Gespräch des Tages

Sparkassenorganisation II - LBBW first

Bei allen anstehenden Aufgaben, angefangen von den allgemeinen Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise bis hin zu den sparkassenpolitischen Themen wie der Neuordnung der Deka-Bank-Anteile, der Novelle des Sparkassengesetzes in Schles-wig-Holstein und der Landesbankenkonsolidierung, wurde beim diesjährigen Sparkassentag einmal mehr der Geist der Zusammengehörigkeit beschworen. In dem Maße wie einzelne Familienmitglieder auf dem großen Stuttgarter Treffen durchaus selbstbewusst ihre eigenen Interessenlagen artikulierten, darf man sich freilich nicht sicher sein, inwieweit die noch gestaltbaren Dinge auch wirklich gemeinsam und zielstrebig angepackt werden. Ein gutes Beispiel dafür bietet die Rolle der LBBW in der Landesbankenkonsolidierung, die vom baden-württembergischen Ministerpräsident Mappus ausdrücklich auf einem eher hinteren Rang der derzeitigen Agenda seiner Landesregierung angesiedelt wurde.

Diese Ausrichtung, erst einmal die Hausaufgaben in der eigenen Bank machen zu wollen, deckt sich voll mit dem Eindruck, den LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter schon in der Woche zuvor bei der Jahresberichterstattung seines Hauses vermittelt hatte. Vom früher gepflegten Image der mit Abstand stärksten Landesbank, die die ganze Gruppe in eine tragfähige Zukunft führt, ist derzeit nicht mehr viel zu spüren. Selbst der Verweis auf die für die gesamte Gruppe erbrachte Konsolidierungsleistung in Rheinland-Pfalz und in Sachsen ist allenfalls noch als sanftes Begleitgeräusch zu hören. Die Stuttgarter Landesbank gefällt sich derzeit vielmehr in der präzisen Darstellung all der von Brüssel vorgegebenen Maßnahmen zur Eindampfung des Volumens um etwa zwei Fünftel.

Dieser Wandel im Selbstverständnis liegt sicher an den bitteren Erfahrungen der Landespolitik und der Sparkassenbasis mit ihrer Landesbankbeteiligung in der Finanzmarktkrise. Er spiegelt sich aber ebenso deutlich erkennbar in den eigenen Ansprüchen des seit mittlerweile einem knappen Jahr amtierenden Vorstandsvorsitzenden an seine Amtsführung wider. Bis zum Jahre 2013, so dessen klare Ansage, will die Bank ihre von Brüssel auferlegten Hausaufgaben abarbeiten und sich auf ein angemessenes Niveau gesundschrumpfen. Selbst wenn das kein völliges Ausklinken aus dem von Brüssel gesteuerten und vom Bund als maßgeblichem Geldgeber und potenziellen Anteilseigner begleiteten Bieterprozess um die WestLB-Kernbank bedeuten mag, ist das doch ein klarer Hinweis auf eine eher passive Rolle.

Eine starke Kundenbank für private Unternehmen und Sparkassen in ihren regionalen Kernmärkten will die LBBW künftig sein. Und als mittelfristiges Ziel für die Eigenkapitalverzinsung vor Steuern hat sie sich dabei zwölf Prozent vorgegeben. Darüber hinaus sollen Kapitalmarktprodukte sowie Immobilienfinanzierungen nur noch in ausgewählten Bereichen und Ländern angeboten werden. Wie ernst es die Bank mit dem Rückzug aus den beiden letztgenannten Bereichen meint, hat der Vorstandschef an konkreten Zahlen verdeutlicht. So wurde das Volumen auf dem Weg zum vollständigen Abbau des Kreditersatzgeschäftes schon im Berichtsjahr um 74 Milliarden Euro verringert, und im laufenden Jahr sollen weitere zehn Milliarden Euro hinzukommen.

Besonders deutlich wird der Selektionsprozess auch in der gewerblichen Immobilienfinanzierung, in der sich der Vorstandsvorsitzende fachlich durchaus zu Hause fühlt. Bis auf Deutschland und ausgewählte Aktivitäten in den USA und Großbritannien, also an Standorten, an denen die Bank ohnehin mit größeren Einheiten vor Ort vertreten ist, wird in allen 16 anderen Ländern keine Neufinanzierung mehr gemacht und ein geordneter Rückzug aus dem Bestandsgeschäft angestrebt. Parallel dazu erbrachte eine Neubewertung der laufenden Projekte im Developmentgeschäft einen Abschreibungsbedarf von 300 Millionen Euro. Die klassische Neuordnung der Landesbankenszene im herkömmlichen Sinne mag man mit solchen Schrumpfungsprozessen vielleicht nicht verbinden. Aber in Stuttgart und anderswo läuft durchaus eine Konsolidierung der anderen Art.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X