Gespräch des Tages

Bundesbank -Diskussion um Target-2-Salden

Wie viel kosten uns die Griechen? Diese Frage beschäftigt vor allem die Bundesbürger und die europäischen Finanzminister. Doch muss sie auch die Deutsche Bundesbank beschäftigen? Kritiker meinen ja, schließlich seien die Forderungen aus Geschäften mit anderen Zentralbanken, die sogenannten Target-2-Salden, seit Beginn der Krise auf rund 326 Milliarden Euro angewachsen. Im Gegenzug wiesen die Zentralbanken von Spanien, Portugal, Griechenland und Irland Verbindlichkeiten in Höhe von rund 340 Milliarden Euro aus.

Hintergrund ist die abnehmende Kreditwürdigkeit der Banken in diesen Ländern. Während deutsche Banken auch in Zeiten der Finanzkrise als vergleichsweise sicher galten, flossen ihnen zum einen über den Zahlungsverkehr der deutschen Wirtschaft und zum anderen über eigene Geschäfte weiter Mittel aus dem Ausland zu. Allerdings verliehen sie diese im Rahmen von Interbankengeschäften nicht mehr an die Banken in den Krisenländern. Stattdessen führten sie nach und nach ihre Refinanzierungsgeschäfte bei der Bundesbank zurück. Lag beispielsweise das auf deutsche Institute entfallende Refinanzierungsvolumen Anfang 2007 noch bei 250 Milliarden Euro, so ist diese Position bis Ende 2010 auf 103 Milliarden Euro zurückgegangen.

Um den Finanzierungswünschen griechischer, spanischer oder irischer Unternehmen nachkommen zu können, liehen sich deren heimische Kreditinstitute das Geld bei der Notenbank des jeweiligen Landes. Diese wiederum besorgten sich das Geld im Rahmen von Target-2 von der EZB. De facto zahlen also einige Bankensysteme mehr über Target-2 an andere als sie zurückerhalten. So baut sich zwischen den betroffenen Nationalen Zentralbanken ein Saldo auf. Dies hat sich unter anderem auch dadurch beschleunigt, dass die EZB um weitere Liquiditätsengpässe der betroffenen Banken zu verhindern, die Anforderungen an die zu hinterlegenden Sicherheiten der Institute bei ihren Zentralbanken immer weiter gesenkt hat.

All das stellt allerdings kein eigenständiges Risiko der Deutschen Bundesbank dar. Zum einen sind die Target-2-Salden nur ein unzureichender Bemessungsfaktor für die getätigten Geschäfte. Schließlich wäre es denkbar, dass beispielsweise eine griechische Bank eine Tochter in Deutschland gründet, die sich als deutsche Bank das benötigte Geld bei der Bundesbank leiht und an die Mutter nach Griechenland überweist. In diesem Fall entstünde keine Abwicklung über Target-2. Zweitens werden die Risiken immer vom Eurosystem als Ganzes getragen, unabhängig davon, bei welcher nationalen Zentralbank ein Eurosystem-Refinanzierungsgeschäft getätigt wird. Rechtlich entsteht bei einer Transaktion eines portugiesischen Kreditinstituts an eine deutsche Geschäftsbank über Target-2 eine Forderung der Bundesbank an die EZB und eine Verbindlichkeit der portugiesischen Zentralbank gegenüber der EZB. Angenommen es käme nun zu Forderungsausfällen, so betreffen diese die Forderungen der EZB.

"Ein Verlustfall tritt im Übrigen nur dann ein, wenn ein Geschäftspartner des Eurosystems ausfällt und die von ihm hinterlegten Sicherheiten bei ihrer Verwertung trotz der vom Eurosystem angewandten Risikokontrollmaßnahmen nicht den vollen Wert der damit abgesicherten Refinanzierungsgeschäfte einbringen", so Bundesbank-Präsident Jens Weidmann jüngst in einer Rede. Und weiter: "Unabhängig davon, bei welcher nationalen Zentralbank ein Refinanzierungsgeschäft getätigt wurde, haftet jede nationale Zentralbank im Verhältnis ihres Kapitalschlüssels, also gemäß ihrem Anteil am Eigenkapital der Europäischen Zentralbank." Für die Bundesbank entspricht dies 27 Prozent, doch selbst das kann man nicht als ernsthaftes und schon gar nicht als eigenständiges Risiko werten. Schließlich findet all das in einem geschlossenen System ähnlich einer Geschäftsbank statt. Und hier wird kein Kontoinhaber den Ausfall des Kredits eines anderen Kunden direkt als eigenes Risiko betrachten, oder?

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