Aufsätze

Die Investmentfonds-Statistiken von EZB, EFAMA und BVI: Leistungsvielfalt

Bis 1980 noch eine vernachlässigbare Größe von zwei Prozent, hat sich der Anteil von Publikumsfonds am Geldvermögen privater Haushalte in Deutschland vervielfacht und seit Mitte des laufenden Jahrzehnts dauerhaft oberhalb der Zehn-Pro-zent-Marke etabliert (Ende 2009: 13,6 Prozent). Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der in der BVI-Statistik erfassten Publikumsfonds von 117 auf 6477 und der Bestand von 16,7 Milliarden Euro auf 651,6 Milliarden Euro. Noch steiler verlief das Wachstum der Spezialfonds-Vermögen für institutionelle Investoren wie zum Beispiel Versicherungsunternehmen und Versorgungskassen - von 7,3 Milliarden Euro Ende 1980 auf 729,0 Milliarden Euro Ende 2009.

Gewachsenes Gewicht der Investmentfonds-Branche

In absoluten Zahlen wie auch nach ihrem Anteil bei einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung sind Investmentfonds heute eine wesentliche Größe. Dieser Tatsache tragen die jüngsten Neuerungen der amtlichen Statistiken der Europäischen Zentralbank und der Deutschen Bundesbank Rechnung. Die von beiden Stellen aufbereiteten Zahlenwerke geben nicht allein das gewachsene Gewicht der Investment-fonds-Branche wieder, sondern berücksichtigen auch deren stärkere dynamische Entwicklung und Verlagerungen von Vermögenswerten. Das erfolgt aus grundsätzlichen Erwägungen ebenso wie aus den Erfahrungen der jüngsten Finanzkrise.

Neben den amtlichen Statistiken unterlagen die Statistiken nationaler Fondsverbände wie die des BVI und europäischer Dachorganisationen (EFAMA1)) in den vergangenen Jahren weit reichenden Erweiterungen und Differenzierungen. Die Gründe hierfür liegen insbesondere in organisatorischen und investmentrechtlichen Veränderungen der Rahmenbedingungen. Spezialisierung und Aufgabenteilung, neue Produkt- und Dienstleistungskategorien, Internationalisierung des Geschäfts, ein heterogener gewordener Mitgliederkreis und die Informationsbedürfnisse stets professioneller handelnder Investoren erfordern eine fortlaufende Optimierung der Statistiken.

Grundlagen des gesetzlichen Reportings

Den gegenwärtigen amtlichen Statistiken liegen EU-Verordnungen aus dem Jahr 20072) zugrunde, mit denen auf Investmentfonds bezogene Daten nach europaweit einheitlichen Vorgaben über die nationalen Zentralbanken erhoben werden. Diese verarbeiten die Daten teilweise selbst und leiten sie an die Europäische Zentralbank weiter, die das Material für eine den gesamten Euroraum umfassende Statistik verdichtet und aufschlüsselt. Diese "harmonisierte Statistik über die Aktiva und Passiva von im Euroraum aufgelegten Investmentfonds" ist das wesentliche Ergebnis der jüngsten Bemühungen um eine optimierte behördliche Investmentfonds-Statistik für die Eurozone. Sie erschien erstmals im November 2009 und ersetzt statistische Übersichten älteren Zuschnitts, die teilweise ebenfalls von der EZB, teilweise von den nationalen Zentralbanken herausgegeben wurden. Die Neuerungen betreffen folgende Punkte:

Die EZB spielt in der Aufbereitung und Analyse der Daten eine größere Rolle als früher. Das entspricht der durch die Währungsunion vorgezeichneten Verlagerung fachlicher Zuständigkeiten von den nationalen Zentralbanken hin zur EZB.

Der Kreis meldepflichtiger Stellen ist weiter gezogen. Eine "Statistik über Investmentfonds"3) ersetzte schon zu Beginn des Jahrzehnts die bis in die neunziger Jahre zurückreichende "Statistik über Kapitalanlagegesellschaften"4). Im Kern betreffen die Anforderungen in Deutschland zusätzlich zu Kapitalanlagegesellschaften auch Investmentaktiengesellschaften. Ergänzende Regelungen auf EU-Ebene verpflichten alle institutionellen Marktteilnehmer zum Reporting über ihre Vermögensbestände und ihre Mittelbewegungen.

