Crowdlending versus Bankkredit – Mittelständler bevorzugen klar die Bank

Das Crowdlending ist über die Startup-Phase hinaus. Prognosen, wonach diese alternative Finanzeirungsform die Hausbank als bevorzugten Finanzierungspartner des Mittelstands ablösen könnte, haben sich jedoch bislang nicht erfüllt. Das geht aus einer Studie hiervor, für die Deloitte und EFAM knapp 250 Mittelständler zum Thema befragt haben. In Mitarbeiterzahl und Umsatz weisen sie eine ähnliche Größe wie bei einer Befragung 2015 auf, nämlich einen Median von 65 Mitarbeitern und 10 Millionen Euro Umsatz.

In Sachen Bekanntheit konnte das Crowdlending demnach kräftig zulegen. Heute geben 82 Prozent der befragten Unternehmen an, die Finanzierungsform Crowdlending zu kennen – 2015 waren es nur 48 Prozent. Dennoch bleibt die  Hausbank der bevorzugte Finanzierungspartner. Nur ein Zehntel der Befragten glaubt daran, dass sich dies ändern könnte. Knapp die Hälfte der Unternehmen will in Zukunft die Bindung zur Hausbank sogar stärken. Ein Hauptgrund dafür könnte sein, dass der persönliche Ansprechpartner unverändert eine herausragende Rolle spielt. Lediglich 5 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass der persönliche Ansprechpartner für sie nicht wichtig sei. So überrascht es nicht, dass ebenfalls nur 5 Prozent der Probanden ihren Kredit bevorzugt beziehungsweise ausschließlich online abschließen wollen.

Banken punkten aber nicht nur bei der persönlichen Betreuung. Knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen empfinden die Kreditvergabe der Geldinstitute als transparenter im Vergleich zur Crowd. Besonders überraschend ist das schlechte Abschneiden in einer dem Crowdlending zugesprochenen Domäne: 76 Prozent empfinden die Kreditbewilligungsdauer der Schwarmfinanzierung als schlechter, die Hälfte davon sogar als sehr viel schlechter. Auch die Flexibilität der Vertragsgestaltung und die Erreichbarkeit werden von jeweils rund 60 Prozent der Befragten bei Banken als besser bzw. sehr viel besser angegeben. Einen nennenswerten Bedeutungsverlust des Bankkredits lassen diese Ergebnisse nicht erwarten.

Von dem in Deutschland 2017 insgesamt an KMUs vergebenen Kreditvolumen – über 130 Milliarden Euro– machten Kredite über die Crowd weniger als 1 Prozent aus. Crowdlending konnte zwar in diesem Segment an Bekanntheit und Volumen in den letzten Jahren zulegen, bleibt jedoch auf einem niedrigen Niveau und wächst nicht schnell genug, um Banken in den kommenden Jahren ernsthafte Konkurrenz zu machen.

Die Studie konnte jedoch auch mit statistischer Signifikanz feststellen, dass vor allem Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote Interesse an Krediten durch die Crowd haben. Während viele dieser Befragten in der aktuellen Niedrigzinsphase die Bankfinanzierungshürden noch überwinden können, könnte es bei steigenden Zinsen für sie bei der klassischen Finanzierung eng werden. Die OECD stellt in einem Bericht vom Dezember 2017 fest, dass sich viele sogenannte Zombie-Firmen nur aufgrund der Niedrigzinsen am Markt halten können. Ob für diese Unternehmen das Crowdlending in Hochzinsphasen zum Rettungsanker wird, bleibt abzuwarten. Es ist naheliegend, dass bei steigenden Zinsen auch die Investoren der Crowd höhere Zinsen verlangen werden und damit für „Zombies“ keine Alternative bieten, da sie mit ihrer nicht ausreichenden Produktivität die höheren Zinsen nicht bewältigen können.

Längerfristig betrachtet könnte der Generationswechsel in den Leitungsfunktionen der Unternehmen dem Crowdlending zum Aufschwung verhelfen. Die Befragung konnte eine hohe Korrelation zwischen digitaler Technikaffinität und Bereitschaft zum Crowdlending aufzeigen. Da die Entscheidungsträger von morgen aus einer technologiegewohnten Generation stammen, erscheint ein steigendes Interesse an dieser Finanzierungsform wahrscheinlich. Dass sich deshalb auch Banken damit befassen, zeigen die Übernahme der Plattform Lendico durch die ING-DiBa sowie weitere Übernahmespekulationen am Markt.

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