Gespräch des Tages

Kreditgeschäft - Primärbanken gewinnen Marktanteile

Es ist schon ein Reflex: Immer wenn Aufsichtsbehörden oder Verbraucherschützer laut über schärfere Vorschriften für die Finanzdienstleistungsbranche nachdenken, warnen Banken und Sparkassen unverzüglich vor ungewünschten Nebenwirkungen für die Realwirtschaft. Und für die Verbände der verarbeitenden, zuliefernden und mittelständischen Wirtschaft ist das sofort der Anlass aufzuschreien, sich um die Gesellschaft insgesamt zu sorgen und vor einer Kreditverknappung zu warnen. Und wenn dann noch die umfassenden Statistiken beweisen, dass die Banken weniger Kredite als im Vorjahr vergeben haben, oh Gott, oh Gott. Doch nicht immer stimmt der Zusammenhang. Derzeit beispielsweise ist der Rückgang der vergebenen Kredite nachfragebedingt. Angesichts der schlechteren konjunkturellen Erwartungen die Bundesregierung hat ihre Prognose des Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr jüngst drastisch auf nur noch ein Prozent gesenkt - sind viele Unternehmen wieder zurückhaltender geworden mit Investitionen. Eine Studie der staatlichen Förderbank KfW jedenfalls kommt zu dem Schluss, dass es keine Verknappung des Angebots gebe, sondern Unternehmen weniger Kredit nachfragen.

Und auch die Zahlen der Bankenstatistik der Bundesbank belegen, dass die Institute bislang nur mit weniger Angebot drohen und sich die Wirtschaft (noch) keine Sorgen machen muss - wenngleich die Zahlen vom Juni 2011 stammen und damit noch dem deutlich stimmungsvolleren Frühjahr zuzuordnen sind. Das gesamte Kreditvolumen aller erfassten Banken ist mit 2,375 Billionen Euro per Ende Juni 2011 höher als noch vor der Krise. Zum gleichen Stichtag 2004 betrug es gerade einmal 2,23 Billionen Euro. Da auch die naturgemäße Immobilienlastigkeit der Aktivseite deutscher Banken nachgelassen hat - 2004 entfielen noch rund 48,5 Prozent aller ausgelegten Darlehen auf Immobiliendarlehen, aktuell sind es noch 46,4 Prozent heißt das, es stehen mehr Mittel für Kredite an Unternehmen und Selbstständige zur Verfügung. Mit rund 100 Milliarden Euro (1,34 nach 1,24 Billionen Euro) fällt die Differenz auch gleich recht ordentlich aus, was nicht nur die Lieferfähigkeit der Finanzdienstleister unterstreicht, sondern auch ein Zeichen für den Kapitalbedarf der deutschen Wirtschaft ist.

Allerdings haben sich die Gewichte zugunsten oder zulasten, das liegt im Auge des Betrachters, der beiden Bankenverbünde verschoben. Entfielen Mitte 2004 noch 41,2 Prozent aller Kredite an Unternehmen und Selbstständige auf die Sparkassen-Finanzgruppe und 14,3 Prozent auf die genossenschaftliche Finanzgruppe, sind es aktuell 41,1 Prozent für die öffentlich-rechtlichen Institute und 15,3 Prozent für die Kreditgenossenschaften. Der leichte Rückgang bei den Sparkassen liegt ausschließlich an den Schwierigkeiten der Landesbanken, der Anteil der Primärbanken hat sich von 22,6 Prozent auf 24,1 Prozent spürbar erhöht. Auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken stiegt der Anteil der Ortsbanken von 12,5 auf 13,7 Prozent stärker als der Anteil der gesamten Gruppe einschließlich der beiden Zentralbanken. Diese spielen ob des sehr viel stärker ausgeprägten Subsidiaritätsprinzips jedoch eine deutlich geringere Rolle als die Landesbanken für die S-Finanzgruppe. Der Anteil der Großbanken sank von 14,0 auf 13,3 Prozent an den Krediten an Unternehmen und Selbstständige, reine Unternehmenskredite ohne selbstständige Privatpersonen werden dagegen besser (15 Prozent nach 14 Prozent) von den Großbanken bedient.

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