Gespräch des Tages

Landesbanken - Small is beautiful - Weg zur Unsterblichkeit?

Die Zahlenwerke der jüngst vorgelegten Halbjahresbilanzen dokumentieren unisono einen erfolgreichen Gesundungsprozess und den Weg zur Normalität, den die Landesbanken ein geschlagen haben. Die durch Brüssel aufgezwungene Schrumpfung zeigt offenbar Wirkung. Die Musterschüler werden immer kleiner, profitabler und kapitalstärker. So konnten etwa die LBBW und die Bayern-LB ihr Ergebnis vor Steuern beachtlich verbessern. Die Bayern-LB erzielte mit 719 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2013 nahezu das Fünffache gegenüber der Vorjahresvergleichsperiode, und die LBBW weist mit 260 Millionen Euro gleichfalls eine respektable Steigerung um nahezu 34 Prozent auf. Doch ob dieser Trend nachhaltig ist und den Landesbanken auf lange Sicht ihre Eigenständigkeit sichern wird, bleibt offen und wird vom Markt entschieden. Schmerzliche Beispiele sind der Markt austritt der WestLB, die Übernahme ihres Verbund-bankgeschäfts durch die Helaba sowie weitere Strukturbereinigungen wie das Stutzen der LBB zur Berliner Hauptstadtsparkasse oder die Aufwertung der Deka-Bank zum zentralen Wertpapierhaus.

Die erzwungene Geschäftsstrategie der teils schwer angeschlagenen Landesbanken, die schon zu Beginn der Finanzkrise in nicht unerheblichem Umfang von ihren Trägern und den Steuerzahlern gestützt werden mussten, lautet mit Blick auf Brüssel, bestehende Strukturen weiter zu erhalten. Zur Chefsache erklärt sind alle gebündelten Maßnahmen, die zu einer Reduzierung der Bilanzsumme und Abstoßen des nicht zum Kerngeschäft zählenden Aktivitäten gehören. Natürlich ist es betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, wenn von Krisenbranchen wie der Schiffsfinanzierung Abstand genommen und sich auf die Kernaktivitäten besonnen wird. So stammt die erfreuliche Performance mit unterschiedlicher Intensität denn auch aus den klassischen Geschäftsfeldern Firmenkunden, Kapitalmärkte, Immobilien und Sparkassenverbundgeschäft. Sondereffekte wie Gewinne von Ertragsperlen wie der Direktbanktochter DKB bei der Bayern-LB - obwohl nicht konform zum Geschäftsmodell passend - werden dankbar angenommen. Aber auch die Stabilisierung der Finanzmärkte mit der Folge von Wertaufholungen hat ihren Beitrag geleistet.

Auf der anderen Seite ziehen Restrukturierungsprozesse starke Bremsspuren und negative Auswirkungen nach sich. Sie dürfen niemals dem Selbstzweck dienen. Bei weiter drakonischem Abschmelzen der Bilanzsummen besteht bei den Landesbanken die Gefahr des Absinkens zu Regionalbanken. Diese Entwicklung könnte für den Sparkassenverbund und einzelne Mitglieder existenzbedrohlich werden, wenn Landesbanken in noch stärkeren direkten Wettbewerb zu großen Sparkassen vor Ort treten. Verschiedentlich wird das schon jetzt hinter vorgehaltener Hand beklagt. Bei einer weiteren Forcierung dürfte die Kritik aus den eigenen Reihen anschwellen und zu einer Belastungsprobe werden. Was Restrukturierer und die Politik einschließlich Brüssel bislang nicht schaffen konnten, wird aus den eigenen Reihen besorgt: Die überfällige Strukturbereinigung in der Landschaft der Landesbanken. Die Option lautet, dass die Schlagkraft der Landesbankenlandschaft erhöht werden muss.

Bei der Bewältigung der Herausforderung wird mit wenig Schützenhilfe seitens der Aufsicht und Politik zu rechnen sein. Nach der Wahl wird das Feindbild Banken weiter an Vehemenz zunehmen. Schlagworte wie Bankenunion, Haftungs- und Sicherungsfonds werden vor Landesbanken nicht haltmachen. Marktwirtschaftliche Gleichbehandlung wird die Folge sein, und Sonderbehandlungen dürften weiter reduziert werden. In einem solch negativ geprägten Umfeld wird der Platz für die derzeit acht Landesbanken immer enger. Ungeachtet dessen steht fest, dass der Mittelstand auf eine starke Sparkassen-Finanzgruppe setzt. Das beweist die Zunahme der Marktanteile von Landesbanken und Sparkassen im Firmenkundengeschäft. Immerhin stieg deren Anteil am Kreditgeschäft für Unternehmen und Selbstständige auf nahezu 43 Prozent.

Prof. Dr. Klaus Fleischer, Hochschule München

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