche Lösungen entwickeln, dass sie aber im Hinblick auf das ihnen entgegengebrachte Vertrauen deutlich hinter den etablierten Anbietern im Bereich Finanzdienstleistungen zurückbleiben.

Das liegt zum einen natürlich an der vergleichsweise geringen Bekanntheit, einem Manko, dem junge Unternehmen mit einem geringen Budget nur sehr bedingt abhelfen können. Es liegt auch an der kurzen Historie, die es schwer macht, die Seriosität zu beurteilen. Und es liegt auch an der Tatsache, dass weiten Teilen der Öffentlichkeit bekannt ist, dass Banken stark reguliert sind, während dies für die neuen Wettbewerber nicht immer im gleichen Maße gilt. Auch Regulierung kann Vertrauen schaffen. Ähnliches gilt für freiwillige Selbstverpflichtungen.

Dies haben sich auch die im Bundesverband Crowdfunding e.V., Berlin, zusammengeschlossenen Crowdfunding-Plattformen zu eigen gemacht. Um den Schutz der Anleger im Crowdfunding zu verbessern, haben sie verbindliche Standards für die Information der Investoren beschlossen. Die vom Verband vorgelegten Reporting-Richtlinien sehen unter anderem vor, dass die Berichte von Unternehmen und Projektträgern an ihre Investoren halbjährlich erfolgen sollen, spätestens aber 60 Kalendertage nach Halbjahresende beziehungsweise 90 Kalendertage nach Jahresende. Empfohlen wird sogar, alle drei Monate, spätestens jedoch 30 Tage nach der Berichtsperiode zu berichten - und natürlich immer dann, wenn sich etwas Außerordentliches ereignet.

Damit Investoren bei allen Mitgliedsplattformen die gleiche regelmäßige Kommunikation über unternehmens- und projektrelevante Daten erhalten, hat der Verband auch eine Vorlage für das Reporting entwickelt, die Mindeststandards für die Regelmäßigkeit und Inhalte des Investoren-Reportings setzt. Sie unterscheidet dabei die verbindlichen Anforderungen und Empfehlungen nach Art der Crowdfinanzierung. Die Vorgaben werden von den Plattformen in alle Verträge integriert.

Die Mitgliedsplattformen haben die neuen Standards nach Angaben des Verbands innerhalb weniger Wochen in ihre Projektverträge implementiert, worauf der Vorstandsvorsitzende Jamal El Mallouki nicht wenig stolz ist. "Ich kenne keine andere Branche am Kapitalmarkt, die es trotz unterschiedlicher Geschäftsmodelle geschafft hat, innerhalb nur weniger Wochen gemeinsame Standards zu entwickeln", lässt sich auch Vorstandsmitglied Uli Fricke zitieren. Für alle Angebote, die seit dem 1. Januar 2017 auf die Plattformen gelangen, sind die neuen Standards für das Investoren-Reporting bindend.

Auch weitere Aspekte im Crowdfunding-Prozess will die junge Branche standardisieren, darunter zum Beispiel die Ausgestaltung des Vermögensanlage-Informationsblatts. All das dient der Vertrauensbildung und ist gleichzeitig eine Art Selbstschutz. Denn wo der Verbraucherschutz durch "Selbstregulierung" funktioniert, da sieht sich der Gesetzgeber weniger leicht zum Eingreifen gezwungen. Selbst gesetzte Standards sind da sicher die angenehmere Alternative. Red.

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