Gespräch des Tages

Wealth Management - Nur bedingt lukrative Aussichten

Je mehr das Private Wealth Management mit dem institutionellen Asset Management zusammenwächst beziehungsweise dessen Instrumentarium anwendet (siehe auch Kreditwesen 7-2010), umso mehr dürften sich für die Banken und Asset Manager die Margen einengen. Das größere Ertragspotenzial bietet damit möglicherweise nicht die Spitze der Einkommens- und Vermögenspyramide, sondern die Bereiche mehr oder weniger weit dahinter. Wo genau die ertragsbringende Klientel anzusiedeln ist und mit welchem Produkt- und Dienstleistungsangebot sie umworben wird, legen die meisten Banken individuell fest. So machen viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken in den lokalen Potenzialanalysen schon ab einem freien Vermögen von 150000 Euro eine lukrative Zielgruppe aus. Viele Privatbankiers siedeln die interessante Kundschaft für ihr Private Banking erst bei deutlich höheren Vermögenswerten an. So hat die in Liechtenstein ansässige LGT Group in ihrem kürzlich erschienenen Private Banking Report 2010 vermögende Privatkunden mit einem frei verfügbaren Vermögen von mehr als 500000 Euro befragt. Der mittlerweile zum 14. Mal von dem Beratungsunternehmen Capgemini und der Investmentbank Merrill Lynch initiierte World Wealth Report 2010 beschäftigt sich maßgeblich mit Millionenvermögen und dem Anlageverhalten der Millionäre. Und einige Private Wealth Manager kümmern sich nahezu ausschließlich um Kunden mit einem disponiblen Vermögen von zehn Millionen Euro aufwärts.

Den zahlreichen, traditionell in den Sommermonaten erscheinenden Marktstudien zufolge, so die frohe Botschaft für all diese Anbietergruppen, scheint derzeit Platz für unterschiedliche Geschäftsmodelle. So dürfen viele Sparkassen und Genossenschaften vor Ort verbesserte Dispositionsmöglichkeiten ihrer interessanten Klientel registrieren. Zentralinstitute wie die Helaba und die DZ Bank investieren in Produkte und Dienstleistungen zur gruppeninternen Unterstützung der Primären - aber sicher auch ein Stück weit in Konkurrenz. Und die Privatbankiers und Großbanken mit Pri-vate-Wealth-Management-Einheiten nehmen gerne zur Kenntnis, dass die Zahl der Dollarmillionäre im Berichtsjahr 2009 um gut 17 Prozent gestiegen ist und damit ihrer Zahl wie ihrem Vermögensbestand nach wieder das Niveau aus dem Jahre 2007 erreicht hat. Noch stärker gestiegen ist mit plus 21 Prozent die Zahl der Dollarmillionäre mit mindestens 30 Millionen an Vermögen. Richtig freuen können sich über solche Zahlen freilich nur die international tätigen Institute, denn der wahre Zuwachs an potenziellen Kunden wie auch deren disponiblen Vermögenswerten erfolgte in der Region Asien/Pazifik. Dort liegen acht der zehn Länder mit den größten Wachstumsraten, angefangen von Hongkong (plus 104 Prozent) über Indien (plus 51 Prozent) bis hin zu China an siebter Stelle (mit plus 31 Prozent). Während in solchen Ländern in der Tat Platz für neue Anbieter ist, dürfte es in Deutschland (plus 6,4 Prozent) und im übrigen Europa eher einen Verdrängungswettbewerb um die Kunden geben. Der absoluten Zahl der Dollarmillionäre nach wird Deutschland mit 861000 freilich immer noch auf dem dritten Rang geführt, weit vor China (477000) und UK (plus 23,8 Prozent auf 448000).

Mit Blick auf die Anforderungen der Anleger hat sich den aktuellen Erhebungen nach im Zuge der Wirtschaftskrise quer durch alle betrachteten Vermögensschichten - also von der Private-Banking-Klientel bis hin zum Wealth Management - das Sicherheitsbewusstsein erhöht. Und viele Kunden äußern das Bedürfnis nach mehr Information und einer aktiveren Einbindung in die Vermögensverwaltung beziehungsweise zumindest einer höheren Transparenz beim Portfolio- und Risikomanagement. Ob das im Zweifel eine Tendenz zu unabhängigem Rat und/oder eine Hinwendung zu überschaubaren Produkten bedeutet, wird die weitere Entwicklung zeigen müssen. Die integrierten Anbieter mit ihren weltweiten Netzwerken und die Spezialisten haben untereinander und gegeneinander viel Spielraum für einen sportlichen Wettbewerb.

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