Creditreform: Corona-Hilfen verzögern Insolvenzentwicklung

Quelle: Creditreform

Trotz des massiven Konjunktureinbruchs sind die Insolvenzen in Deutschland weiter signifikant gesunken: Im Jahr 2020 nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich um 13,4 Prozent auf 16 300 Fälle (2019: 18 830) ab. Das ist der niedrigste Stand seit der Einführung der Insolvenzordnung (InsO) im Jahr 1999. Patrick-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, führt dies vor allem auf die von der Bundesregierung zur Abfederung der Folgen der Corona-Pandemie beschlossenen Hilfs- und Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft zurück: „Im laufenden Jahr hat sich das Insolvenzgeschehen als Seismograph für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vom wirklichen Zustand der deutschen Unternehmen entkoppelt“, so Hantzsch. Problematisch sei auch, dass durch die Staatshilfen sehr viele Unternehmen am Markt blieben, die unabhängig von der Corona-Krise eigentlich nicht mehr überlebensfähig seien.

Unternehmensinsolvenzen 2015-2020; Quelle: Creditreform

Durch die Aussetzung der insbesondere bei Kleinbetrieben gab es durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht spürbar weniger Insolvenzmeldungen. Ein deutlicher Anstieg der Insolvenzen war dagegen bei größeren Unternehmen zu verzeichnen. Eine Verdopplung der Fallzahlen gab es bei Unternehmen mit mehr als 50,0 Mio. Euro Jahresumsatz zu verzeichnen. Trotz dieser Entwicklungen dominieren Kleinst- und Kleinunternehmen weiterhin das Insolvenzgeschehen, auch wenn in diesem Segment sehr viel weniger Fälle zu verzeichnen waren. In acht von zehn insolventen Unternehmen waren höchstens fünf Personen beschäftigt.

Insolvenzen 2020 nach Beschäftigtenzahl; Quelle: Creditreform

Auch bei den privaten Verbrauchern war ein merklicher Rückgang der Insolvenzen zu verzeichnen. Im Jahr 2020 verringerte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um 27,1 Prozent auf 45 800 (2019: 62 810). Hierbei wirkten sich neben den Corona-bedingten Einschränkungen beispielsweise bei Schuldnerberatungen und Behörden vor allem die Pläne der Bundesregierung zur Reform des Insolvenzrechts hemmend aus. Bei der hohen Zahl an überschuldeten Verbrauchern sind aber nach Einschätzung von Creditreform künftig steigende Privatinsolvenzen wahrscheinlich – insbesondere, falls die Wirtschaftskrise anhält oder sich weiter verschärfen sollte.

Entwicklung der Insolvenzen 2015-2020; Quelle: Creditreform

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