Das neue Reporting baut auf der für Investmentfonds feinstmöglichen Ebene einer Vermögensaufstellung auf. Die Portfoliodurchschau bis zu den Einzeltiteln (Security-By-Security-Verfahren) erlaubt über die internationale Wertpapier-Kennnummer (ISIN) als Referenz für das Auf-lage-/Emissionsland eine Schlüsselung nach dem Herkunftsland. Die nationale Kennung der meldenden Stellen (Finanzmarktakteure) wie auch der in den Portfolios liegenden Anlageinstrumente (Wertpapiere) bildet den Schlüssel zu einer von Erfassungslücken und Mehrfachzählungen nahezu befreiten Statistik.

Grundlagen des freiwilligen Investmentfonds-Reportings

BVI: Der Status eines von Mitgliedern getragenen Vereins bedeutet für den BVI Bundesverband Investment und Asset Management e. V., dass die Datenmeldungen an den Verband auf den Mitgliederkreis beschränkt sind. Die Mitgliedsgesellschaften stellen ihre Daten für Zwecke einer anbieterübergreifenden Marktstatistik zur Verfügung. Der Verband lässt umgekehrt diesen Service ausschließlich seinen Mitgliedsgesellschaften zukommen.

Unter den deutschen Kapitalanlagegesellschaften gibt es nur sehr wenige, die dem BVI nicht angehören, weshalb die vom Verband für den Auflagestandort Deutschland errechneten Summen seiner Mitglieder den von der Deutschen Bundesbank ermittelten Angaben nahezu entsprechen. Der BVI hat in seinem zentralen, seit der Gründung des Verbands im Jahr 1970 bestehenden Statistikformat (der Absatzstatistik der Publikumsfonds, seit 2010 BVI-Investmentstatistik) frühzeitig einen erweiterten Blickwinkel gewählt. Um den Kern der Statistik herum, der aus Gesellschaften mit Sitz in Deutschland besteht, beteiligen sich an der BVI-Statistik seit 1992 auch ausländische Konzerngesellschaften deutscher Investmenthäuser. Seit 2006 ist zudem ein großer Teil ausländischer Investmentgesellschaften ohne deutschen Mutterkonzern, aber mit Absatz in Deutschland, erfasst.

Die BVI-Statistik ist darauf ausgelegt, Lücken und Mehrfachzählungen grundsätzlich auszuschließen. Unter der Maßgabe, die Investmentfondsbranche statistisch angemessen darzustellen, galt es, den Kreis über Kapitalanlagegesellschaften und Investmentfonds hinaus zu erweitern, ohne branchenferne Bereiche einzubeziehen. Neben Investmentgesellschaften gehören dem BVI unter anderem auch Vermögensverwaltungsgesellschaften im Sinne des Kreditwesengesetzes an. Um auch deren Geschäft in der Statistik zu erfassen, berichtet die BVI-Investmentstatistik nicht nur über die administrierten, berichtspflichtigen Bestände der Kapitalanlagegesellschaften, sondern auch über das Portfoliomanagement als notwendiges Pendant zu sogenannten Master-KAGs. Den Vermögensverwaltern steht die BVI-Mitgliedschaft nach einer Erweiterung der Satzung im Jahr 2001 offen. Den Kapitalanlagegesellschaften erschlossen sich diese Geschäftsfelder in größerem Umfang erst durch das dritte und vierte Finanzmarktförderungsgesetz aus den Jahren 1998 und 2002.

Engere Fassung der "Vermögensverwaltung"

Erfasst werden Vermögensverwaltungsleistungen nur, sofern sie von Mitgliedern des BVI ausgehen. Ausdrücklich nicht erfasst sind dabei ähnliche Dienstleistungen entsprechender Abteilungen in den Muttergesellschaften. Um Überschneidungen innerhalb der BVI-Statistik zu vermeiden, fasst die BVI-Statistik den Begriff "Vermögensverwaltung" enger als den der "individuellen Finanzportfolioverwaltung" im Investmentgesetz. Nach aufsichtsrechtlicher Auslegung fällt darunter auch die Beratungsleistung für Investmentfonds, die von anderen Häusern verwaltet werden (Portfoliomanagement für Investmentfonds oder Segmente von Investmentfonds Dritter nach BVI-Definition). Die Angaben des BVI unter "Vermögensverwaltung" beziehen sich dagegen allein auf Vermögen außerhalb der Rechtshülle eines Investmentfonds.

