Gespräch des Tages

Managervergütung - In Arbeit

Die öffentliche Debatte zur Regulierung der Finanzmärkte hat zuletzt eine deutliche Verschiebung der zentralen Themen erfahren. Eindeutig nach vorne gerückt sind im Zuge der währungspolitischen Turbulenzen rund um Griechenland und den Euro die Wirkungen der Staatsverschuldung und die Grundprinzipien einer Währungsunion. Ein wenig in den Hintergrund getreten ist damit die besonders zu Beginn dieses Jahres heftig und kontrovers diskutierte Managervergütung (siehe Kreditwesen 5-2010). Während die Politik und die internationalen Regulatoren in vielen zentralen Fragen der zukünftigen Regulierung noch nicht sichtbar weiter gekommen sind, gibt es in puncto Vergütungs- und Anreizstruktur immerhin gesetzliche Regelungen und aufsichtsrechtliche Vorgaben als sichtbare Anzeichen für eine Aufarbeitung erkannter Fehlentwicklungen.

Man mag mit der konkreten Umsetzung der bisherigen Maßnahmen noch längst nicht zufrieden sein. Und man mag sich auch nach wie vor über einige der mehr oder weniger öffentlich ausgetragenen juristischen Auseinandersetzungen über die Berechtigung von Vergütungsansprüchen wundern. Aber ein Nichtstun, wie es der Politik und den verantwortlichen Regulatoren - angefangen von neuen Eigenkapitalvorschriften für die Finanzwirtschaft bis hin zu neuen Rahmenbedingungen für eine geordnete Insolvenz von Kreditinstituten und Staaten - in vielen anderen Feldern vorgeworfen wird, ist bei der Vergütung im Top-Management nicht festzustellen. Sowohl auf nationaler, europäischer wie internationaler Ebene gibt es Anzeichen zu einer stärkeren Ausrichtung der Vergütung am langfristigen Unternehmenserfolg. Für Deutschland bestätigt die Anfang Mai für alle Dax-Unternehmen komplettierte turnusmäßige Auswertung des Finanzdienstleisters Towers Watson für das Berichtsjahr 2009 eine offensive Arbeit an diesen Dingen. Die Kernbotschaften der Studie: Eine Reihe von Dax-Unternehmen hat ihre Vergütungssysteme schon parallel zu den gesetzlichen Vorgaben umgestellt. Teilweise gab es im Zuge dieser Anpassung auch Veränderungen in bestehenden Verträgen. Tendenziell orientiert sich die Bewertung der Angemessenheit der Managementvergütung stärker als bisher an der nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Bei Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage kann die Vergütung leichter als bisher herabgesetzt werden. Die individuelle Leistung und Haftungsfragen spielen eine größere Rolle. Die Verpflichtung zum Erwerb und zum Halten von Aktien des eigenen Unternehmens bedeutet eine Rückbesinnung auf den Eigentümergedanken im Management. Und nicht zuletzt berücksichtigt die Ausrichtung der Vergütungssysteme im eigenen Haus stärker als früher das Stimmungsbild im Eigentümerkreis, auch wenn die Einbeziehung der Eigentümer auf der Hauptversammlung noch besser eingeübt werden muss. Für die Struktur der Vergütung der Vorstandsvorsitzenden der Dax-Unternehmen zeichnet die Studie übrigens folgendes Bild. Der größte Anteil an der Gesamtvergütung entfällt mit 39 Prozent immer noch auf die Jahreserfolgsvergütung, das bedeutet für die Boni ein um einen Prozentpunkt geringeres Gewicht. Die Grundvergütung stellt im Berichtsjahr 2010 einen Anteil von 27 Prozent an der Gesamtvergütung dar, das ist ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Auf Nebenleistungen plus Altersversorgung entfallen zwölf Prozent (minus drei Prozentpunkte), und die variablen Langfristvergütungen sind mit 22 Prozent um drei Prozentpunkte aufgewertet. Während Letzteres immerhin sichtbar in die vermutete Richtung weist, spiegelt der immer noch hohe Anteil der Boni sicher nicht das in Politik und Öffentlichkeit erwünschte Bild wider. Doch das könnte sich den Initiatoren der Studie zufolge künftig ändern. Denn die Auszahlung der Boni wird tendenziell stärker als bisher an den Unternehmenserfolg der Folgejahre gekoppelt. Und gravierende Managementfehler einer Führungskraft, so das vorausblickende Fazit, schlagen sich künftig direkt in deren Eigentum nieder. Das wären Wirkungen, die dem angepeilten Ziel einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung schon näher bringen.

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