Gespräch des Tages

Nachruf - Ulrich Brixner

Man hätte Ulrich Brixner gerne einen längeren Ruhestand gewünscht - und dazu einen mit der Genugtuung des späten Erfolges seines besonderen Strebens. Man hätte es ihm gegönnt, eine endliche Ordnung des genossenschaftlichen Zentralbankwesens noch mitfeiern zu können. Es hat nicht sollen sein. Das Eine nicht und das Andere nicht. Aber verdient gemacht um die Genossenschaften in Deutschland hat sich Brixner allemal, ein ganzes Arbeitsleben lang. Gleich nach Studium und Promotion ist er, Jahrgang 1941, zur damaligen Deutschen Genossenschaftsbank gegangen, und hat dann, vielleicht weil es ihm dort nicht schnell genug voranging, zur nachbarschaftlichen SGZ-Bank als regionaler Zentralbank gewechselt. Betont basisnah formte er daraus einen guten Bankbetrieb, der alsbald die nicht ganz so erfolgreiche Stuttgarter Schwester aufzunehmen hatte.

Das verlief für dieselbe nicht schmerzfrei. Der freundliche Mann aus Baden räumte in Württemberg nachhaltig. Seine neue, größere SGZ aber konnte damit persönliche wie sachliche Ansprüche anmelden, durchaus nicht nach dem Schäffler-Continental-Muster von heute, sondern dimensioniert-selbstbewusst. Die inzwischen als GZ-Bank firmierende SGZ übernahm das "Spitzeninstitut" DG Bank mit Ulrich Brixner als neuem Vorsitzenden 2001. Ein Lebensziel damit erreicht? "... gelang es ihm, das neue Institut erfolgreich durch schwierige Zeiten zu führen, zu restrukturieren und strategisch neu zu positionieren", heißt es in der nachrufenden Verlautbarung. Das ist gut ausgedrückt, weil man aus allen aufgeführten Verben schließen darf, wie heftig Brixner räumen, schrumpfen und sparen ließ, bis in sehr persönliche Statussymbole hinein. Sehr kritische Zeitgenossen haben dabei manches als Rache für das gelegentliche Power Play der "alten" DG Bank gedeutet. Das ist gewiss zu grob formuliert, weil man in der Sache - einer stets dienstleistenden statt mitunter abgehobenen Geno-Zentrale - der neuen Linie durchaus zu folgen vermochte. Mit zunehmender Lebenserfahrung konnte man bei Ulrich Brixner den Eindruck zunehmender Härte, zunehmender Ungeduld und vor allem zunehmenden Misstrauens gewinnen. Und wenn man bis in die jüngsten Tage hinein jetzt wieder und wieder erfährt, mit welchen Winkelzügen, welcher Meinungsvielfalt und besonders welchen Intrigen die Genossenschaftsorganisation vornehmlich Präsidenten- und Zentralbankfragen zu behandeln pflegt, wird Brixners Einstellung zu vielen Geschehnissen dortselbst überaus verständlich.

So hätte der Frankfurter Vorsitzende die borstigen Kollegen der Düsseldorfer, der letzten regionalen Zentralbank, vielleicht noch für eine Fusion (?! ) während seiner Amtszeit gewinnen können, wenn er der listigen Gewaltenteilung in einer neuen Geno-Holding zugestimmt hätte. Aber - das mochte er eben keinesfalls, weil für ihn allein eine straffe einheitliche Konzernführung (nach seinem DZ Bank-Exempel mit voll einbilanzierten Töchtern) dem Geno-Drang nach Gewalten-Verteilung widerstehen konnte. Ob Brixner damit Recht behält?

Dr. Ulrich Brixner starb im Alter von nur 68 Jahren. Dass Zentralbanken eine Einrichtung der Platzbanken sind und nicht umgekehrt, darf man als sein Vermächtnis in Erinnerung behalten. K. O.

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