EFAMA: Europäische Investmentfonds-Statistiken unter Federführung der EFAMA (vormals FEFSI und Europäische Investmentvereinigung EIV) gibt es seit den späten neunziger Jahren. Die bis Dezember 2008 vierteljährlich, seitdem monatlich erscheinenden regelmäßigen Veröffentlichungen zu den Beständen und dem Mittelaufkommen stehen der Systematik der EZB-Statistik näher als derjenigen der BVI-Statistik, da ihre wesentlichen Merkmale die administrative und domizilbezogene Sicht sind. Die für die einzelnen Mitgliedsländer ausgewiesenen Zahlen erfahren keine "Cross Border"-Korrektur: Weder sind wie in der BVI-Statistik die Investmentfonds erfasst, die auf einem bestimmten nationalen Absatzmarkt vertrieben werden, ohne dort aufgelegt zu sein. Noch gibt es eine Adjustierung um die in einem Land aufgelegten Produkte, die jedoch in den Vertrieb außerhalb des nationalen Absatzmarktes des Auflagelandes gehen.

Mit den Länderberichten innerhalb ihres Jahrbuchs und dem erstmals für das Jahr 2006 erschienenen Asset Management Survey bietet die EFAMA allerdings zwei Formate an, für die diese Einschränkungen nur noch teilweise gelten. Die Basis der EFAMA-Statistiken sind die nach EU-Recht für den grenzüberschreitenden Vertrieb zugelassenen Investmentfonds (OGAW)5), was im Wesentlichen den Publikumsfonds entspricht, ausschließlich Offener Immobilienfonds, Sondervermögen mit zusätzlichen Risiken (Hedgefonds) und Fonds mit Immobilienfondsanteil6) (hierunter zum Beispiel auch AS-Fonds).

Technische Merkmale des Reportings Die technischen Formate der Datenübermittlung geben, wenn auch teilweise mit zeitlicher Verzögerung, den Stand moderner Technik wieder. Vor diesem Hintergrund ersetzen XML7)-Formate zunehmend die von etwa 1980 bis um das Jahr 2000 üblichen ASCII-Formate beziehungsweise einfachen Textdateien. Der Vorteil von XML-basierten Meldeformaten liegt vor allem darin, neue Anforderungen einfacher anpassen zu können, ohne bei den empfangenden Stellen größeren Programmieraufwand auszulösen.

Die BVI-Absatzstatistik der Publikumsfonds ist über Jahrzehnte mit den Datensätzen der Kapitalanlagegesellschaften an die Deutsche Bundesbank bestückt worden. Hierzu erhielt der BVI eine Kopie des gesetzlichen Reportings. Daran änderte sich auch mit dem wachsenden Gewicht ausländischer Gesellschaften deutscher Provenienz nichts. Obgleich gegenüber der Deutschen Bundesbank nicht meldepflichtig, übernahmen die Luxemburger, irischen und Schweizer Gesellschaften Formate und Fristen des Reportings ihrer deutschen Muttereinheiten.

Seit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre lief zunächst die Entwicklung der inhaltlichen Datenanforderungen von Deutscher Bundesbank und BVI auseinander. Das Interesse an Kenngrößen wuchs, die das gesetzliche Reporting überhaupt nicht oder zumindest nicht im gewünschten Zuschnitt bereithielt: Spezifische Informationen zu Offenen Immobilienfonds, zu VL-Depots (vermögenswirksame Leistungen) und später Riester-Verträgen, die Differenzierungen entlang der Wertschöpfungskette (Master-KAG versus Advisory) oder Gesamtkostenquote (TER).

Verpflichtendes Meldeformat

Die inhaltliche Zäsur fiel zusammen mit den Bemühungen um eine technische Vereinheitlichung des Reportings. Sie gingen zurück auf eine unter dem Namen Funds-XML seit 2001 wirkende Initiative einiger Investmentgesellschaften und Finanzinformationsdienstleister. Der Aufnahme des BVI in den Kreis der Gründungsmitglieder (Standards Committee) im Dezember 2003 folgten Vorbereitungen, das zunächst auf vertriebliche Belange ausgerichtete Funds-XML auf europäischer Ebene als führenden, freiwillig angebotenen Reportingstandard zu verankern. Im Jahr 2008 beschloss der BVI, Funds-XML innerhalb des BVI als verpflichtendes Meldeformat einzuführen.

