ROBO ADVISOR

Noch nichts für die breite Masse

Immer wieder mahnt der BVI: Bei der Nutzung digitaler Vermögensverwalter ist Vorwissen angeraten. Natürlich lässt sich diese Aussage damit abtun, dass die Branche auf diese Weise nur versuche, Sparer von der Nutzung der neuen Wettbewerber abzuschrecken - schließlich setzen die Robos zum großen Teil nicht auf aktiv gemanagte Fonds, sondern auf ETFs, um so Kostenvorteile zu generieren. Eine neue Toluna-Studie im Auftrag von Ebase bestätigt jedoch einmal mehr: Digitale Vermögensverwalter werden nach wie vor nicht von der breiten Masse genutzt, sondern von Anlegern, die genau wissen, was sich hinter diesen Angeboten verbirgt.

Mit dem Begriff Robo Advisor an sich ist mittlerweile mehr als jeder vierte Deutsche (28,6 Prozent) vertraut. Gegenüber der Vergleichsstudie 2019 ist das ein Bekanntheitszuwachs um rund 50 Prozent. Damals kannte erst jeder Fünfte den Begriff. Nach wie vor ist die Bekanntheit umso höher, je höher das Einkommen und das Bildungsniveau ist. Unter den Befragten mit Hochschulabschluss kann fast jeder Zweite etwas mit dem Begriff anfangen (47,6 Prozent), bei Haushalten mit einem monatlichen Einkommen über 4 000 Euro sind es sogar 51,3 Prozent. Unter den Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1 000 Euro kennen nur 17,2 Prozent den Begriff Robo Advisor. Wer kein Geld übrig hat, das er anlegen kann, macht sich naturgemäß auch wenig Gedanken darüber.

Nach Risikobereitschaft unterschieden, sind es vor allem Anleger mit hoher oder sehr hoher Risikobereitschaft, denen der Begriff Robo Advisor bekannt ist (63,9 beziehungsweise 66,7 Prozent). Folgerichtig steigt in diesen Gruppen auch die Nutzungsbereitschaft. Unter denjenigen Befragten, die sich als "sehr risikobereit" bezeichnen, können sich 22,2 Prozent vorstellen, ihr Geld einem Robo Advisor anzuvertrauen. Daraus abzuleiten, dass digitale Vermögensverwalter bisher in erster Linie von "Zockern" genutzt werden, wäre zweifellos übertrieben. Unter normalen Sparern mit wenig Wertpapiererfahrung und geringer Risikobereitschaft ist die Skepsis jedoch noch deutlich spürbar.

Vermutlich bietet das Umfeld der Corona-Krise mit allen Unsicherheiten, die damit verbunden sind, nicht unbedingt die idealen Rahmenbedingungen für die Robos, um sich in breiteren Anlegergruppen zu etablieren. Denn wer sich Sorgen macht, der neigt vermutlich nicht so stark dazu, seine Anlagestrategie zu verändern. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass auch die digitalen Vermögensverwalter - wie andere digitale Angebote - mittelfristig durch die Corona-Krise und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen, profitieren, wie es Ebase Geschäftsführer Kai Friedrich für vorstellbar hält.

Das könnte vor allem dort gelten, wo Kreditinstitute aufgrund der regulatorischen Vorschriften von MiFID II die telefonische Wertpapierberatung eingestellt oder zurückgefahren haben und persönliche Beratung vor Ort während der Pandemie nicht verfügbar ist. Auch dann werden allerdings vermutlich eher die Anleger mit etwas mehr Wertpapiererfahrung einen Teil ihres Ersparten bei einem Robo Advisor anlegen. Die Herausforderung, klassische Sparer für das Wertpapiersparen zu gewinnen, kann nach wie vor am ehesten die Beratung leisten. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X