Gespräch des Tages

Leasing - BDL als präventiver Warner

Vom Ausmaß her spielte die Kapitalmarktkrise des Jahres 2001 sicher in einer anderen Liga als das, was sich 2008 an den Märkten tat und tut. Dennoch zieht der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen BDL für die Prognose zum Geschäftsverlauf 2009 einen Vergleich. Zum einen hat es einen so drastischen Einbruch im Neugeschäft, wie ihn die Branche für das vierte Quartal 2008 hochrechnet (im Mobilien-Leasing sind es rund 25 Prozent) zuletzt 2001 gegeben. Zum anderen taugt die Erfahrung aber auch in positiver Hinsicht: Damals nämlich war die Leasingbranche als Gewinner aus der Krise hervorgegangen: In schwierigen Zeiten war man zum verlässlichen Partner des Mittelstands geworden, das brachte Marktanteile. Und mit dieser Erwartung geht man auch ins kommende Jahr. Denn obwohl es eine echte Kreditklemme für den Mittelstand derzeit nicht gibt, so wertet jedenfals Verbandspräsident Reinhard Gödel (wie übrigens auch der BdB) die bislang vorliegenden Zahlen, trauten viele Mittelständler den Banken Verlässlichkeit bei der Finanzierung derzeit nicht zu. Und angesichts der im Vergleich zum klassischen Kreditgeschäft unvergleichlich niedrigen Ausfallraten von aktuell 0,25 Prozent könnten auch die Banken letztlich nicht umhin, sich mit Leasing zu befassen.

Alles eitel Freude und Sonnenschein also? Keineswegs. Denn wenn auch die Finanzkrise nicht von den Leasingunternehmen verursacht wurde, werden sie doch davon belastet. Das vergleichsweise geringste Problem sind die Negativschlagzeilen rund um das Cross-Border-Leasing, das derzeit so manche Kommune in Schwierigkeiten bringt. Zweifellos stellen solche Geschäfte, die jetzt ins Gerede gekommen sind, ein Imageproblem für die Branche dar. Das Geschäft mit der öffentlichen Hand sieht man dadurch aber nicht negativ beeinflusst. Schließlich hat das US-Lease, um das es dabei geht, mit dem, was hierzulande unter Leasing verstanden wird, überhaupt nichts zu tun - schon allein deshalb, weil es sich nicht um Investitionsfinanzierungen handelt. Den Kommunen, so Gödel, ist der Unterschied sehr wohl bewusst.

Auch die durch die Medien geisternde Restwertproblematik im Kfz-Geschäft betrachtet der BDL weniger als ein Problem des Leasings, sondern vielmehr als eines der Autobranche. Wenn die herstellernahen Anbieter ihren Kunden vielfach die Fahrzeugrücknahme zu hohen Restwerten zugesichert hatten, die sich heute nicht mehr am Markt realisieren lassen, war dies in erster Linie ein Instrument der Absatzförderung für die Muttergesellschaften. Dass sich diese Restwerte so nun nicht mehr hereinholen lassen, schlägt entsprechend vor allem auf die Leasinggesellschaften der Autokonzerne durch. Banknahe Gesellschaften dagegen sind davon nur in geringerem Maß betroffen. Sie leiden vor allem unter dem Einbruch im Neugeschäft im Gefolge der Krise.

Von der Finanzmarktkrise im eigentlichen Sinne betroffen ist die Leasingbranche vor allem im Hinblick auf die Refinanzierung. Die Platzierung von Asset Backed Securities nämlich ist heute nur noch zu unverhältnismäßig hohen Kosten möglich - obgleich es bei entsprechenden ABS-Produkten von Leasinggesellschaften nach BDL-Angaben durchweg keine Probleme gab. Diesen Weg hätten die Banken der Branche "zerschossen", so Gödel. Wirkliche Refinanzierungsprobleme für die Leasingunternehmen sieht er gleichwohl nicht - schon allein deshalb, weil die bankfernen Anbieter hier regelmäßig mit einer Vielzahl von Banken zusammenarbeiten, wodurch sich der Ausfall eines Partners leicht kompensieren lasse. Immerhin: Durch die anstehende Konsolidierung der Kreditwirtschaft könnte schlimmstenfalls ein Engpass drohen.

Das Beispiel Großbritanniens, wo Kreditinstitute die staatliche Kapitalspritze in erster Linie zur inneren Restrukturierung verwendeten, versteht Gödel mehr als Mahnung denn als auch hierzulande drohende Gefahr - den Sparkassen und Volksbanken sei Dank. Am politischen Willen in Berlin, dass Mittel aus dem staatlichen Rettungsschirm nicht zuletzt für die Mittelstandsfinanzierung genutzt werden sollen, wird auch nicht gezweifelt. Ein bisschen mehr Verbindlichkeit in den Regeln, was die Bereitstellung von Mitteln für die Mittelstandsfinanzierung angeht, mahnt der BDL mit Blick auf den staatlichen Rettungsschirm dennoch an - für alle Fälle.

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