Geldanlage

Hoffen auf die Fintechs

In der Null-Zins-Phase sind die Verbraucher mit den Banken und Sparkassen unzufrieden, so eine Anfang Mai durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Umfrage der Unternehmensberatung Prophet (Berlin) unter 1 000 Bundesbürgern. 63 Prozent gaben dabei an, eine kompetente Beratung zur Geldanlage zu benötigen, sich aber von den etablierten Banken allein gelassen zu fühlen. Der Aussage, dass klassische Banken neue Produkte und Lösungen für die Nullzinsphase anbieten müssten, stimmten 51 voll zu, weitere 39 Prozent eher zu. Gleichzeitig sind jedoch nur 35 Prozent der Befragten bereit, ein höheres Anlagerisiko einzugehen, um überhaupt noch eine Rendite zu erwirtschaften.

Diese Ergebnisse bestätigen einmal mehr das irrationale Verhalten des privaten Anlegers. Dass die klassischen Produkte für die risikofreie Geldanlage sich nicht mehr lohnen, ist ihnen bewusst, mehr Risiko eingehen wollen sie jedoch auch nicht. Was sollen Finanzdienstleister da anbieten?

Hoffnung setzen viele Verbraucher auf neue Anbieter, die "zunehmend einfache und transparente Anlagelösungen ohne hohe Provisionen und Kosten" bieten. So ihr Geld anzulegen, können sich der Umfrage zufolge 65 Prozent der Befragten vorstellen (18 Prozent "stimme voll zu", 47 Prozent "stimme eher zu"). Zu dieser hohen Zustimmungsrate hat die öffentliche Diskussion um die provisionsbasierte Beratung in Kreditinstituten zweifellos beigetragen. Für Banken und Sparkassen heißt das: Weiterhin hat es Priorität, Kunden mit guter, individueller Beratung und Transparenz hinsichtlich Entscheidungskriterien und Vergütung zu überzeugen, solange die Wahrnehmung der neuen Anbieter sich noch in Grenzen hält.

Ebenso wichtig ist jedoch auch, Anlegern klar zu machen, dass eine höhere Rendite immer mit Risiko verbunden ist - ganz gleich, ob die Anlage über eine Bank oder einen anderen Anbieter getätigt wird. Es reicht eben nicht, wenn ein Fintech ohne hohe Provisionen arbeitet, so schön das auf den ersten Blick auch sein mag. Denjenigen Anlegern, die nicht bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, um noch eine Rendite zu erwirtschaften, muss klar sein, dass es die Kombination hohe Rendite ohne Risiko auch auf den neuen Plattformen nicht geben kann. Wird diese Botschaft nicht vermittelt, drohen böse Überraschungen. An dieser Stelle tragen deshalb auch die Verbraucherschützer eine Verantwortung. Red.

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