Schwerpunkt

Export- und Projektfinanzierung: Gesellschaftliche Trends aufspüren und begleiten

Die deutsche Exportwirtschaft scheint der Krise zu trotzen. Unbeeindruckt von den Turbulenzen an den Finanzmärkten stellt sie sogar neue Rekorde auf: Die Ausfuhren werden am Ende des Jahres 2011 zum ersten Mal die Marke von einer Billion Euro überschritten haben. Sie stiegen um stattliche zwölf Prozent und machen derzeit 9,5 Prozent des Welthandels aus. Dass Deutschland als einzige große Industrienation die Rezession 2008/2009 in den Griff bekam, hat es seiner Exportwirtschaft zu verdanken, von der fast die Hälfte der Wirtschaftsleistung abhängt. Doch wie lange wird die Waren- und Dienstleistungsausfuhr noch Motor der deutschen Konjunktur bleiben können?

Fortdauernde Struktur- und Schuldenprobleme

Die weltweite Wachstumsverlangsamung wird auch die Nachfrage nach Produkten aus Deutschland abschwächen. Zwar bleibt die Entwicklung in den Schwellenländern positiv. Doch die nach wie vor fragile Finanzmarktsituation sowie eine schwache US-Konjunktur und fortdauernde Struktur- und Schuldenprobleme in der Eurozone, die für gut 40 Prozent der deutschen Ausfuhren steht, werden negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft in Deutschland haben.

Das Wirtschaftswachstum hierzulande wird laut den KfW-Konjunkturexperten in 2012 lediglich ein Prozent betragen - und das unter der optimistischen Voraussetzung, dass es bald einen glaubwürdigen Ansatz zur Überwindung der Euro-Krise gibt. Wegen der Staatsschulden- und Finanzkrise werden Banken Refinanzierungs-Schwierigkeiten haben und ihre Risikopositionen abbauen. Außerdem werden sie mit Blick auf die Anforderungen unter Basel III ihre Portfoliostruktur anpassen müssen. Deshalb wird es im Bankenmarkt bei langfristigen Finanzierungen 2012 ein insgesamt rückläufiges Angebot geben.

Starke Banken notwendig

Doch deutsche Exportunternehmen benötigen in einer zunehmend kompetitiveren Weltwirtschaft starke Banken, die sie begleiten. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen sich die Unternehmen auf ihre Kernkompetenz, die Herstellung von Waren und Dienstleistungen, konzentrieren können. Gerade bei Exportfinanzierungen sind Unternehmen auf verlässliche Finanzierungsbedingungen angewiesen: Neben der Bereitstellung der Liquidität übernimmt die Bank die Beurteilung der Kreditwürdigkeit des Importeurs, seines Handelspartners, der grenzüberschreitenden Transferrisiken bei der Zahlungsabwicklung sowie politischer Risiken - alles Faktoren, die die Exporteure kaum beurteilen und managen können.

Als 100-prozentige-Tochter der KfW Bankengruppe hat die KfW Ipex-Bank den Anspruch, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Unternehmen zu unterstützen. Die seit 2008 rechtlich selbstständige, auf Export- und Projektfinanzierung spezialisierte Bank profitiert von 60 Jahren Projekterfahrung, von einer klaren Branchenfokussierung und von der Solidität des KfW-Konzerns. Die Tätigkeit der Bank ist auf mittel- und langfristige Exportfinanzierungen ausgerichtet, vom klassischen Bestellerkredit bis zur Projektfinanzierung, bei der deutsche Exporte im Projektland in die Finanzierung eingehen. Das Managen - zielgerichtetes Mitigieren beziehungsweise eine ganz bewusste Übernahme - von Risiken gehört dabei zur Kernkompetenz. Die KfW Ipex-Bank versteht sich als Manufaktur: Sie bietet ihren Kunden vom Dax-Konzern bis zum großen, exportorientierten Mittelständler -, maßgeschneiderte Finanzierungslösungen an.

