Gespräch des Tages

Deutsche Leasing - Auslandsgeschäft ein lebendes Netzwerk

Seit 1993 ist die Deutsche Leasing im europäischen Ausland zwar aktiv, doch kann man den Startschuss für die grenzüberschreitende Expansion getrost erst auf das Jahr 1999 legen. Seitdem vergehtallerdings kein Jahr, in dem nicht mindestens eine neue Niederlassung eröffnet wurde und wird. Mittlerweile ist das Unternehmen in 22 Ländern aktiv, 430 Mitarbeiter arbeiten in den Auslandsniederlassungen, das gesamte Portfolio beläuft sich auf 2,7 Milliarden Euro, das Neugeschäft in 2009 allein auf 1,4 Milliarden Euro. Wichtiger noch: Die DL macht im Ausland keine Verluste, so sagte es ihr Chef Hans-Michael Heitmüller auf der Auslandspressekonferenz in Lissabon. Das dahinter steckende Konzept liegt auf der Hand. Deutschland ist eine Exportnation, und das Geschäft mit den Sparkassen alleine reicht einfach nicht aus, um unter den europäischen Leasing-Gesellschaften eine führende Rolle einzunehmen. Genau diesen Anspruch aber haben die Bad Homburger an sich. Rund ein Drittel aller deutschen Ausfuhren gehen etwa in die fünf Nachbarländer Frankreich, Holland, Großbritannien, Österreich und Italien. Über all dort will die Deutsche Leasing mit einer Niederlassung präsent sein, um vor allem Sparkassen-Kunden bei Geschäften in diesen Ländern unterstützen zu können. Überhaupt hat das Direktgeschäft, bei dem die Leasinggesellschaft ohne Zwischenschaltung einer Sparkasse oder eines Herstellers mit dem Kunden zum Abschluss kommt, in Zeiten der Finanzmarktkrise an Bedeutung verloren. Dabei ist das Risiko von Ausfällen den Verantwortlichen zu groß.

Vielmehr versteht sich die DL als "Steigbügelhalter". Das erfolgt zum einen in Form des Vendorengeschäfts, also der Absatzfinanzierungsbegleitung deutscher Unternehmen in das Ausland, die dort Maschinen an Kunden verkaufen, welche wiederum Leasingnehmer sind. Daneben wird verstärkt das sogenannte "German-Desk-Geschäft" ausgebaut, bei dem Sparkassenkunden bei ihren Direktgeschäften grenzüberschreitend begleitet werden. Offensichtlich dank dieser Strategie, die das Risiko von Ausfällen immer auf mehrere Schultern als die der DL verteilt, liegt die Risikoquote im Ausland besser als im Inland. Und doch wird laut über Anpassungen nachgedacht. Da ist zum einen das Niederlassungsnetz: Dies ist ein lebendes Netzwerk, so Heitmüller. Und im Moment müsse man sich schon fragen, ob man in Irland noch präsent sein müsse. Dagegen hat die DL aber auch Länder wie die Türkei, Indien, China, Russland oder Brasilien als mögliche Kandidaten für neue Stützpunkte im Visier. Allerdings brauchen allein die Vorbereitungen für einen solchen Schritt ein bis eineinhalb Jahre, bevor die eigentliche Aufbauphase beginnen kann. Daneben soll das Auslandsgeschäft, das bislang ausschließlich Maschinen-Leasing war, sukzessive in Richtung von IT-Produkten geöffnet werden. Auch davon erhofft man sich in Bad Homburg neue Impulse.

Gar nicht zufrieden ist man dagegen mit der Arbeit der internationalen Vordenker in Sachen Bilanzierung. "Alles was sich die Standardsetter ausdenken ist kontraproduktiv, auch und vor allem gegenüber den Regulatoren und Aufsehern, sagte Rüdiger Freiherr von Fölkersamb, der nicht nur Vorstandsmitglied der Deutschen Leasing, sondern auch Chairman der europäischen Vereinigung Leaseurope ist. Dem jüngsten Vorschlag der IASB und FAB zufolge, dem sogenannten "Hybrid-Modell" müssen Leasing-Geber ihre Leasing-Geschäfte nach fünf völlig verschiedenen Modellen abbilden. Diese Komplexitätserhöhung kann keinen Sinn machen. Zudem kann dieser Ansatz dazu führen, dass die Leasing-Geber-Bilanzen an Aussagekraft verlieren, weil gleiche Geschäfte bei verschiedenen Unternehmen bilanziell völlig unterschiedlich behandelt werden. Selten zuvor war man sich daher innerhalb der Leaseurope so einig wie gegenwärtig im Streben nach der Verhinderung dieses Ansinnens. Allerdings fehlt der Leasingbranche ein wenig das Drohpotenzial. Schätzungsweise 20000 Menschen arbeiten in Europa in den zehn größten Leasing-Unternehmen. Von daher setzt man bei der Leaseurope nun auf Unterstützung der Kunden, also der Unternehmen selbst. Und die Chancen stehen wohl gar nicht so schlecht. Denn bevor die Vorschläge der Standardsetter in Kraft treten, müssen sie noch die technische Prüfstelle der Europäischen Kommission passieren. Und hier regt sich wohl ebenfalls deutlicher Widerstand gegen die Pläne.

Die Deutsche Leasing wird sich davon wohl bei ihren eigenen Plänen nicht nachhaltig beeinflussen lassen und ihren eingeschlagenen Weg auch ohne Hans-Michael Heitmüller und Rüdiger Freiherr von Fölkersamb, die Mitte beziehungsweise Ende dieses Jahres aus dem aktiven Dienst ausscheiden werden, weitergehen. Fehlen wird aber schon etwas!

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