Aufsätze

Stärkung der Kreditvergabe durch "Sparkassen-Kreditbasket-Transaktionen"

Noch immer stehen einige Sparkassen "Kreditpooling-Transaktionen der Sparkas-sen-Finanzgruppe" skeptisch gegenüber. Vielfach gegen das Instrument "Sparkas-sen-Kreditbasket" angeführte Argumente lauten:

"Unser Kreditgeschäft ist ausreichend diversifiziert. Das Kreditportfolio weist weder in Bezug auf Adressen noch auf Branchen Konzentrationsrisiken auf."

"Wir haben zwar Interesse Konzentrationsrisiken über Kreditbasket-Transaktionen abzusichern, jedoch kein Interesse in Basketrisiken zu investieren. Als Investor präferieren wir lukrativere Anlagen."

"Die bisherigen Kreditbaskets haben sich nicht gemäß unserer Erwartung als Investor entwickelt, daher halten wir eine Teilnahme für wirtschaftlich nicht interessant." ...

Regionale Verankerung Vor-, aber auch Nachteil

Zu Beginn eine Analyse der Realität: Die Befriedigung des örtlichen Kreditbedarfs unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitnehmer, des Mittelstandes und der gewerblichen Wirtschaft ist eine der wesentlichen satzungsmäßigen Aufgaben einer Sparkasse und Ausdruck des Regionalprinzips. Dieses bindet die Sparkasse an ihre Region. Diese regionale Verankerung der Sparkassen führt insbesondere im Vergleich zu national oder international allokierten Kreditportfolios zu einer höheren "Dichte" beziehungsweise Korrelation von Kreditnehmerstrukturen, die einer limitierten Differenzierbarkeit des potenziellen Kundenkreises geschuldet ist.

Mit anderen Worten: Die regionalen Wirtschaftsstrukturen spiegeln sich zwangsläufig in den Bilanzen einer Sparkasse wider. Vor diesem Hintergrund kommt der Steuerung systematischer Risiken, die unweigerlich zu Konzentrationsrisiken führen und einen hohen unerwarteten Verlust auf Portfolioebene zur Folge haben, die zentrale Bedeutung im Rahmen der Portfoliosteuerung beziehungsweise -optimierung zu.

Welche Handlungsmöglichkeiten für Sparkassen?

Die faktischen Handlungsmöglichkeiten von Sparkassen, eine aktive Kreditportfoliosteuerung zu betreiben, sind jedoch im Hinblick auf die regionale Verankerung limitiert. Zwar ermöglichen die ausgeprägte Kundennähe und die detaillierte regionalspezifische Kenntnis Sparkassen eine wirksame Risikoselektion auf Einzelkreditnehmerebene, wodurch das unsystematische Kreditrisiko minimiert wird. Diesem Vorteil steht jedoch der Nachteil gegenüber, dass die vorab skizzierte, auf eine Region ausgerichtete Geschäftstätigkeit zwangsläufig ein Defizit bei der Kreditrisikodiversifizierung zur Folge hat. Hieraus resultiert ein vergleichsweise hohes systematisches Kreditrisiko.1)

Demnach ist es für jedes regional fokussierte Kreditinstitut notwendig, Kreditportfolios unter Risiko-/Renditeaspekten zu optimieren. Doch wie geht das - und womit?

Baustein effizienter Kreditrisikosteuerung

Das potenziell generierbare "bundesweite Kreditportfolio der Sparkassen-Finanzgruppe" wäre ein mustergültig diversifiziertes Kreditportfolio, da es keine Konzentrationsrisiken in adressen-, branchen- und regionenspezifischer Hinsicht und damit eine optimierte Granularität aufweist. Mit anderen Worten: Ein derartig aufgebautes Kreditportfolio verfügt über kein beziehungsweise über ein minimiertes systematisches Risiko. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass gerade die regionalen Kenntnisse von Sparkassen gekoppelt mit einem bundesweit diversifizierten Portfolio - ein Optimum für jeden Risikoanleger und damit ein hoch interessantes Diversifikationsinvestment darstellen. Durch die Teilnahme an Kreditbasket-Transaktionen kann sich jede Sparkasse dieses "bundesweite Diversifikationspotenzial der Sparkassen-Finanzgruppe" erschließen.

