Deloitte: globaler Bauboom geht weiter

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Auf Gerüsten balancierende Arbeiter, sich drehende Kräne und lärmende Presslufthämmer – auf den Baustellen geht auch in Zeiten der Pandemie so ziemlich alles seinen gewohnten Gang. Dass die weltweite Bautätigkeit im vergangenen Jahr keine nennenswerten Corona-bedingten Bremsspuren zu verkraften hatte, belegt auch die neue Deloitte-Studie „Global Powers of Construction“. Zugleich warnen die Experten, dass der Anstieg staatlicher Krisenausgaben sowie eine höhere Staatsverschuldung in zahlreichen Ländern zu einer Verlangsamung anstehender Infrastrukturinvestitionen führen und so die Wachstumsaussichten der Branche für die kommenden Jahre beeinträchtigen könnte.

„Während viele Baufirmen in der Pandemie gerade in Fernost nochmals eine Steigerung ihrer Umsätze gegenüber dem Vorjahr realisieren konnten, sieht es in Europa nicht ganz so rosig aus. Dennoch kann man nicht behaupten, dass Corona der Baubranche nachhaltig geschadet hat“, sagt Michael Müller, Partner und Leader des Bereichs Real Estate bei Deloitte. Unter den deutschen gelisteten Baufirmen konnte sich wie in den Vorjahren nur ein Unternehmen in den Top-100 platzieren: Die im bayerischen Schrobenhausen ansässige Bauer AG kam 2020 auf einen Umsatz in Höhe von 1,175 Milliarden US-Dollar.

Laut Report haben die 100 weltweit größten börsennotierten Bauunternehmen im vergangenen Jahr mehr als 1,5 Billionen US-Dollar umgesetzt, ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Rangliste wird wie in den Jahren zuvor von chinesischen Bauriesen beherrscht, welche gemessen am Umsatz die ersten fünf Plätze belegen und von einem Dauer-Erstplatzierten angeführt werden: Die China State Construction Engineering Corp. Ltd. (CSCEC) legte im Vergleich zu 2019 nochmal 19 Mrd. US-Dollar Umsatz zu und weist für 2020 einen Gesamtumsatz von knapp 234 Milliarden US-Dollar aus. Mit deutlichem Rückstand folgen weitere vier chinesische Unternehmen, bevor mit dem französischen Baukonzern Vinci auf Platz sechs die erste nicht-chinesische Firma in den Top-10 auftaucht.

Wenngleich Europa beim Gesamtumsatz weit hinter China liegt, konnten europäische Firmen trotz der Frühjahrs-Lockdowns bis zum Ende des Jahres 2020 einen Zuwachs von beachtlichen 28 Prozent bei ihrem Marktwert ausweisen und haben zugleich den höchsten Anteil an internationalen Projekten (59 Prozent Auslandsumsätze), vor Südkorea (40 Prozent), während die Baufirmen der nächstplatzierten Länder USA (15 Prozent), Japan (10 Prozent) und China (6 Prozent) sich stärker auf ihre Heimatmärkte fokussieren. Rund 17 Prozent des Gesamtumsatzes setzen die nach Marktkapitalisierung größten 30 Firmen im Ranking außerhalb ihrer Heimatmärkte um, zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Generell kommt Deloitte zu der Konklusion, dass die Pandemie und ihre Auswirkungen nicht alle vom Report erfassten Länder in gleichem Maße betroffen haben. Entsprechend uneinheitlich zeigt sich die Umsatzentwicklung der Bauunternehmen im vergangenen Jahr. Von den 100 größten gelisteten Unternehmen konnte weniger als die Hälfte ihren Umsatz im Jahr 2020 steigern; zwar verzeichneten 18 Prozent der Bauunternehmen ein zweistelliges Wachstum, doch rund ein Viertel der Top-100 musste einen Umsatzrückgang von mehr als 10 Prozent hinnehmen.

„Die Bauindustrie ist für die EU-Wirtschaft mit seinen 18 Millionen Beschäftigten und einem Beitrag von neun Prozent zum Bruttosozialprodukt von besonderer Bedeutung“, so Müller. „Umso entscheidender ist hier die Perspektive für die kommenden Jahre. Obgleich die aktuellen Zahlen auf einen Umsatzrückgang von etwa acht Prozent in 2021 deuten, bleiben die Aussichten für die nächsten zwei Jahre positiv und werden den Prognosen zufolge 2023 das Vor-Corona-Niveau vermutlich übertreffen. Die Corona-Krise dürfte nur einen begrenzten Einfluss auf die langfristigen, wachstumstreibenden Megatrends wie Bevölkerungswachstum und Urbanisierung, Klimawandel und Dekarbonisierung der Wirtschaft sowie die digitale Transformation haben. Daher wird im Zuge der globalen Erholung von der Pandemie eine jährliche Steigerung des weltweiten Bauvolumens um durchschnittlich 3,2 Prozent von 2021 bis 2023 erwartet.“

Den kompletten Report finden Sie in unserem Research-Bereich und bei Deloitte.

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