Gespräch des Tages

Nord-LB - "Die Willigsten"

Man zeigt sich zufrieden in Hannover. Nach dem Jahr 2005 wisse man
nun, dass sich die Nord-LB auf dem richtigen Weg befinde und das
Geschäftsmodell zukunftssicher sei, verkündete Vorstandschef Hannes
Rehm auf der Bilanzpressekonferenz. Betrachtet man lediglich das
Ergebnis unter dem Strich, so ist dem sicher zuzustimmen: Ein Anstieg
des Ergebnisses nach Bewertung um knapp 50 Prozent auf 562,4 Millionen
Euro sieht sehr ordentlich aus. Bei genauerem Hinsehen offenbart
jedoch auch der Nord-LB-Abschluss die gleichen Schwächen wie die
Abschlüsse anderer Landesbanken landauf landab. Es dominieren die
Effekte aus Kostensenkungen und sehr bewusster Risikopolitik, und es
lässt das operative Geschäft zu wünschen übrig.
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In Hannover äußert sich das in den folgenden Zahlen der
Ertragsrechnung: Zinsüberschuss unverändert bei rund 1,343 Milliarden
Euro, Provisionsüberschuss zwar leicht gestiegen, auf 148 Millionen
Euro, aber im Verhältnis immer noch viel zu gering, Handelsergebnis
kaum verändert bei etwa 45 Millionen Euro, Kosten leicht gestiegen auf
947 Millionen Euro und Risikovorsorge fast gedrittelt, auf gut 130
Millionen Euro. Hinzu kamen noch Buchgewinne aus Beteiligungsverkäufen
von mehr als 400 Millionen Euro, von denen aber gut 350 Millionen Euro
den Reserven nach § 340 f. HGB zugeführt wurden.
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Nun der Blick nach vorne: Bis 2008 soll der Aufwand um weitere 160
Millionen Euro auf dann noch 790 Millionen Euro gedrückt werden -
nicht zulasten der Mitarbeiter. Daneben muss aber auch verstärktes
Augenmerk auf nachhaltiges Ertragswachstum gelegt werden. Hier haben
die Verantwortlichen vor allem die Bereiche Spezialfinanzierungen,
Investmentbanking und Corporate Finance als Wachstumsfeld ausgemacht,
allesamt klassische Landesbankenaufgaben.
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Das Verbundgeschäft, bei der Nord-LB mit einem Anteil am Ergebnis nach
Risiko von gerade mal 6,8 Prozent, sieht man in Hannover ohnehin eher
als "langfristige Aufgabe". Anders bei Spezialfinanzierungen: Trotz
der schon guten Marktstellung rechnet man sich hier auch kurzfristig
Wachstumschancen aus, die Pipeline vor allem bei Schiffsfinanzierungen
sei voll. Ausgehend von einem Volumen von mehr als 11 Milliarden Euro
habe man für die kommenden drei Jahre bereits Zusagen über mehr als 4
Milliarden Euro.
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Im Investmentbanking will die Nord-LB vor allem im
Mittelstandsgeschäft aktiv werden, zum Beispiel mit Instrumenten zur
Devisenabrechnung oder Schuldscheinprogrammen, um den Unternehmen eine
breitere Refinanzierungspalette über den Kapitalmarkt zu ermöglichen.
Viel verspricht man sich auch vom Auslandsgeschäft: Die
Auslandsniederlassungen sollen risiko- und rentabilitätsorientiert
weiterentwickelt werden. Hierbei haben die Verantwortlichen vor allem
Nord-Osteuropa und Schanghai im Visier. Im Ostseeraum beispielsweise
soll das gemeinsam mit der norwegischen Großbank DnB Nor betriebene
Joint Venture weiter ausgeweitet werden.
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Für den Turn Around sind aber auch Verbesserungen in Braunschweig
unerlässlich. Die zur Nord-LB gehörende zweitgrößte niedersächsische
Sparkasse ist mit ihrer Cost Income Ratio "eine Belastung". Hier
versprechen sich die Verantwortlichen viel von der Stationierung eines
Vorstandskollegen vor Ort und einer durch externe Berater entwickelten
Retailoffensive. Das Thema Sparkassengründung beschäftigt die anderen
Akteure vor Ort dabei deutlich mehr als die Landesbank selbst.
Schließlich ist im Fusionsvertrag Anfang der siebziger Jahre eindeutig
vermerkt worden, dass das Retailgeschäft in Braunschweig in die
Verantwortung der neuen Landesbank übergehe. Daran könne auch ein
wahlkämpferischer Bürgermeister nichts ändern. Auch zu Bremen fand
Rehm klare Worte: Die Nord-LB sei der größte Anteilseigner mit über 92
Prozent. Die Bremer Landesbank soll zwar ihren eigenständigen
Marktauftritt in der Region behalten, müsse sich aber auch aus
Ratinggesichtspunkten mehr in die Gruppe Nord-LB einbringen und
eingliedern. Hier erwartet man in Hannover einiges vom neuen Bremer
Vorstand.
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Die Nord-LB kann also durchaus alleine in die Zukunft schauen, will
sie es aber? Hannes Rehm jedenfalls nannte die Hannoveraner schon mal
"die Willigsten", in Anlehnung an die Aussage von WestLB-Chef Thomas
Fischer.

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