Als Originatoren verifizieren die Institute Risikotreiber in adressen- und branchenspezifischer Hinsicht in ihrem Kreditportfolio. Dabei werden potenzielle Adressen auf Basis von Bonitätsnoten, Kreditvolumina sowie Auslastung interner Limite ermittelt und zur Absicherung über Basket-Transaktionen priorisiert. Basierend hierauf wird eine bundesweite Poolallokation generiert, mit der Zielsetzung einer möglichst hohen Granularität. Dieses Portfolio steht nun Sparkassen als Investitionsinstrument zur Verfügung.2)

Würden deutschlandweit alle Sparkassen das Instrument "Sparkassen-Kreditbasket" und somit dessen Diversifikationspotenzial nutzen, könnten die Institute deutlich mehr als ein Drittel ihres ökonomischen Eigenkapitals einsparen und mit alternativen renditeträchtigen Geschäften belegen.

Konzeption, Risikotransfer und Transaktionsstruktur

Im Rahmen von Kreditbasket-Transaktionen können Sparkassen Adressenrisiken unterschiedlicher Risikoklassen aus "mittelständischem Kreditgeschäft" absichern. Die Übertragung des Kreditrisikos erfolgt dabei synthetisch, sodass die den Adressenrisiken zugrunde liegenden Forderungen im Bestand der Sparkasse verbleiben; demzufolge wird die Kundenbeziehung durch die Risikoabsicherung nicht tangiert und die Sparkasse kann im Kundengeschäft weiterhin autonom agieren.

Die nebenstehende Abbildung 1 veranschaulicht den Kreditrisikotransfer zwischen den beteiligten Parteien und verdeutlicht, dass das Risiko synthetisch mittels Origina-toren-Schuldverschreibung, hierbei handelt es sich um eine Credit Linked Note (CLN), von den Originatoren-Sparkassen an die Zweckgesellschaft übertragen wird. Da die Zweckgesellschaft nicht als finaler Risikoträger in Betracht kommt, wird das nun diversifizierte Risiko an Investoren-Sparkassen mittels Investoren-Schuldverschreibungen, die als Basket-Credit-Linked-Notes ausgestaltet sind, platziert.3)

Welche Kreditereignisse werden über Kre-ditbasket-Transaktionen abgesichert? Im Sparkassen-Kreditbasket vereinbarte und damit über die jeweilige Transaktion abgesicherte Kreditereignisse, die zu Ausgleichszahlungen für betroffene Origina-toren-Sparkassen führen, sind Insolvenz und Nichtzahlung. Bei der Selektion und Aufbereitung der zugrunde gelegten Kreditrisiken werden neben den in der Spar-kassen-Finanzgruppe etablierten Standards für das Adressrisikomanagement die jeweiligen regionalen Prüfungsstellen einbezogen. Die Nutzung einer gemeinsam entwickelten und jeweils an die aktuellen Erfordernisse angepasste Vertragsdokumentation verstärken den erreichten hohen Qualitätsstandard.4)

Erhöhung der Effizienz durch Weiterentwicklung

Mittlerweile hat sich der bundesweite "Sparkassen-Kreditbasket" als zentraler Baustein einer modernen Kreditrisikosteuerung in der Sparkassen-Finanzgruppe etabliert und wird von vielen Sparkassen als Standardinstrument zur Begrenzung von Konzentrationsrisiken und zur Diversifikation des Kreditportfolios genutzt wird. Über 120 Sparkassen haben im Rahmen von elf Kreditpooling-Transaktionen rund 580 mittelständische Adressenrisiken mit einem Gesamtvolumen von etwas über einer Milliarde Euro abgesichert.

Während Sparkassen über die ersten Kre-ditpooling-Transaktionen ausschließlich Adressenrisiken mit dem Schwerpunkt "mittelständisches Kreditgeschäft" absichern konnten, wurde das Absicherungsspektrum sukzessiv erweitert, sodass seit dem "Sparkassen-Kreditbasket VI" die Möglichkeit besteht, auch "Adressenrisiken aus gewerblichen Immobilienfinanzierungen" abzusichern. Die Erweiterung der Absicherung impliziert für die teilnehmenden Sparkassen neben einer besseren Risikodiversifikation auch eine höhere Granularität im Kreditbasket.

