Unternehmensführung

Moderator im Wandel – zum 80. Geburtstag von Karl Otto Pöhl

Als Karl Otto Pöhl vor elf Jahren, im Frühjahr 1998, seine Verantwortung als Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter weiterreichte, hatte er das Bankhaus Sal. Oppenheim in nur gut sechs Jahren entscheidend geprägt. Nach der "Revolution von oben", wie Alfred Freiherr von Oppenheim sie 1992 nannte, vollzog sich nicht nur ein Generationswechsel, sondern ein Umbau der Bank, den Karl Otto Pöhl entscheidend mitgestaltete. Kundenbezogene Organisation In den neunziger Jahren kam es im deutschen Bankwesen zu tiefgreifenden Veränderungen durch die Folgen der Wiedervereinigung und die Einführung des Euro. Den gravierendsten Einfluss hatte jedoch die Globalisierung, die zu einer stärkeren Internationalisierung der heimischen Bankenlandschaft und einer weitaus schärferen Konkurrenzsituation mit ausländischen Wettbewerbern führte. Dadurch entstanden höhere Anforderungen an Kapitalausstattung und Rentabilität der Banken. Gleichzeitig änderte sich das Geschäft: Im Vordergrund standen individuelle Beratungsleistungen für Familienunternehmen, bei der Anlage der stark angewachsenen privaten Vermögen, die zusätzlich zum traditionellen Firmenkunden- und Wertpapiergeschäft das Angebot abrundeten. Anstelle der alten produktbezogenen Struktur erhielt Sal. Oppenheim eine kundenbezogene Organisation. Neu geschaffen wurde das Amt des Sprechers der persönlich haftenden Gesellschafter, der vor allem die Koordination der Geschäftsbereiche verantwortet. Erster Amtsinhaber wurde Karl Otto Pöhl. Seit 1980 hatte er als Präsident der Deutschen Bundesbank mit seiner Stabilitätspolitik den legendären Ruf der Deutschen Mark gefestigt und wurde zum renommiertesten Zentralbankchef Europas. Nach seinem Rückzug von seinem Amt wechselte er 1992 als persönlich haftender Gesellschafter ins Bankhaus. Wie kaum einem anderen gelang ihm damit der erfolgreiche Wechsel von einem überzeugten Diener des Staates zu einem geachteten Privatbankier und Unternehmer. Zu Sal. Oppenheim brachte er seine weltweiten Kontakte mit und agierte in der Phase der Umstrukturierung als allseits respektierter Moderator. Er vertrat die Bank nicht nur als "parlierender Botschafter, sondern als kompetenter Bankier", bescheinigte ihm vor 15 Jahren die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wachstum und Internationalisierung Gemeinsam mit den Aktionären und Partnern nahm Karl Otto Pöhl wesentliche Weichenstellungen in der Ausrichtung und Weiterentwicklung der Bank vor. Durch seinen maßgeblichen Einfluss wandelte sich Sal. Oppenheim von einer Universalbank und einem Kreditinstitut klassischer Prägung in eine moderne integrierte Vermögensverwaltungs- und Investmentbank. Als Sprecher der Partner orchestrierte er von seinem Frankfurter Büro aus die neu organisierten Geschäftsbereiche der Bank und führte das Haus in eine ertragsreiche Zukunft. Der eingeleitete Wachstumsprozess über die Gründung von Tochtergesellschaften bis zur fortschreitenden Internationalisierung prägte das Bankhaus noch lange nach seinem Ausscheiden aus dem Kreis der persönlich haftenden Gesellschafter im Jahr 1998. Als Mitglied des Aktionärsausschusses blieb er der Bank bis 2005 verbunden. In der jüngsten Vergangenheit konnte unser Bankhaus den eingeschlagenen Wachstumskurs nicht fortsetzen. Trotz der Erfolge in den Jahren vor der Finanzmarktkrise ist ein Kurswechsel schließlich unausweichlich geworden. Mit der Deutschen Bank gewinnen wir nun eine neue Eigentümerin, die für Stabilität sorgt, und gleichzeitig die Besonderheiten des Bankhauses bewahrt. Im Sinne von Karl Otto Pöhl, der mit seinem ganzen Lebenswerk für Stabilität und Verlässlichkeit steht, wird sich Sal. Oppenheim auch in Zukunft wirtschaftlichen Umbrüchen und den vielfältigen Herausforderungen stellen. Der Wandel bleibt Teil des unternehmerischen Erfolgs. Auch wenn neue Prioritäten gesetzt werden müssen, die Bank und ihre Mitarbeiter bleiben dabei kompromisslos den traditionellen Werten treu. Im Mittelpunkt steht dabei insbesondere der Dienst am Kunden nach dem erfolgreichen "Best-Ad-vice-Prinzip". Meine Partner, die Bankfamilie und ich wünschen unserem Freund, Ratgeber und langjährigen Gefährten Karl Otto Pöhl allzeit Gesundheit und Fortune sowie ihm und seiner Familie für den weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute.

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