Gespräch des Tages

Genossenschaftsinstitute - GLS Bank: Erfolg in der Nische

Die Gründung der genossenschaftlich organisierten GLS Bank war keine Reaktion auf die jüngste Finanzkrise. Das Kreditinstitut, das sich auf die Fahnen schreibt, führend im nachhaltigen Bankgeschäft zu sein, feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag: Es ging 1974 aus der Elterninitiative einer Waldorfschule in Bochum hervor, finanzierte 1988 erstmals eine Windkraftanlage und stieg 2003 mit der Übernahme der Öko-Bank auch in das Giro-Geschäft ein. Nichtsdestotrotz ist die mit den Turbulenzen der Finanzbranche verbundene Vertrauenskrise gut fürs Geschäft der Bank. Sie führt dazu, dass mehr Menschen sich mit ihren Geldangelegenheiten kritisch auseinandersetzen, und dabei zu dem Ergebnis kommen, dass sie mit ihrer Anlage abseits der bisher begangenen konventionellen Wege etwas positiv bewegen möchten. Der GLS Bank gelingt es offenbar, ihren Kunden in dieser Hinsicht ein gutes Gefühl zu geben und damit deren Bedürfnisse zu befriedigen. Dazu kommt, dass die technische Entwicklung der vergangenen Jahre der Bank durchaus zupass kommt, denn ihre bundesweite Präsenz vor Ort ist mit einem Netz von sieben Filialen eher überschaubar. Etwa 60 Prozent der monatlich rund 2 000 Neukunden nehmen über das Internet Kontakt mit dem Kreditinstitut auf. Insgesamt ist die Kundenzahl 2013 um 23000 auf 165000 gestiegen.

Freilich wird an dieser Gesamtkundenzahl ebenso wie an der Bilanzsumme des Instituts in Höhe von 3,239 (2,715) Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2013 deutlich, dass es sich bei der GLS um eine Nischenbank von überschaubarer Größe handelt. Auf der BVR-Rangliste der Genossenschaftsbanken sortiert nach Bilanzsummen für 2012 belegte sie aber immerhin Platz 36 von 1 099. Und in Zeiten, in denen der Ertragsdruck gerade in den regional orientierten Instituten steigt, hilft ihr ein kräftiges Wachstum: Die Bilanzsumme legte im abgelaufenen Geschäftsjahr um 19,3 Prozent zu, die Kundenkredite stiegen um 16,6 Prozent auf 1,652 (1,417) Milliarden Euro an. Das Zinsergebnis als Hauptertragsquelle des Instituts belief sich auf 59,85 Millionen Euro nach 49,17 Millionen Euro, das entspricht zwei Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. In dem Haus wird dieser gute Wert vor allem auf die gestiegenen Volumina zurückgeführt. Auf der Kostenseite schlug insbesondere zu Buche, dass das "ganz stürmische" Ansteigen der Mitarbeiterzahlen vorerst nachgelassen hat. Die Aufwendungen in diesem Bereich erhöhten sich von 20,44 Millionen Euro im Vorjahr auf 23,56 Millionen Euro im Jahr 2013. Insgesamt betrugen die Verwaltungsaufwendungen 48,42 (47,62) Millionen Euro; 4,23 (2,74) Millionen Euro wurden als Bilanzgewinn ausgewiesen. Der Vorstandsvorsitzende des Instituts, Thomas Jorberg, erwartet kein Nachlassen dieser Wachstumsdynamik, 2014 scheint ihm eine Stärkung des Ertrags möglich, die Risikolage wird als unverändert positiv eingeschätzt.

Dennoch muss sich die Bank wohl für die kommenden Jahre durchaus auch auf Gegenwind einstellen, der vielen auf Umweltthemen ausgerichteten Unternehmen begegnen wird. Einerseits ist sie direkt von den politischen Diskussionen rund um eine Verlangsamung der Energiewende betroffen. 2013 flossen 37,9 Prozent ihrer neuen Kredite in den Bereich der regenerativen Energien, im gesamten Kreditbestand hatten diese zum Jahresende einen Anteil von 31 Prozent. Aufgrund der Langfristigkeit der Projekte erwartet die Bank aus den aktuell von Sigmar Gabriel angestoßenen Veränderungen für das Jahr 2014 zunächst keinen Einfluss auf ihr Geschäftsvolumen. Für 2015 mag die Prognose düsterer sein, auch wenn Thomas Jorberg betont, dass ihm um seine Bank nicht bange ist. Andererseits ist die GLS Bank stark von dem oben beschriebenen guten Gefühl der Kunden bei der Geldanlage und damit von ihrem Image abhängig. Das bezieht sich nicht nur auf ihre selbst gesetzten ökologischen und sozialen Standards im Geschäftsbetrieb, beispielsweise bei der Kreditvergabe. Betroffen ist die GLS Bank auch, wenn das Ansehen der gesamten Branche von nachhaltig orientierten Unternehmen und deren Finanzierungspartner leidet. Der Wirbel um die Genussscheine des im Insolvenzverfahren befindlichen Windkraftanlagenfinanzierers Prokon könnte sich in diesem Sinne durchaus zu einem Negativfaktor für ihr Ansehen entwickeln - ohne dass die Bank hierauf aktiv Einfluss nehmen kann.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X