Gespräch des Tages

Sparkassenorganisation - Teamwechsel

Dass ganze Teams von einem Institut zu einem anderen überlaufen, kennt man hierzulande eigentlich nur aus dem Investmentbanking. Und wenn eine hiesige Adresse an dem Wechselspiel der vagabundierenden Gesellen beteiligt war, dann meist die großen Häuser wie die Deutsche Bank, die Allianz oder vielleicht auch mal die Commerzbank. Für die Sparkassenorganisation gehörten solche Formen der Mitarbeiterakquise bislang nicht zum Alltag. In einem speziellen Fall ist das freilich anders geworden. Nicht im Invest mentbanking, sondern im Asset Management hat die Deka-Bank gleich eine ganze Truppe von Spezialisten abgeworben, um noch rechtzeitig und gründlich auf einem Markt Fuß zu fassen, dem in den nächsten Jahren ein äußerst verlockendes Wachstum vorausgesagt wird - Exchange Traded Funds. Mit erwarteten Steigerungsraten von jährlich 30 Prozent und mehr wird in Deutschland bis zum Ende dieses Jahrzehnts gerechnet. Und angesichts der Diskrepanzen zwischen der heutigen Verbreitung in den USA - dort gründen sich rund 30 Prozent des Fondsgeschäftes auf ETFs - mutet der bisherige Anteil von hoch gegriffen fünf Prozent in Deutschland in der Tat auch für die Folgejahre wie eine Erfolgs garantie an, selbst wenn der US-Anteil nicht erreicht werden sollte.

Wer wirklich an dem erhofften Boom partizipieren will, so hat man bei der Deka-Bank entschieden, der muss schnell und massiv einsteigen bevor der Markt verteilt ist. Denn ähnlich wie im Geschäft mit der Master KAG sind die Margen nicht üppig, und das Geschäft lebt stark von großen Volumina. Folgerichtig hat sich der Asset Manager der Sparkassen gleich mit einem eingespielten Team an nachweislich erfolgreichen Mitarbeitern eingedeckt. Die Gelegenheit dazu bot sich im Zuge des Verkaufs des noch im Konzern der Hypovereinsbank aufgebauten hiesigen Marktführers Indexchange. Dieser war bekanntlich zunächst an die Unicredit-Gruppe mitverkauft worden, wurde inzwischen aber für einen sicherlich guten Preis an den weltweiten Marktführer Barclays Capital Investment mit seiner eigenen Marke "ishares" weitergereicht. Über den Aufwand ihrer Personalakquise hat die Deka-Bank zwar nichts verlauten lassen. Aber wer solch eine Übergangsphase nutzt, der darf sich in Anlehnung an Transfers im sportlichen Bereich sicherlich bei der Ablösesumme und dem Handgeld nicht kleinlich geben. Entgegen kommt der neuen Truppe aus der HVB und ihrer früheren Tochter aber sicherlich auch, dass die lieb gewonnene Umgebung erhalten bleibt. Die Deka-Bank hat ihre neue Einheit nämlich in München angesiedelt.

Dass sie ihr mit ETF-Lab auch einen eigenen Namen gegeben hat und bewusst eine Zweimarkenstrategie fahren will, dürfte es der Bank und vermutlich der gesamten Sparkassenorganisation ein wenig leichter machen, das neue Produktangebot auf- und umzusetzen. Und zudem sind die Ängste einer möglichen Kannibalisierung zwischen aktivem und passivem Asset Management aufs Erste auch durch das Augenmerk auf eine spezielle Zielgruppe entschärft. Konzipiert ist das neue Angebot jedenfalls erst einmal auf institutionelle Kunden, nicht zuletzt im eigenen Beritt. ETFs im Volumen von neun Milliarden Euro, so hat man erheben lassen, liegen allein in den Büchern der Sparkassen. Und bevor man breiter über den Sparkassensektor hinaus tätig wird, darf man sich im Depot-A-Management und im Treasury einen guten Zugang zu diesem Potenzial erhoffen - und darüber hinaus auch zu den sonstigen institutionellen Kunden der Deka-Bank. Wenn das keine guten Startbedingungen sind.

Punkten will ETF-Lab gegenüber den Wettbewerbern aber nicht nur durch die günstige Ausgangsposition im Umfeld der Sparkassenorganisation, sondern auch in der Produktgestaltung sieht die Gesellschaft ein nützliches Differenzierungsmerkmal. So wird der Markt direkt über den Aktienkauf und nicht über Swaps abgebildet. Man hat die feste Absicht, sich über die Servicekomponente einschließlich des Reportings abzuheben. Und auch steuerlich will sich die Gesellschaft strikt auf die besonderen Anforderungen deutscher Institutioneller fokussieren. Organisatorisch angesiedelt ist die neue KAG schließlich ganz bewusst nicht im Asset Management Kapitalmarkt, sondern im Geschäftsfeld Corporates & Markets (C&M), um alle Einheiten, die mit dem ETF-Geschäft zu tun haben, eng miteinander zu verzahnen. Dort sind mit dem Market Making und der Einheit ETF Sales auch die Schnittstellen zu den institutionellen Kunden zugeordnet - unter anderem mit Zuständigkeit für den OTC-Handel.

Als Standardindizes werden zunächst der Dax und der Euro Stoxx 50 abgebildet. Und die übrigen drei Produkte der Startphase basieren auf dem Konzept der Dow Jones Stoxx Strong Style In dizes. Noch in diesem Jahr sind zirka weitere 25 Fonds als Basisprodukte geplant. Dabei soll das Augenmerk zunächst auf dem Rentenmarkt liegen, wo allgemein noch Nachholbedarf der angebotenen ETFs gesehen wird. Den Erfolg ihres neuen Projektes will die Deka-Bank gleichermaßen sportlich wie selbstbewusst an den erreichten Volumina in den einschlägigen Fondsstatistiken messen lassen.

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