Gespräch des Tages

Asset Management - Nachhaltigkeit im Trend

Nachhaltige Kapitalanlagen sind nicht neu. Als Socially Responsible Investments wurden sie im angelsächsischen Raum in bestimmten Anlegerkreisen schon in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts populär. In den sechziger und siebziger Jahren erhielten sie Auftrieb durch die Diskussionen rund um den Vietnamkrieg. Die Vereinten Nationen bestärkten die Bewegung Ende der achtziger Jahre mit ihrem Leitbild von der Gerechtigkeit innerhalb und zwischen den Generationen. Und hierzulande rückte dieser Ansatz durch die Friedens- und Umweltbewegung vermehrt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Zu der mittlerweile breiten Popularität nachhaltiger Investments in weiten Schichten der Anleger trägt nicht zuletzt der weltweite Auftrieb für die Ideen einer guten Unternehmensführung bei.

Als Folge dieser gewandelten Grundstimmung beschäftigen sich längst nicht nur exotische Privatanleger mit nachhaltigen Investments, sondern auch immer mehr große Kapitalsammelstellen von ihrer Anlage bis hin zu ihrem Abstimmungsverhalten auf den Hauptversammlungen. Dass es dabei im Einzelfall schwierig ist, ethisch Bedenkliches im Anlageuniversum komplett auszuschließen, ist den großen Investoren durchaus bewusst. Aber ihr Dialog mit den Unternehmen und ihre Anforderungen an Transparenz, Ratingprozesse und Research stärkt der Tendenz nach jene Unternehmen, die als verantwortungsvolle Corporate Citizen agieren.

In diesem Umfeld, eine verlässliche Indikation von dem Nachfrageverhalten institutioneller Investoren in Deutschland zu bekommen, ist das Ziel einer Studie, die die Union Investment in Auftrag gegeben hat. Von Kreditinstituten und Versicherungen über Stiftungen und Kirchen, Altersversorgern und Pensionskassen bis hin zu Kapitalanlagegesellschaften, Großunternehmen und sonstigen institutionellen Investoren werden die relevanten Anlegergruppen in verschiedenen Größenordnungen erfasst. Aktuelle Erkenntnis aus dem Frühjahr 2010: Institutionelle Investoren neigen nach wie vor maßgeblich aus Imagegründen zu einer nachhaltigen Kapitalanlage. Mit 73,9 Prozent Zustimmung genießt dieses Motiv einen unverändert hohen Stellenwert bei den Kunden und/oder Mitgliedern großer Kapitalsammelstellen. Und es lässt sich derzeit in der Öffentlichkeit besonders gut vermarkten, weil die Grundstimmung für wie auch immer geartete nachhaltige Entwicklungen im Zuge der Finanzkrise noch einmal spürbaren Auftrieb erfahren hat.

Gegenüber den Vorjahresergebnissen ergaben sich freilich auch bemerkenswerte Veränderungen. So räumen mittlerweile 74 (70,1) Prozent der Befragten nachhaltigen Investments einen Beitrag zur Optimierung des Risikomanagements ein. Und viel stärker als in der ersten Studie dieser Art werden nachhaltige Investments mit ökonomischen Aspekten in Verbindung gebracht. Während ökologische, ethische und soziale Kriterien mit 78,9 (91,8) Prozent, 71,5 (89,8) Prozent und 66,1 (79,7) Prozent immer noch die dominierende Rolle spielen, haben im vergangenen Jahr ökonomische Kriterien mit 66,1 (48,4) stark an Bedeutung zugenommen.

Trotz allem Bekenntnis zur Anlageklasse legt die Studie ein zwiespältiges Verhältnis institutioneller Investoren zu nachhaltigen Investments offen. In einer Notenskala von eins bis fünf bewerten die Anlegergruppen ihren Wissensstand zu nachhaltigen Kapitalanlagen überwiegend als mittelmäßig bis schlecht, und auch die Beratungsqualität der Vermögensverwalter erzielt höchst durchschnittliche Noten. Immerhin: Diejenigen Investoren, die sich näher mit nachhaltigen Investments beschäftigen, stehen ihnen wesentlich positiver gegenüber. Sehr gefestigt ist der Trend zu nachhaltigen Investments also offenbar noch nicht. Seriöse Beratung mit Transparenz und hohem Know-how sind also gefragt.

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