Funds-XML ist inhaltlich und geografisch breit aufgestellt. Um seinen Nutzen und seine Akzeptanz zu fördern, enthält es nicht allein die länderspezifischen Anforderungen nationaler Investmentverbände wie der VÖIG in Österreich und des BVI in Deutschland, sondern auch die einer ganzen Reihe von Finanzdienstleistern.

Die vollständige Umstellung auf Funds-XML vollzieht sich innerhalb des BVI-Universums im Laufe des Jahres 2010. Im gesetzlichen Reporting führte die Deutsche Bundesbank seit dem Berichtszeitraum Dezember 2004 ein eigenes XML-Format noch auf der inhaltlichen Basis der Formblätter der 10380er-Serie ein, bis es Ablösung fand durch den neuen Datenkranz der 10390er-Serie (Security-By-Security statt der Teilaggregate für Wertpapiere) auf der technischen Grundlage des geltenden EZB-XML.

Anders als vielfach angenommen sind EZB-XML und Funds-XML technisch nicht identisch und damit auch nicht austauschbar. Gemeinsam ist beiden allein die Programmierung in XML. Insbesondere besteht beim BVI keine Möglichkeit, die Security-By-Security-Struktur des EZB-XML aufzulösen und zu verarbeiten. Der BVI ist umgekehrt auf die Teilaggregate des alten gesetzlichen Reportings (10380) angewiesen, die im EZB-XML fast vollständig verloren gegangen sind und darum in Funds-XML fortbestehen.

Inhaltlicher Vergleich der Statistiken

Die von der EZB veröffentlichten statistischen Daten dienen in erster Linie dazu, die Geldpolitik der EZB und weitere Aufgaben des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) sowie des Eurosystems zu unterstützen. Im Fokus steht dabei die Ermittlung von Kennzahlen, die für die Preisstabilität des Euro und das Funktionieren der Zahlungssysteme wichtig sind. Jedem Land des Euroraumes wird das dort aufgelegte Investmentvermögen zugerechnet.

Im Unterschied zu dieser nach Auflageland ausgerichteten Sichtweise stellt die BVI-Statistik den Absatzmarkt Deutschland in den Vordergrund - im Prinzip analog der Zulassungsstatistik für Kraftfahrzeuge. Neben deutschen Kapitalanlagegesellschaften sind auch ausländische Gesellschaften deutscher Provenienz und ausländische Gesellschaften mit Absatz in Deutschland Teil der Statistik. Anderenfalls würden

Fonds ausgeblendet, die lediglich aus regulatorischen Gründen an anderen Standorten aufgelegt worden sind, um dann doch überwiegend oder ausschließlich in Deutschland vertrieben zu werden.

Die Einbeziehung von Gesellschaften außerhalb Deutschlands unterliegt einfachen Vorgaben hinsichtlich des Mitgliedstatus und Absatzschwerpunktes: Die ausländischen Einheiten müssen entweder BVI-Mitglied sein, dem Konzernkreis eines Mitglieds mit Sitz in Deutschland mehrheitlich angehören und ihr Reporting auf Produkte mit Absatzschwerpunkt Deutschland beziehungsweise die tatsächlich den deutschen Absatzmarkt betreffenden Angaben beschränken.

Drei Sichtweisen

In der Statistik wird unterschieden zwischen den drei Sichtweisen "abgesetzt", "aufgelegt" und "gemanagt". Die klassische Sichtweise "abgesetzt" wurde in der bisherigen Absatzstatistik ausschließlich dargestellt. Darin ist der gesamte Absatz von Investmentfonds in Deutschland enthalten. "Aufgelegt" ist davon die Teilmenge, die von deutschen Investmentfonds abgesetzt wurde. Dieser Ausschnitt entspricht den Zahlen der EZB-Statistik für Deutschland abzüglich der wenigen Gesellschaften, die nicht im BVI vertreten sind. Die Bestände unter der Sichtweise "gemanagt" umfassen das von deutschen Gesellschaften geleistete Portfoliomanagement. Die "aufgelegten" und "gemanagten" Bestände zeigen die vom Standort Deutschland ausgehenden Leistungen (Abbildung 1).

