Gespräch des Tages

Cominvest - Frohen Mutes

Dass gegenwärtig zu Ergebnisprognosen oft gar keine Angaben gemacht werden oder gleich schon ein Resultat unter dem Vorjahreswert vorausgesagt wird, ist in der Finanzbranche in dieser Bilanzsaison zum traurigen Ritual geworden. Umso erfreulicher wirkt daher die Vorhersage der Commerzbank-Tochter Cominvest: Sieben statt fünf Milliarden Euro soll das Neugeschäft 2008 betragen. Die Hälfte davon ist derzeit bereits geschafft. Das zum Start der Wachstumsinitiative "Alpha" im Mai 2006 angekündigte Ziel, bis Ende 2008 ein verwaltetes Volumen von 68 Milliarden Euro ausweisen zu können, will man zwar nicht unbedingt übertreffen, immerhin aber trotz der Verwerfungen an den Finanzmärkten und damit zum Teil erheblichen Kursverlusten erreichen (bis 2011 sollen es dann 100 Milliarden Euro sein). Freilich lassen sich Assets under Management, also Volumen allein, kaum als verlässliche Erfolgsindikatoren heranziehen. Ertrag bringt einer Gesellschaft das richtige Gespür für Rendite-/Risikoklassen. Der Umbau der altbekannten Adig ist allem Anschein nach soweit recht erfolgreich gewesen, auch wenn der Gewinnzuwachs im laufenden Jahr - um den des vergangenen Jahres von gut einem Viertel zu übertreffen - wohl zumindest zum Teil durch die Schließung der Aktivitäten in Dublin erkauft sein wird.

"Intern" scheint also alles auf gutem Wege zu sein. Allein die Commerzbank-Philosophie einer Open Architecture muss der Investmenttochter noch ein paar Sorgesfalten auf die Stirn bringen. Denn weil die Mutter nur gut die Hälfte ihres Fondsneugeschäfts über die eigene Tochter realisiert, wird bei dieser der Drittvertrieb zukünftig stärker für neue Mittel sorgen müssen. Und der krankt noch etwas: Von Januar bis April dieses Jahres haben Drittbanken, Versicherungsvertriebe und Fondsvermittler nur rund 350 Millionen Euro an Anlegergeldern auf die Cominvest gezogen (bei insgesamt 2,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds). Das ist zwar mehr als im "neutralen" Jahr 2007, aber um auf Dauer den eigenen Wachstumsambitionen gerecht zu werden, muss sich die gelbe Investmentgesellschaft noch aggressiver im Markt aufstellen. Wenn wie geplant die Fondspalette um 15 bis 20 Prozent gestrafft wird, herrscht zumindest mehr Übersicht für den Vertrieb. Abgrenzen vom Wettbewerb will man sich zudem dadurch, die Auswirkungen der 2009 in Kraft tretenden Abgeltungssteuer nicht bloß als "Jahresendgeschäft" zu sehen. Beim Blick auf die bisherigen Absatzzahlen entsprechend optimierter Produkte, die gegenwärtig 2,2 Milliarden Euro verwalten, scheinen diese auch ihren Teil zum demonstrierten frühjährlichen Frohmut beigetragen zu haben.

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