Marktforschung

bAV aus Arbeitnehmersicht: gut, aber verbesserungswürdig

In dem Maße, wie das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung beziehungsweise das daraus zu erwartende Rentenniveau abnimmt und andererseits die bisherigen Formen der privaten Altersvorsorge unter dem Niedrigzinsniveau leiden, rückt die betriebliche Altersvorsorge in den Vordergrund. Was Arbeitnehmer über diese Vorsorgesäule denken, hat Towers Watson in einer Studie untersucht, an der mehr als 29 000 Arbeitnehmer aus Unternehmen mit 500 bis 1 000 Mitarbeitern teilgenommen haben, darunter rund 2 000 aus Deutschland und 72 Prozent mit einer betrieblichen Altersversorgung bei ihrem Arbeitgeber.

Die Ergebnisse sind, wie üblich, teilweise widersprüchlich. So sind sich 78 Prozent der Befragten einig, dass ihre Generation im Vergleich zu der ihrer Eltern in der Ruhestandsphase mehr Probleme haben wird. Unter den über 50-Jährigen vertrauen nur 37 Prozent darauf, dass die gesetzliche Rente ein angemessenes Renteneinkommen bereitstellt. Unter den unter 40-Jährigen sowie den 40- bis 49-Jährigen ist es sogar nur gut jeder Vierte. Gleichwohl nennen 62 Prozent der Befragten die gesetzliche Rentenversicherung als ihre voraussichtliche Haupteinkommensquelle im Alter. Nur 14 beziehungsweise 13 Prozent vertrauen hier auf die Altersversorgung durch den Arbeitgeber beziehungsweise sonstige Ersparnisse und Investitionen.

Bestes Kosten-Nutzen-Verhältnis im Vergleich der Vorsorgeformen

Wenn es um das Kosten-Nutzen-Verhältnis geht, hat die bAV aus Arbeitnehmersicht eindeutig die Nase vorn - auch im Vergleich mit der privaten Altersvorsorge. 91 Prozent der Befragten bescheinigen ihr ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis. Vielleicht auch deswegen ist sie für 47 Prozent der Befragten die voraussichtlich zweitwichtigste Einkommensquelle im Alter. Entsprechend auch die Erwartungen an die Arbeitgeber: 83 Prozent finden es wichtig, dass sie eine aktive Rolle bei der Bereitstellung einer Altersversorgung spielen.

Hohe Wirkung bei Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern

Wenn die bAV als attraktiv und bedarfsgerecht wahrgenommen wird (was freilich nur auf 53 Prozent der Befragten zutrifft), entfaltet sie auch eine hohe Gewinnungs- und Bindungswirkung. Für viele Arbeitnehmer ist eine attraktive betriebliche Altersversorgung ein Grund, bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben: Unter jenen, die das Angebot für bedarfsgerecht halten, ist dieser Anteil mit 53 Prozent deutlich höher als bei den Arbeitnehmern insgesamt (37 Prozent). Und für 41 Prozent der Beschäftigten, die die bAV als bedarfsgerecht einstufen, war sie ein wichtiger Grund für die Bewerbung beim aktuellen Arbeitgeber. Unter allen Arbeitnehmern geben das nur 30 Prozent an.

Auch im Vergleich mit anderen Nebenleistungen hat die Altersversorgung einen hohen Stellenwert: Bittet man Arbeitnehmer, ein frei verfügbares Budget auf unterschiedliche Nebenleistungen aufzuteilen, würden im Durchschnitt 58 Prozent der zur Verfügung gestellten Mittel in die bAV fließen - weitaus mehr als in gesundheitliche Absicherung (zwölf Prozent) oder Mitarbeiterrabatte (elf Prozent).

Wie aber wird eine bAV aus Mitarbeitersicht attraktiv? Hier gilt im Grunde das Gleiche, was sich Verbraucher auch bei ihren privaten Vorsorge- und Geldanlageinvestitionen fordern: Sicherheit und Flexibilität sind Trumpf. 83 Prozent wünschen sich den Schutz vor Inflation, 75 Prozent Wahlmöglichkeiten, insbesondere im Hinblick auf eine flexible Auszahlungsform und monatlich anpassbare Entgeltumwandlungsbeträge.

Optingout-Modelle, bei denen der Arbeitnehmer automatisch zur bAV angemeldet wird, sofern er sich nicht ausdrücklich dagegen entscheidet, stoßen der Umfrage zufolge auf hohe Akzeptanz: 72 Prozent der Befragten geben an, sich darüber sogar zu freuen. 26 Prozent haben nicht viel darüber nachgedacht, aber auch nicht vor, sich abzumelden. Nicht ganz so hoch ist die Akzeptanz höherer Gehaltsabzüge im Rahmen der Entgeltumwandlung mit nur 42 Prozent. 33 Prozent sind unentschieden, 25 Prozent dagegen.

Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation

Verbesserungsbedarf macht die Studie vor allem in Sachen Kommunikation aus. Denn lediglich 31 Prozent der Studienteilnehmer stufen die erhaltenen Informationen als verständlich ein. Verbessern lassen könnte sich das der Studie zufolge zum Beispiel durch Projektionsrechner zur Hochrechnung von Leistungen, die zugleich die Funktionsweise des Pensionsplans erklären und die konkrete monetäre Perspektive der eigenen Vorsorge darstellen. Dadurch könnte den Experten zufolge die Wertschätzung der bAV durch den Arbeitnehmer erheblich verbessert werden. Bei jüngeren Arbeitnehmern verzeichnet hier vor allem der Einsatz mobiler Apps steigende Beliebtheit. Red.

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