Die BVI-Investmentstatistik bietet im monatlichen Turnus einen Grobüberblick über den Bestand und das Netto-Mittelaufkommen unterteilt nach Assetklassen. Während die EZB bei der Abschichtung nach Ländern auf das Fondsdomizil abzielt, wird bei der BVI-Investmentstatistik das den deutschen Absatzmarkt betreffende Vermögen herangezogen. Zusätzlich zur Übersicht nach Assetklassen zeigt die BVI-Investmentstatistik für Publikumsfonds eine feinere Darstellung nach Anlageschwerpunkten. Eine weitere Übersicht stellt eine Abschichtung nach Anbietern dar, die in den auf den Gesamtmarkt ausgerichteten Statistiken der EZB nicht abgebildet werden.

Seit Anfang 2010 sind neu in der BVI-Investmentstatistik die - in der nach Anbietern gegliederten Übersicht - gleichrangig ausgewiesenen Angaben zu einzelnen Produktkategorien, das heißt Publikumsfonds, Spezialfonds und Vermögen außerhalb von Investmentfonds (VaIF) (Abbildung 2). Bei VaIF handelt es sich um Portfolios, die sich nicht in der Rechtshülle eines Sondervermögens oder einer Investment-AG befinden. Um das gesamte Asset-Management-Geschäft der Branche zu erfassen, werden diese "Direktbestände" zusätzlich ausgewiesen.

Für Publikumsfonds wird auf Einzelfondsebene eine noch tiefer gehende Statistik erstellt, die Nicht-Mitglieder auf Anfrage beim BVI erwerben können. Darin sind neben Fondsnamen und Wertpapierkennnummern das Vermögen sowie das Netto-Mittelaufkommen abgebildet. Weitere Informationen zu Anlageschwerpunkt und zusätzlichen Fondsmerkmalen ermöglichen eine detaillierte Analyse des Publikumsfondsbestands.

EZB: Meldung auf Basis der einzelnen Wertpapiere

Der EZB liegen dank der Meldung auf Basis der einzelnen Wertpapiere Daten auf einer noch feineren Stufe vor. Allerdings liegt der Blickwinkel der EZB nicht auf einzelnen Investmentfonds, sondern auf Investmentfonds als Teilbereich innerhalb des Finanzsektors im Euro-Währungsgebiet. In einer aggregierten Bilanz in den Monatsberichten weist die EZB Bestände und transaktionsbedingte Veränderungen (entspricht dem Netto-Mittelaufkommen) der Investmentfonds aus. Neben der Aufteilung nach Vermögensgegenständen kann aus der Statistik die Aufteilung der gehaltenen Investmentfonds nach Ansässigen innerhalb und außerhalb des Euro-Währungsgebiets entnommen werden.

Zusätzlich werden die von Investmentfonds ausgegebenen Anteile nach Art des Fonds und nach Anlageschwerpunkt unterteilt. Anders als in der BVI-Statistik berücksichtigt die EZB auch Geschlossene Fonds, das heißt unternehmerische Beteiligungen, die nicht dem Investmentgesetz unterliegen. Diese werden in der Aufteilung nach Fondsart neben den Offenen Investmentfonds ausgewiesen. Bei der Aufteilung nach Anlageschwerpunkten findet keine Unterteilung nach Produktkategorie statt. Die Aufteilung umfasst unterschiedslos Retail-Investmentfonds und Investmentfonds für institutionelle Anleger sowie Geschlossene Fonds.

In der Branchensumme für Investmentfonds nicht enthalten sind Geldmarktfonds, die den monetären Finanzinstituten (MFIs) zugeordnet werden. Allerdings sind Geldmarktfonds in der EZB-Statistik nachrichtlich ausgewiesen. Die Einteilung nach Anlageschwerpunkten erfolgt je nach Hauptanlagegegenstand und erklärter Anlagepolitik.

BVI: Zugehörigkeit zu einem Anlageschwerpunkt

Der BVI entwickelte zum Jahresbeginn 2009 für Publikumsfonds ein Eingruppierungsschema auf Grundlage systematischer Rendite-Risiko-Betrachtungen. Statt ausschließlich Anlagegrenzen und -möglichkeiten heranzuziehen, wird mit Hilfe mathematischer Kenngrößen die Zugehörigkeit zu einem Anlageschwerpunkt ermittelt. Dieser Ansatz ermöglicht eine bessere Einteilung nach Fondsarten, die allein mit einem rein formalen Ansatz nicht immer präzise den Anlageschwerpunkten zugeordnet werden können.

