Gespräch des Tages

Landesbanken II - Gelassene Helaba

In existenzbedrohenden Krisen wie der aktuellen gebietet die Nächstenliebe die Hilfe der Starken für die Schwachen - erst recht wenn es sich um Familienangehörige handelt. Doch in den großen Verbundfamilien des deutschen Kreditgewerbes ist davon im Moment wenig zu spüren. Hier heißt es: jeder für sich allein. Ob aus Stuttgart, München oder Düsseldorf - die Rufer nach einer Landesbankenkonsolidierung sind längst verstummt. Bei der Landesbank Hessen-Thüringen hatte das Thema ohnehin nie viele Freunde. Und so will auch der seit sechs Monaten amtierende Vorstandsvorsitzende Hans-Dieter Brenner, keinen Zeitdruck erkennen. Mit einem Minus von "nur" 44 Millionen Euro ist sein Haus aus dem Geschäftsjahr 2008 um Welten besser herausgekommen als die umgebende Landesbanken-Verwandtschaft. Selbstverständlich, so wird betont, liege das nur am bewährten Geschäftsmodell, das Whole-Sale und Retail in ausgewogener Weise vereine.

Dieses Verhältnis will der Vorstand nicht verwässern. Gleichwohl sind die Frankfurter einer Erweiterung ihres Konzerns nicht abgeneigt. Eine Ausweitung des Verbundgeschäftes mit den Sparkassen über die bisherige Einflusssphäre hinaus - also durch Übernahme der entsprechenden Geschäftseinheiten von anderen Landesbanken - sei ebenso vorstellbar wie die Übernahme der angezählten Nassauischen Sparkasse. Dafür müssten aber erst noch deren acht Träger überzeugt werden, was ohne die Fürsprache der Landespolitik nicht machbar sein dürfte. Dass sich dadurch die Gewichte innerhalb der hessisch-thüringischen Sparkassenlandschaft weiter zugunsten der Landesbank verschieben würde, ist sparkassenpolitisch in Hessen-Thüringen und bundesweit ebenfalls erklärungsbedürftig.

Um das Geschäftsmodell auch intern zu festigen, soll sich die Helaba künftig stärker auf die Kernsektoren konzentrieren. Da jede Fokussierung zwangsläufig die Ränder an Schärfe verlieren lässt, stellt der Vorstand einige Randaktivitäten zur Disposition. Vor allem das Leasinggeschäft, das im Konzern von der Hannover Leasing betrieben wird und im Vorjahr vor allem beim Mobilien-Leasing eine starke Ausweitung erfahren hatte, soll verkauft werden. Seitdem der Staat die Möglichkeiten der steuerlichen Optimierungen immer weiter einschränkt und zuletzt mit der Zinsschranke das Leasing fast zu Tode regulierte, bietet dieses Geschäft kaum noch Perspektiven. Weniger Komplexität strebt die Helaba auch bei ihren Auslandsbeteiligungen LB (Swiss) und LB Lux an, die sie gemeinsam mit der Bayern-LB besitzt. Geplant ist, dass die Bayern die eine, die Hessen-Thüringer die andere Gesellschaft komplett übernehmen. Wer welches Unternehmen behält, werde derzeit aber noch verhandelt.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X