Werteset einer Förderbank

Durch die Verbindung mit der KfW ist die Bank nicht besser gestellt als andere Banken. Sie nutzt keine Privilegien wie beispielsweise die Steuerbefreiung der Mutter, sie hat ein eigenes Stand-alone-Rating und ist dem KWG und damit der Aufsicht durch BaFin und Bundesbank unterstellt. Als Teil der Bankengruppe hat sie jedoch das Werteset einer Förderbank. Sie verfolgt einen nachhaltigen, ökologisch und sozial verträglichen Geschäftsansatz, der sich an der Außenwirtschaftsförderung der Bundesregierung orientiert. Ihre Kunden profitieren von ihrer langfristigen Ausrichtung: Die KfW Ipex-Bank begleitet sie in guten und in schlechten Zeiten. Als Marktbank hat sie aber auch einen ökonomischen Mindestrenditeanspruch, mit ihrem Ertrag trägt sie wesentlich zur Förderfähigkeit ihrer Mutter KfW bei.

Dass Profit und Gemeinnützigkeit sich nicht gegenseitig ausschließen müssen, verdeutlicht das Engagement der Bank im Bereich Energieerzeugung. Als Spezialbank finanziert sie seit Jahren den Ausbau erneuerbarer Energien - seit 2003 mit einem extra geschaffenen Expertenteam, das auch von technischen Sachverständigen unterstützt wird. Mit dem dadurch geschaffenen Know-how hat sie dazu beigetragen, dass die technisch anspruchsvolle und risikoreiche Windenergiegewinnung auf dem Meer (Wind-Offshore) überhaupt "bankfähig" geworden ist. Ohne diesen "langen Atem" der Bank und ihre Bereitschaft, langfristig in die Entwicklung des Marktes zu investieren, wären die Off-shore-Projekte in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten.

Von Gasturbinen über Eisfrachter bis Stahlerzeugung

Inzwischen beteiligte sich alleine die KfW Bankengruppe mit über einer Milliarde Euro an entsprechenden Projektfinanzierungen in der Nord- und Ostsee. Von der dabei gewonnenen Erfahrung partizipiert auch die Politik. So hat die KfW Ipex-Bank an der Ausarbeitung des Wind-Offshore-Programms der Bundesregierung und der Konzernmutter maßgeblich mitgewirkt, sie ist in Arbeitsgruppen zum Beispiel des Europäischen Rates ein gefragter Partner und regelmäßiger Berater. Darüber hinaus dient die Bank als Kommunikationsplattform für Unternehmen, Verbände und Regierungsinstitutionen.

Neben der erneuerbaren zählen auch die konventionelle Energie, die Roh- und Grundstoffindustrie, das verarbeitende Gewerbe, die Luft- und Schifffahrt sowie der Schienenverkehr zu den Schlüsselbranchen der KfW Ipex-Bank. Alle Geschäfte haben einen deutschen oder europäischen Bezug. Seien es die großen Gasturbinen der Firma Siemens - in der hocheffizienten, konventioneller Energieerzeugung weltweit einmalig -, von den deutschen Werften gebaute Eisfrachter zur Versorgung der grönländischen Bevölkerung mit Lebensmitteln und Waren, deutsche Anlagen zur klimaschonenden Stahlerzeugung in Indien oder deutsche und österreichische Maschinen zur emmisionsreduzierten Zementherstellung in Russland: Überall auf der Welt steht die Herkunft der Waren und Dienstleistungen für Qualität und Zuverlässigkeit.

In allen Fällen müssen die Exporteure aber einen langen und zeitraubenden Weg zurücklegen. Von der Ausschreibung beziehungsweise Akquisition eines Geschäfts über die Verhandlung eines Liefervertrages, Einholen von Genehmigungen, Sicherstellung der Finanzierung und der eigenen Produktionsplanung vergeht insbesondere in "schwierigen" Ländern viel Zeit. Umso wichtiger ist es für die Firmen eine Bank an der Seite zu haben, die bereit ist, einen solchen Prozess auch zwei bis drei Jahre lang zu begleiten.