Bisherige Performance und Zukunftspläne

Wie haben sich bisherige Kreditpooling-Transaktionen des Sparkassen-Finanzgruppe entwickelt und welches Risiko liegt bei den Investoren? Letztere tragen, da Kredit-basket-Transaktionen nicht tranchiert sind, ein "pro rata-Risiko". Mit anderen Worten: Jeder Investor ist von einem schlagend werdenden Risiko prozentual gleich betroffen. Für diese Risikotragung erhalten die Investoren, bei den Sparkassen-Kreditbas-ket-Transaktionen waren dies ausschließlich Institute der Sparkassen-Finanzgruppe, eine risikoadjustierte Bonitätsprämie, die primär zur Abdeckung des erwarteten Verlustes dient. Dabei haben sich die elf Kreditpooling-Transaktionen, wenngleich unterschiedlich, in Summe jedoch positiv entwickelt. Die Absicherungsprämie war für Originatoren und Investoren dem Risiko entsprechend und somit angemessen.

Wenngleich die Sparkassen-Finanzgruppe mit den Kreditbasket-Transaktionen über ein flächendeckendes und praxiserprobtes Instrument zum effizienten Management von Kreditrisiken verfügt, so soll dieses Instrument dem Bedarf entsprechend fortlaufend weiterentwickelt und optimiert werden. Es ist beabsichtigt, den Sparkassen jedes Jahr mindestens eine Kreditbasket-Transaktion anzubieten.

Da Sparkassen ihr nachhaltiges Interesse darüber hinaus an einer fortlaufenden Absicherungsmöglichkeit auch für mittlere Bonitäten geäußert haben, führen die Arrangeure der Kreditpooling-Transaktionen derzeit bundesweit eine Machbarkeits- und Potenzialanalyse über die Möglichkeit der Initiierung einer Kreditpooling-Transaktion zur Absicherung derartiger Adressen durch. Damit würde der Sparkassen-Kreditbasket das gesamte Bonitätsspektrum eines sparkassentypischen "Mittelstands-Kreditportfolios" abdecken (sanierungsbedürftige Engegaments ausgenommen).

Stärkung der Kreditversorgung

Somit gibt es gute Gründe an Kreditbas-ket-Transaktionen der Sparkassen-Finanzgruppe teilzunehmen: Kreditbasket-Transaktionen tangieren nicht die Kundenbeziehung (Kundenhoheit verbleibt bei der Originatoren-Sparkasse), verzichten auf Kreditverkauf beziehungsweise True Sale, entlasten interne Limite, senken das ökonomische Kreditportfoliorisiko durch Diversifikation (Reduktion des Credit Value at Risk), sind die preiswertesten Absicherungsinstrumente der Sparkassen-Finanzgruppe, nutzen die Standards der Sparkas-sen-Finanzgruppe für einen durchgängigen Qualitätsstandard, limitieren das durch größere Einzelschäden (von Großkunden) geprägte Bewertungsergebnis und stabilisieren damit die Ergebniswirkung (Tausch großer "unerwarteter Verluste" in kleine "erwartete Verluste").

Das Instrument Sparkassen-Kreditbasket erhöht die Leistungsfähigkeit der Sparkassen, ihrer satzungsmäßigen Aufgabe, den Mittelstand und die gewerbliche Wirtschaft mit Krediten zu versorgen, ohne die Gefahr Konzentrationsrisiken eingehen zu müssen. Die Vorteile des Regionalprinzips - Nähe und Kenntnis des Kunden - sowie bundesweite Präsenz werden idealtypisch kombiniert.

Zu konstatieren ist, dass Kreditbasket-Transaktionen ein wegweisendes Instrument zur Steuerung beziehungsweise Optimierung von Kreditportfolien dezentraler Institute sind.

Literaturquellen

1) Oriwol, Diethard (2005): Kreditderivate - Wirkungsweise und Einsatz im Kreditportfoliomanagement unter Erfolgsgesichtspunkten.

2) Grabau, Maik; Instinsky, Olaf (2009): Kreditpooling als institutsübergreifendes Instrument zur Steuerung des Adressenrisikos, in: Riekerberg, M; Utz, Erich R (Hrsg.): Strategische Gesamtbanksteuerung, Stuttgart, Seite 538-565.

3) Oriwol, Diethard; Weghorn, Reiner (2006): Kreditbasket III - erhöhte Flexibilität im Rahmen eines aktiven Kreditportfolio-Managements, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 21. Heft, Seite 10-12.

4) Oriwol, Diethard; Weghorn, Reiner (2007): Kreditpooling in der S-Finanzgruppe - von der Diversifikation einzelner Adressrisiken zur effektiven Kreditportfoliosteuerung, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Heft 21/2007, Seite 1160 bis 1162.

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