Gespräch des Tages

Zahlungsverkehrspolitik - "Ja - aber" ist ein feines Lob

Wenn sich jemand verabschiedet, der eine Menge zu sagen hatte, kann man aus den Reden seiner Oberen zum Anlass immer ganz gut heraushören, was man im Hause so von ihm hielt. Klingt etwa ein freundlicher Seufzer der Erleichterung darüber durch, dass man den knorzigen Langgedienten endlich los wird? Geht es gar nur knapp und reserviert zu, pflichtgemäß dankend, aber mehr wirklich auch nicht? Nein, als Axel Weber als Präsident und Hans Georg Fabritius als Ressortchef soeben ihrem Hauptabteilungsleiter "Z" (für Zahlungsverkehr) zu seiner Lebensleistung in der Deutschen Bundesbank gratulierten, klangen die Töne ausgesprochen stimmig.

Es habe ihm, sagt Weber, schon alsbald nach seiner Amtsübernahme imponiert, mit welcher "starken Meinung" Hans-Jürgen Friederich seine Positionen vertrat. Es habe ihn beeindruckt, wie oft Friederich gerade auch im internationalen Expertendisput ohne Mühe "anders als alle anderen" die anstehenden Probleme samt Lösungen definierte. Es sei schon bemerkenswert gewesen, wie weit vorne die Bundesbank in der Zahlungsverkehrspolitik ihre jeweilige Position zu beziehen vermochte.

Zahlungsverkehrspolitik als eine der Kernaufgaben einer Notenbank vor allem auch im EZB-System: Schon Wendelin Hartmann als Vorgänger von Hans Georg Fabritius - hat gut begründen können, warum dies nicht eine bloße Frage der technischen Organisation sein darf. Und mit Fabritius wie Friederich ist diese Bedeutung immer nur gewachsen. Der Großzahlungsverkehr mit den Vorläufern von Target, dann mit Target selbst und die ständige Verbesserung der Plattformen, Schleifen und Risikosperren niemand kann es mehr wagen, die Funktionalität und Effizienz der Zahlungssysteme nicht als zentrale Einflussgrößen auf die Finanzstabilität des Euroraums und darüber hinaus zu respektieren. Die Entwicklung bis jüngst in die Wertpapierabwicklung und die Sepa hinein passierte und passiert aber eben nicht in reibungsfreien Sphären. Sie tangiert alleweil handfeste Interessen. Banken und banknahe Institutionen wollen mit dem Zahlungsverkehr durchaus Geld verdienen. Die Schnittstellen zwischen purem Notenbankgeld und anderem sind sehr wohl verschiebbar. Die Sensibilitäten der nationalen Notenbanken im Zahlungsverkehr haben alte und neue Ursachen.

Wie subsidiär müssen ZV-System gegenüber dem "freien" Markt bleiben? Wo ist Dominanz unvermeidlich? Wer zahlt wie viel? Die Szene tat offensichtlich stets gut daran, Friederich gut zuzuhören, wenn seine Diskussionsbeiträge mit einem "Ja-aber" begannen. Ein "umtriebiger Ideenverkäufer" sei er gewesen, stellt Fabritius fest. Dem stimmt die "Kreditwesen"-Redaktion mit einem herzlichen Dankeschön zu.

Was Hans-Jürgen Friederich, geboren 1943 in Berlin, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, diplomiert in Saarbrücken, promoviert bei Wolfgang Engels und seit den Siebzigern in der Bank, sich für seine Sache wünscht, ist klar, weil "an sich" ganz einfach: Die Bundesbank möge sich weiter als maßgebliches Kompetenzzentrum im Zahlungsverkehr er- und beweisen. Sie habe dabei die Pflicht, ein geschäftliches Selbstverständnis "als Bank" zu pflegen. Und man möge, bitteschön, in den vielen Facetten des großen Zahlungsverkehrs vielleicht nicht immer neue Anglizismen zweifelhafter Schärfe erfinden, wo es schon längst glasklare deutsche Begriffe gebe. Sic.

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