Rohstoffe im Fokus

Doch so fundiert und vielseitig die Expertise und so stabil das zugrunde liegende Geschäftsmodell auch sein mögen - es gibt Grenzen. Eine Bank kann erfolgreich eine Katalysator-Funktion ausüben, aber keine Industriepolitik betreiben. Als Beispiel dient ein Wirtschaftsbereich, der momentan höchste Priorität und politische Brisanz hat: Die Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft.

Das High-Tech-Land Deutschland ist massiv auf Rohstoff-Importe angewiesen. Nur mit diesen kann es Produkte zum Beispiel der Elektromobilität, der Informations- und Kommunikationstechnik oder auch zum Umbau der Energieversorgung bei gleichzeitigem Erhalt der Arbeitsplätze in Deutschland anbieten. Die KfW Ipex-Bank ist in eine Reihe solcher Projekte involviert - von der Beteiligung an der Finanzierung der Nord-Stream-Pipeline, durch die russisches Gas durch die Ostsee zu den deutschen Haushalten und Unternehmen fließt, bis zu den Kupferkonzentratlieferungen aus Lateinamerika zur Herstellung von Stromkabeln und Elektronik. Die Versorgungslage ist bei einigen Rohstoffen laut einer Studie der KfW-Experten inzwischen sehr kritisch, zum Beispiel bei den Seltenen Erden. Deutschland muss hier seine eigene, aktive Rohstoffpolitik entwickeln, wie andere Länder es auch tun. Allerdings setzen wir in Deutschland primär auf die Kraft des Wettbewerbs: Die Unternehmen kennen ihren Bedarf am besten - die Frage nach der Beschaffung von Rohstoffen muss aus dem Unternehmen heraus entschieden werden.

Dass sich eine Reihe namhafter deutscher Konzerne mit jeweils mehreren hunderttausend Euro an der Allianz zur der Rohstoffsicherung beteiligt, ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Mit den Geldern dieser privatwirtschaftlichen Initiative, die auch von der Bundesregierung unterstützt wird, sollen neue Rohstoffvorkommen erschlossen werden. Die KfW Ipex-Bank wird die sich daraus ergebenden Projekte auf Finanzierungsfähigkeit hin überprüfen und gegebenenfalls mit Struk-turierungs-Know-how zur Seite stehen. Verglichen mit der sehr aktiven Rohstoffstrategie anderer Länder - hier ist zuerst China zu nennen - sind dies allerdings eher zurückhaltende Ansätze.

Kapital wird auch bei der Umsetzung der Energiewende benötigt, und zwar mehr, als Banken bereitstellen können. Trotz des Wind-Offshore-Programms der KfW und der Bundesregierung, das immerhin mit fünf Milliarden Euro für die deutschen Vorhaben ausgestattet ist, bedarf es weiterer finanzieller Initiativen, um allein schon die immensen Investitionsvolumina der geplanten Offshore-Windanlagen in der Nord- und Ostsee zu tragen - ganz zu schweigen von weiteren notwendigen Investitionen, wie beispielsweise für den Netzausbau beziehungsweise die Umstellung auf Smart Grid.

Versicherungen und Pensionsfonds in der Pflicht

Deshalb wird es notwendig sein, weitere Investorengruppen wie Versicherungen und Pensionsfonds an diesen Finanzierungen zu beteiligen. Die Rolle der KfW Ipex-Bank läge hier in der risiko- und preisbewerten-dkptineainvleSstr-ukturierung von Fremd ments: Ihre Expertise könnte das Gütesiegel sowohl für die Transaktion als auch für die Investorengruppen sein, die den Strukturierungsaufwand nicht leisten können oder wollen. Somit könnte die Bank hier die Rolle einer Merchant-Bank übernehmen und den sich beteiligenden Investoren - wie auch bei den Schlüsselthemen der Exportfinanzierung - als Kommunikations-Plattform dienen. Zukunftsthemen aufspüren und gestalten gehört für die Frankfurter Spezialbank zum Selbstverständnis eines verantwortungsvoll handelnden Finanzunternehmens. Das ist eine "Banking"-Definition von Nachhaltigkeit.

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