Über das Statistikangebot hinaus, das aus dem gesetzlichen Reporting von EZB und der Deutschen Bundesbank erstellt werden kann, bietet der BVI zusätzliche Übersichten zu Investmentfonds an. Die Wertentwicklungsstatistiken für Publikumsfonds geben stichtagsbezogen Auskunft über die Rendite von Einmalanlagen und monatlichen Einzahlungen für eine Vielzahl von Anlagezeiträumen. Eine vierteljährlich erstellte Statistik zu VL- und Riesterfonds-Sparplänen gibt die Anzahl der abgeschlossenen Verträge an. Über die Liegenschaften von Offenen Immobilienfonds informiert eine quartalsweise Statistik. Sie gibt unter anderem Auskunft über die geografische Verteilung, die Restlaufzeiten der Mietverträge, die Nutzungsarten sowie die Altersstruktur der Immobilien.

Leistungstiefe und -breite der Investmentbranche im Blick

Die BVI-Statistiken fügen sich komplementär in einen von den amtlichen Veröffentlichungen ausgesparten Raum. Er wird am oberen Rand begrenzt von den höchstverdichteten Daten für die Eurozone insgesamt und den Aggregaten einzelner Anlageinstrumente (Wertpapiergattungen) am unteren Rand (Abbildung 3).

Die Statistiken der EFAMA haben Anknüpfungspunkte zur BVI- und EZB-Statistik. Während die monatlichen Übersichten nach Bezugsgrundlage und Verdichtungsgrad den EZB-Übersichten nahe stehen, folgt die inhaltliche Ausrichtung neuerer Formate dem Ansatz des BVI, die traditionellen Darstellungen so zu erweitern, dass alle branchentypischen Produktkategorien und Serviceformen ihren Platz finden.

Informationen zu einzelnen Fonds und Gesellschaften

Im Gegensatz zur EZB, die mehr monetäre und volkswirtschaftliche als investmentspezifische Kriterien bemüht, zielen die BVI-Statistiken darauf ab, die Leistungstiefe und -breite der Investmentbranche unter nationalen Vorzeichen darzustellen: einerseits mit Blick auf die in Deutschland angebotenen Leistungen und Produkte, aber unabhängig vom Sitz der Produkt- und Dienstleistungsgeber. Andererseits sind die von Deutschland ausgehenden Services, jedoch unabhängig davon, in welche nationalen Märkte hinein sich diese Leistungen erstrecken. Die Ebenen der BVI-Statistiken reichen von der einzelner Portfolios über die Aggregate detaillierter Anlageschwerpunkte, Assetklassen und Anbietergruppen bis zu den Marktsummen.

Die BVI-Statistiken bedienen im Schwerpunkt die vergleichsweise mittleren Verdichtungsgrade. Die unterste Stufe der Vermögensaufstellung innerhalb eines Portfolios beziehungsweise Aggregats einzelner Anlageinstrumente bleibt überwiegend ausgespart, Summen auf Ebenen oberhalb des Mitgliederkreises scheiden naturgemäß aus. Die Vorzüge für den Nutzer der Statistik liegen darin, der BVI- Statistik die Informationen zu einzelnen Investmentfonds, Anlageschwerpunkten und Investmentgesellschaften oder Vermögensverwaltern entnehmen zu können.

Fußnoten

1) European Fund and Asset Management Association.

2) Verordnung EZB/2007/8 und Mitteilung der Deutschen Bundesbank Nr. 8003/2007 vom 31. Oktober 2007.

3) Letzte Fassung trat in Kraft zum Berichtsmonat Dezember 2002, mit geringfügigen Änderungen zwei Jahre darauf (Mitteilung der Deutschen Bundesbank 8002/2004 vom 21. Januar 2004).

4) Mitteilung der Deutschen Bundesbank Nr. 8004 vom 22. Dezember 1992. Daran geknüpft waren die Formblätter der 10380er-Serie und das Meldeformat der kapag.dat-Textdateien.

5) Organismen für die gemeinsame Anlage in Wertpapieren.

6) Allgemeiner: Ein Teil der aufsichtsrechtlich definierten Kategorie der "Gemischten Fonds", nicht zu verwechseln mit (Wertpapier-)Mischfonds. 7) Extensible Markup Language.

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